Kultur-Kommentar
Keine Probleme mit der Kunst?
Heinz Sichrovsky über ministerielle Serienentwarnung
Das Befremden, das zivilisierte Menschen angesichts der Liquidierung des Literaturunterrichts aus österreichischen Gymnasiallehrplänen heimsucht, erfasste zuletzt auch die „Neue Zürcher Zeitung“: Der Berichterstatter wollte nicht glauben, dass die ressortzuständige Ministerin mit einer gutgelaunten Floskel entwarnt, wenn, wie von NEWS dokumentiert, Pädagogen, Gelehrte und Autoren von Weltrang katastrophale Zustände aufziehen sehen. Nicht anders zum Verfall des Musikunterrichts, den wir in der Vorwoche thematisiert haben und dem wir in dieser Ausgabe eine Fortsetzung widmen: Die Alarmrufe führender Persönlichkeiten der internationalen Musikwelt verhallen vor der amtlichen Gewissheit, es gebe nichts zu bemängeln. Claudia Schmied war gewiss eine anfechtbare Ministerin, in Bildungs- noch mehr als in Kulturbelangen. Die von ihr initiierte (und von ihrer Behörde karikaturhaft umgesetzte) Zentralmatura ist ursächlich für das Literaturdilemma verantwortlich. Aber dass beide Ressorts in derselben Hand waren, erzwang zumindest eine gewisse Kunstaffinität der Amtsinhaberin. Damit scheint es fürs Erste vorbei zu sein. Womit ich – man wird es mir glauben – allerdings nicht etwa andeuten will, ich wünschte auch die Kulturbelange in der Hand der amtierenden Unterrichtsministerin.