Beim AMS hat sich in
20 Jahren viel geändert

Das Arbeitsmarktservice reformiert zum Jubiläum die Job-Suche

Heute feiert das Arbeitsmarktservice (AMS) sein 20-jähriges Bestehen. Aus dem Verwaltungsapparat ist eine Servicegesellschaft geworden, die künftig die Internet-Eigenrecherche deutlich ausbaut. Unter dem Titel "Skill-Matching" werden derzeit 14.000 Berufe auf 700 reduziert, für die es künftig Befähigungslisten gibt, mit denen die Suchenden den passenden Job finden sollen.

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Arbeitsmarkt - Beim AMS hat sich in
20 Jahren viel geändert

Geplanter Start für das "Skill-Matching" ist Mitte 2016. Die AMS-Berater sollen dann mehr in den Hintergrund treten und sich um jene Arbeitslosen kümmern, die trotz der Online-Eigenrecherche in den Datenbanken des AMS nicht fündig geworden sind. Mithilfe der Befähigungslisten sollen die Suchenden besser erkennen, welche Fähigkeiten ihnen für die angestrebten Jobs noch fehlen bzw. in welchen verwandten Berufen sie mit ihrem Können ebenfalls gefragt sind. Diese Befähigungslisten sollen jährlich durch die Beobachtung der Stelleninserate an den Bedarf der Wirtschaft angepasst werden.

Das AMS passt sich damit der stetig steigenden Dynamisierung des Arbeitsmarktes an, so AMS-Vorstand Herbert Buchinger im Gespräch mit der APA. Der lebenslange Job bei einem Arbeitgeber werde immer seltener, die Phasen kurzer Arbeitslosigkeit hingegen üblich. Eine Folge daraus ist, dass Arbeitslosigkeit nicht mehr als Katastrophe gesehen werde, sondern als Bestandteil des Berufslebens.

Neue Herausforderungen bei der Lehre

Große Veränderungen ortet Buchinger bei der Lehre. Früher sei ein Großteil der Jugendlichen in die Lehre und nicht in weiterbildende Schulen gegangen. Das habe sich gedreht - und von denen, die nicht weiter die Schulbank drücken, seien viele ohne Schulabschluss. Dazu käme, dass die Ausbildungsbetriebe weniger bereit seien, Erziehungsaufgaben wie Grüßen und pünktlich sein übernehmen zu wollen. Allerdings würden bereits ein Jahr nach Start der Schulungsmaßnahmen durch das AMS mehr als die Hälfte dieser schwierig vermittelbaren Jugendlichen am Arbeitsmarkt unterkommen. Buchinger wünscht sich eine bessere Durchlässigkeit beim Umstieg von der Lehre auf eine Fachhochschule.

Umbrüche gebe es auch bei der Beschäftigung von Ausländern. Schlecht qualifizierte Arbeitnehmer aus den Balkanstaaten würden durch gut ausgebildete Personen aus Osteuropa verdrängt. Hier würden sich Fehler in der Integrationspolitik der vergangenen Jahrzehnte rächen. Dass manche Gastarbeiter auch nach Jahrzehnten schlecht deutsch sprechen liege daran, dass sich ausländische Arbeitgeber Arbeiter aus ihrem Sprachkreis gesucht hätten - und dann der Bautrupp eben nur in der Muttersprache miteinander kommunizierte.

Für Ältere wird es immer schwerer

Bei arbeitslosen älteren Personen sei zu bemerken, dass es nicht nur die schlecht qualifizierten schwer hätten, sondern auch die top ausgebildeten Arbeitslosen. Buchinger führt dies darauf zurück, dass sich die Betriebe lieber Jungakademiker suchen, die sie für viele Jahre ans Unternehmen binden könnten, während sich bei älteren Arbeitslosen bereits die Pensionierung abzeichne. Dazu käme die Lohnkurve - ein über 50-jähriger verdiene nun mal im Schnitt das doppelte eines unter 25-jährigen.

Wobei das Problem Altersarbeitslosigkeit lange gar nicht als solches gesehen wurde. Bis Mitte der 90er-Jahre war es von der Politik sogar gewünscht, Ältere aus dem Arbeitsprozess zu nehmen um freie Arbeitsplätze zu schaffen. Von der verstaatlichten Industrie wurden damals Frühpensionierungen als Arbeitsmarktpolitik eingesetzt. Heute sei das zum Teil noch im Bankenbereich so - allerdings würden hier die Banken die Kosten selber tragen und nicht auf die Allgemeinheit abwälzen.

Anhaltende Kritik an Schulungen

Auf Kritik an sinnlosen Schulungsmaßnahmen habe das AMS reagiert, hier würden die Berater nun besser geschult. Wie überhaupt die Ausbildung der AMS-Mitarbeiter stark professionalisiert wurde, betont Buchinger. Früher seien sie von älteren Kollegen nebenbei eingeschult worden, nun mache jeder Berater eine 42-wöchige Ausbildung in der AMS-Akademie in Linz. Nur noch 800 der 5.500 Berater seien beamtet. Der Arbeitsplatz AMS scheint jedenfalls sehr attraktiv zu sein - auf eine freie Beraterstelle kommen 50 Bewerber, so Buchinger.

Er räumte auch mit ein paar Mythen rund um Arbeitslosengeld und Notstandshilfe auf - etwa dass Personen mit Vermögen kein oder weniger Geld bekommen würden. Das Arbeitslosengeld richtet sich rein nach dem Erwerbseinkommen. Bei der Notstandshilfe werde auch das Vermögenseinkommen miteinbezogen, sofern es denn nennenswert ist, so Buchinger. Vereinfacht gesagt: Wer neben seiner Wohnung noch ein Gartenhäuschen hat braucht keinerlei Einschränkungen zu fürchten. Wer allerdings fünf Zinshäuser vermietet hat wird das beim Notstandsgeld merken. Um Arbeitslosengeld zu bekommen muss man in den letzten zwei Jahren 52 Wochen in Beschäftigung gewesen sein (bei unter 25-jährigen sind es 26 Wochen). Also nach Österreich zu kommen und sich gleich in die soziale Hängematte zu legen, wie manches Vorurteil lautet, spielt es nicht.

Reich wird man vom Arbeitslosengeld ohnehin nicht. Es beträgt 56 Prozent des letzten Jahres-Nettoeinkommens. Ausbezahlt wird es im Schnitt sechs Monate lang (abhängig vom Alter und den Beitragsjahren), dann muss der Jobsuchende Notstandshilfe beantragen.

Kommentare

Eva Barbamama

...gleich in die soziale Hängematte legen geht nicht, aber nach 52 Wochen kassieren bis ans Lebensende ist selbstverständlich, so schauts aus!

amnesix melden

Gratulation ! - und wenn Ihr nun nur noch Eure Betreuer auch dahingehend schulen würdet, dass sie Arbeitslose und Suchende als Menschen betrachten würdet und nicht nur als Asoziale oder Nummern, DANN wärt Ihr endlich auch perfekt !

christian95 melden

Arbeitsscheue Kulturbereicherer bringen einigen Parteien Stimmen. Daher sind sie besonders in Wien so beliebt.

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