Siemens: Trotz Gewinnsteigerung Stellenabbau

Verlust der Siemens-Netzwerksparte bei 158 Mio. Euro Bei ICN werden nochmals 6.500 Arbeitsplätze gestrichen

Nach einem überraschend hohen Gewinn im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2001/02 will der Siemens-Konzern seinen Umbau mit einem weiteren massiven Stellenabbau fortsetzen. Im Problembereich Netzwerke (ICN) werden nochmals 6.500 Arbeitsplätze gestrichen, kündigte Konzern-Chef Heinrich von Pierer am Donnerstag in Erfurt an. Der Großteil der Stellen wird im Ausland abgebaut. Die übrigen Bereiche konnten sich in der Konjunkturflaute besser halten als von den meisten Analysten erwartet.

Siemens: Trotz Gewinnsteigerung Stellenabbau

Der Siemens-Gewinn stieg im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2001/02 (30. September) auf rund 1,3 Mrd. Euro verglichen mit 578 Mio. Euro im Vorjahr. Im Gesamtjahr wolle der Konzern auch den operativen Gewinn deutlich steigern, kündigte Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger erstmals an. Bisher hatte Siemens lediglich eine deutliche Steigerung des Jahresüberschusses wegen des Wegfalls von Sonderbelastungen angekündigt.

"Das konjunkturelle Umfeld ist aber unklar", sagte von Pierer. Sollten die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen, will der Konzern die Restrukturierung ausweiten. In diesem und im vergangenen Geschäftsjahr hat der Konzern den Abbau von über 25.000 Stellen angekündigt. Im Geschäftsjahr 2000/01 war der Siemens-Gewinn wegen der Hightech-Krise und zahlreicher Sonderfaktoren von 8,9 auf 2,1 Mrd. Euro eingebrochen.

Der Verkauf von Infineon-Anteilen steuerte im zweiten Quartal per Saldo 561 Mio. Euro zum Gewinn bei. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) stagnierte bei 919 Millionen Euro. Beim operativen Gewinn hatten die meisten Analysten mit einem deutlichen Rückgang gerechnet.

Bei ICN werden nochmals 6.500 Arbeitsplätze gestrichen
Düster sieht es weiter bei ICN aus. Vor allem die Kunden unter den Netzwerkbetreibern stecken vielfach in Schwierigkeiten. "Viele, auch renommierte Unternehmen auf dem Weltmarkt kämpfen nicht mehr mit Margen und um Kunden, sie kämpfen um ihr nacktes Überleben", sagte Pierer. Er rechne hier in den nächsten 12 bis 18 Monaten auch mit keiner spürbaren Besserung. Die Siemens-Netzwerksparte fuhr im zweiten Quartal einen operativen Verlust von 158 Mio. Euro ein. Im ersten Quartal lag das Minus bei 124 Mio. Euro.

Dort sollen nun insgesamt 16.500 Stellen wegfallen. Anfang des Geschäftsjahres 2000/2001 waren bei ICN noch 53.000 Menschen beschäftigt. Weltweit beschäftigt Siemens 443.000 Menschen, davon 180.000 in Deutschland.

Gesteigerte Nachfrage bei Mobiltelefonen
Bei Mobiltelefonen spürt Siemens eine gestiegene Nachfrage. Im zweiten Quartal verkaufte die Mobilfunksparte ICM 8,3 Millionen Handys nach 6,9 Millionen im Vorjahreszeitraum. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres waren es mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft 9,0 Millionen. ICM blieb im zweiten Quartal mit 44 Millionen Euro operativ in den schwarzen Zahlen. Dabei waren sowohl die Mobilfunknetze als auch die Handys profitabel. Der Siemens- Konzern steht im Wettbewerb mit Samsung um den dritten Platz unter den weltweiten Handyherstellern. An der Spitze steht unangefochten Nokia gefolgt von Motorola.