Ronaldo-Fieber: Alle wollen seine "coole" Frisur

Ronaldo: "Titel schöner als Sex" / Inter will ihn enger binden PLUS: Umfrage, Diskussion, Star-Wahl & alle WM-Bilder

Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Dass Ronaldo der Superstar der WM ist, ist unbestritten. Dass seine "Dreieck"-Frisur wirklich fesch ist, schon weniger. Sei's drum: In Brasilien jubeln die "Barbiere" nicht nur über den WM-Titel sondern auch über Rekordeinnahmen. Denn alle Fans wollen sich auch ein "magisches Dreieck" aufs Hirn zaubern lassen. Ronaldo & seine Mitspieler wurden inzwischen frenetsich in der Heimat empfangen. Ronaldo will allerdings wieder eine "normale Glatze" tragen, weil ihn sein zweijähriger Sohn nach der Rückkehr von der Fußball-Weltmeisterschaft nicht wiedererkannt habe.

Der 25-jährige WM-Torschützenkönig wird der Aufsehen erregenden Frisur adé sagen und sich auch den kleinen Haarteil am vorderen Teil des Kopfes wegrasieren lassen, versicherte Mutter Sonia gegenüber der Zeitung "Jornal do Brasil". Der ungewöhnliche Haarschnitt war nach dem fünften Titelgewinn der Südamerikaner von Hunderten von Fans in Brasilien kopiert worden.

Ronaldos Sohn geschockt
"Ronaldo mochte den Schnitt", erklärte unterdessen Manager Rodrigo Paiva. Das Problem sei gewesen, dass Sohn Ronald ihn nach der über einmonatigen Abwesenheit nicht wiedererkannt habe. Ronaldo will während seines Urlaubs mit Frau Milene und seinem Sohn zehn Tage auf Hawaii verbringen und sich dann nach einer Zeit in Rio wieder seinem Verein Inter Mailand zur Verfügung stellen.

So erlebte Ronaldo das Finale
In die brasilianische Nationalflagge gehüllt wurde Ronaldo von einem gewaltigen Pulk an Fotografen förmlich gejagt und fast erdrückt, "Brasil, Brasil" skandierten die völlig aus dem Häuschen geratenen "Torcedores". Mit seinen beiden "goldenen Toren" in silbernen Schuhen versetzte das Phänomen Ronaldo ein ganzes Land in einen Freudentaumel und legte 170 Millionen Brasilianer die heiß ersehnte "Penta" - den fünften Fußball-WM-Titel - zu Füßen.

Als der Schlusspfiff nahte, wurde Ronaldo von seinen Gefühlen übermannt. Kurz zuvor ausgewechselt, weinte er hemmungslos in den Armen eines Betreuers. Kurz darauf holte ihn die Freude ein. "Diese beiden Tore sind der Höhepunkt meiner Karriere. Ich widme sie meiner Familie - meiner Frau Milene und meinem Sohn Ronald - und jenem Mann, der meine Karriere gerettet hat." Er meinte damit seinen Arzt, den Orthopädie-Spezialisten Gerard Saillant, der von Ronaldo zum WM-Finale nach Yokohama eingeladen worden war.

Unter den Ovationen des Publikums drehte der Torjäger eine Ehrenrunde nach der anderen, genoss den Augenblick und sagte: "Ich habe zwei Jahre hart gearbeitet, um wieder in diese Form zu kommen. Ich danke Gott dafür. Ich hätte nicht in meinen kühnsten Träumen gedacht, dass es solch einen Tag geben würde."

Mit acht Treffern wurde das wieder erweckte "Wunderkind" nicht nur Torschützenkönig der WM, sondern stellte auch die WM-Marke seines Idols Pele (zwölf Tore) ein. Diese Marke will er natürlich 2006 in Deutschland brechen, und sich für dieses Ziel sogar in Keuschheit üben. Für den WM-Titel, so sagte er am Sonntagabend in den Katakomben des International Stadium, lohne es sich sogar, 40 Tage lang auf Sex zu verzichten: "Der WM-Titel ist schöner als Sex, denn man kann ihn nur alle vier Jahre genießen."

Dass der Stürmerstar von Inter Mailand überhaupt wieder spielt, grenzt an ein Wunder. Seine Leidenszeit begann vor vier Jahren mit dem 0:3-Endspiel-Debakel gegen Frankreich im Stadion von St. Denis. Bis heute ist nicht geklärt, warum der damals 21-Jährige am Vorabend von epilepsieartigen Anfällen heimgesucht wurde - und auf wessen Geheiß er im Finale trotzdem sein Leben riskierte.

Seitdem kam Ronaldo Luiz Nazario de Lima, wie der Star bürgerlich heißt, nie mehr richtig auf die Beine. Zwei Mal rissen Bänder und Sehnen des rechten Knies. Beim Comeback-Versuch im April 2000 in Italien riss abermals die operierte Patellarsehne.

Wieder kämpfte er sich heran, doch noch bis kurz vor WM-Beginn litt er unter Muskelproblemen - und Depressionen. Trainer Luiz Felipe Scolari setzte ungeachtet aller Kritiken in der Heimat auf "Wackelkandidat" Ronaldo - und ist belohnt worden. Dennoch hatte Ronaldo kaum jemand als WM-Torschützenkönig auf der Rechnung. Mitleidig belächelt war er worden, als er getönt hatte: "Setzt Geld auf mich, ihr werdet Millionäre."

Inter Mailand will Ronaldo enger an sich binden
Inter Mailand deckt den brasilianischen Helden der Fußball-WM 2002 Ronaldo mit Geld ein. Nach Angaben der "Gazzetta dello Sport" will Inter den Vertrag Ronaldos um ein Jahr bis 2007 verlängern und ihm das Gehalt von vier auf 6,2 Millionen Euro pro Jahr erhöhen. Auch die Hauptsponsoren, Nike und Pirelli, sind bereit, ihren Vertrag mit Ronaldo nach oben zu revidieren.

Die besten WM-Torschützen:

1. Gerd Müller (Deutschland) 1970/1974 14 Tore
2. Just Fontaine (Frankreich) 1958 13
3. Pele (Brasilien) 1958-1970 12
4. Sandor Kocsis (Ungarn) 1954 11
4. Jürgen Klinsmann (D) 1990-1998 11
6. Gabriel Batistuta (Arg) 1994-2002 10
6. Teofilo Cubillas (Peru) 1970-1978 10
6. Grzegorz Lato (Polen) 1974-1982 10
6. Gary Lineker (England) 1986/1990 10
6. Helmut Rahn (Deutschland) 1954/1958 10
6. Ronaldo (Brasilien) 1998/2002 10