Totalabsturz: Geht der Meister in Konkurs?

Fans fordern Stadionverbot für den Vorstand NEWS informiert Sie über den Insolvenzfall FC Tirol

Totalabsturz: Geht der Meister in Konkurs?

Der Meister ist standesgemäß unterwegs: Um 14.02 Uhr, eineinhalb Stunden vor dem Anpfiff zur Titelverteidigung, hält der FC-Tirol- Bus direkt vor dem Spielereingang des High-Tech-Tivolistadions. Als Erster kommt Alfred Hörtnagl heraus, der Senior: Trainingsanzug, Sonnenbrille, ausgestreckte rechte Hand Richtung Fans, die ihm zujubeln, ein Lächeln. Es folgen Roland Kirchler, Jürgen Panis und Goalgetter Radoslav Gilewicz, der die größten Ovationen erhält.

Der Luxus-Bus
Als Letzter Buslenker Manfred Prutti aus Telfs. Seit fünf Jahren chauffiert er die Tiroler Kicker von Stadion zu Stadion, einmal sogar nach Valencia. Prutti: „Ich darf den modernsten Bus lenken, den es derzeit gibt. Die Klimaanlage funktioniert so gut wie in einem Fünf-Sterne-Hotel.“ Stolz präsentiert er die Fußablagen, die sich auf Knopfdruck elektronisch verstellen lassen. Rund 365.000 Euro hat der Mannschaftsbus gekostet, den die Vereinsführung erst vor einem Jahr erworben hat. In großen Lettern prangt auf der Außenseite „Fußballfieber“.

Der Schuldenstand
Fieber ist ein Symptom für Krankheit. Und krank ist der FC Tirol wirklich – in finanzieller Hinsicht. Mindestens 29 Millionen Euro – 400 Millionen Schilling – soll der Schuldenstand betragen. Seit Tagen kämpfen sich Mitarbeiter der RaiffeisenLandesbank durch die chaotischen Finanzunterlagen des Klubs. Ein Wirtschaftsprüfer spricht off records“ von einem „Sauhaufen“. Und erklärt den Traditionsverein für bankrott. Walter Hintringer vom Kreditschutzverband zückt die Rote Karte: „Der FC Tirol ist insolvent. Ich bin mir sicher, anstehende Forderungen können nicht mehr vereinbarungsgemäß beglichen werden. Eine normale Firma wäre unter diesen Umständen längst im Konkurs.“ Der lose Umgang mit geborgten Millionen beschäftigt mittlerweile sogar die Innsbrucker Staatsanwaltschaft. Und auch die rund 300 Gäste im noblen VIP-Bereich mit den 16 verglasten Sky-Boxen, für die der FC Tirol pro Saison jeweils rund 51.000 Euro Miete verlangt.

Damenwahl im Tivoli
Aber auch in den edlen Kabinen ist die Lust am Fußball etwas gedämpft. Die wirtschaftliche Misere sorgt für mehr Gesprächsstoff als Herwig Drechsels Führungstreffer für Ried in der 40. Spielminute. „Früher“, meint ein Wirtschaftstreibender aus der Baubranche, „war auch hier heroben viel mehr los. Da haben sogar die schönsten Damen von Tirol eine eigene Loge gehabt.“ Bis zum Vorjahr hatte sich nämlich die Belegschaft des Wörgler Nobeletablissements „La Villa“ in den VIP-Räumlichkeiten eingemietet. Wehmut auch auf der Nordtribüne, wo sich die treuesten Tirol-Anhänger auf Stehplätzen drängen. Errol, 27, vom Fanklub Verrückte Köpfe“ droht dem Vorstand eine Tiroler Watschen an: „Ein Skandal, wie die gewirtschaftet haben. Ich fordere ein Stadionverbot für Expräsident Kerscher und Manager Hochstaffl.“

Alptraum Regionalliga
Martin Kerscher – gelernter Maurer und Skilehrer, jetzt Nike-Manager – und Robert Hochstaffl – Exgendarm, Musikagent und nunmehriger Klubmanager – hofften auf ein Tiroler Fußballwunder, erleben zurzeit jedoch nur blaue. Sie müssen für folgende Fakten eine Erklärung finden: Am 10. Oktober 1997 ließ sich Martin Kerscher zum Präsidenten wählen, Robert Hochstaffl wurde Finanz- und Marketingreferent. Damals war der Klub nahezu schuldenfrei. Nicht einmal fünf Jahre später droht einem der sportlich erfolgreichsten Vereine Österreichs – der dritte Meistertitel in Folge ist reine Formsache – der Super-GAU: Konkurs, Lizenzentzug für die Bundesliga noch in diesem Monat und der damit verbundene Zwangsabstieg in die Regionalliga West. Erschütternde Bilanz: In den vergangenen drei Saisonen waren vereinsintern – nach vorsichtigen Schätzungen der Wirtschaftsprüfer – zwischen 350 und 400 Millionen Schilling im Umlauf. Eine Summe, die wohl kaum allein für die Spielergehälter und die Stadiongebühr - der Verein zahlt nur die Betriebskosten, aber keine Miete – verwendet worden sein kann.

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