Zug total überfüllt: ÖBB-Schaffner warf 300 Fahrgäste an der ungarischen Grenze raus!

Gänge voll: "Sicherheit war nicht gewährleistet" Ungarische Bahn protestiert gegen Maßnahme

Der EuroCity "Franz Liszt" setzte seine Fahrt erst fort, nachdem alle stehenden Fahrgäste ihn verlassen hatten, berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI. Damit kam es zu einer Verspätung von 40 Minuten, bis ein EU-Regio-Zug mit Ziel Wien eintraf. Die wartenden Fahrgäste konnten damit die Reise nach Wien antreten.

Wenn dem Schaffner beim Öffnen der Tür "die Fahrgäste entgegenpurzeln, dann ist die Sicherheit nicht gewährleistet", verwies ÖBB-Sprecher Nikolaus Käfer auf die massive Überfüllung des Zuges, durch die etwa die Fluchtwege im Zug blockiert gewesen seien. Damit wäre bei einem Unfall kein Rettungseinsatz möglich gewesen. Der Schaffner habe richtig gehandelt, entgegnete Käfer auf die Kritik der ungarischen Staatsbahnen MAV an dem Eingreifen des ÖBB-Mitarbeiters. "Die Sicherheit hat oberste Priorität", betonte er. Die Garnitur sei ohnehin schon mit zwei Waggons mehr unterwegs gewesen.

Ähnlich äußerte sich auch ÖBB-Vorstandsdirektor Stefan Wehinger: "In Sachen Sicheheit kenen wir keine Kompromisse." Der Zugbegleiter hätte darüber hinaus auch keine Kontrollen mehr durchführen können.

Bei den ungarischen Staatsbahnen sieht man die Sache offenbar anders. MAV-Sprecher Tibor Sigulinszki sagte der MTI, es habe in dem Zug zwar keine Sitzplätze mehr gegeben, Stehplätze seien aber durchaus vorhanden gewesen. Die Passagiere seien "ohne Grund" zum Aussteigen gezwungen worden, da es keine Regel gebe, die eine Maximalanzahl von Fahrgästen festlege. Käfer sagte dazu, es werde lediglich eine "geringe Anzahl" von Stehplätzen im Zug toleriert. Der betroffene EuroCity habe aber eine Überbelegung von 300 Fahrgästen gehabt. Dabei sei der Zug ohnehin mit zwei Waggons verstärkt worden, fügte der ÖBB-Sprecher hinzu. Bei der Rückfahrt am Abend seien dann genügend Kapazitäten bereitgestanden.

Wie es offenbar zu einer falschen Einschätzung des Anstroms an Bahnpassagieren kommen hatte können, wurde nicht kommentiert. Wehinger kündigte allerdings an, dass man mit der ungarischen MAV Kontakt aufnehmen werde, um Maßnahmen zur Vermeidung solcher Situation in der Zukunft zu besprechen. Dies sollte wohl die Bereitstellung zusätzlicher Kapazitäten im Bedarfsfall einschließen.

(apa/red)