Zielpunkt: Chef-Brief sorgt für Unmut

Betriebsratchefin: "Das ist eine Sauerei jetzt vor Weihnachten"

Nur drei Wochen vor der Insolvenz-Ankündigung von Zielpunkt setzte Eigentümer Pfeiffer noch alle Hoffnungen in die Lebensmittelkette. "Wir werden mit voller Kraft die Entwicklung von Zielpunkt fortsetzen", heißt es in einem der APA vorliegenden Schreiben, das Chef Georg Pfeiffer am 4. November an alle Mitarbeiter schickte.

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Anlass des Schreibens war der kurz davor abgewickelte Verkauf des Großhandelsbetriebs c+c Pfeiffer an Transgourmet, eine Tochter des Schweizer Handelskonzerns Coop. "Neben der strategischen Perspektive dieser Partnerschaft war die Sicherheit Ihrer Arbeitsplätze die wichtigste Grundlage für diese Entscheidungen. Ich bin überzeugt, dass wir mit den neuen Strukturen bestmögliche Voraussetzungen für eine langfristig erfolgreiche Weiterentwicklung in allen Geschäftseinheiten geschaffen haben", heißt es in dem Brief weiters.

»"Wir waren alle komplett geschockt. Das ist eine Sauerei jetzt vor Weihnachten"«

"Wir waren alle komplett geschockt. Das ist eine Sauerei jetzt vor Weihnachten", sagte Zielpunkt-Betriebsratschefin Snjezana Brajinovic am Montag bei einer Betriebsversammlung in Wien.

Noch am 18. November sagte Zielpunkt-Geschäftsführer Erich Schönleitner dem "WirtschaftsBlatt", dass Pfeiffer an Zielpunkt glaube und es bis 2017 aus den roten Zahlen schaffen wolle. Die Kette sollte mithilfe des Onlinegeschäfts, mehr Convenience-Produkten und Franchise-Partnern flottgemacht werden. In den nächsten drei Jahren hätten 20 bis 30 Standorte an Franchise-Partner gehen sollen. Doch nur eine Woche später kündigte das Unternehmen an, Insolvenz anmelden zu müssen. Der Konkursantrag erfolgte dann heute, Montag.

"Pfeiffer wollte keinen Sozialplan"

Brösel gab es aber schon länger, erzählte heute GPA-Chef Wolfgang Katzian vor Journalisten in Wien. Seit Juni habe der Betriebsrat intensive Gespräche mit dem Management geführt. Dabei sei der Wunsch klar gewesen, die Zentrale von Wien nach Linz zu verlagern, um Synergien zu erzielen und sich von einigen unrentablen Standorten im Osten zu trennen. In diesem Zusammenhang habe es Gespräche über einen Sozialplan gegeben, aber Pfeiffer wollte keinen Sozialplan, so Katzian. Es sei auch zu einer fristlosen Entlassung eines Betriebsrates bekommen, "die wir bekämpft haben und wo wir vorige Woche recht bekommen haben". Für vergangenen Mittwoch sei die vorläufig letzte Runde zur Verhandlung des Sozialplans ausgemacht gewesen. Die sei aber eine Stunde vor Stattfinden vom Management abgesagt worden und der Betriebsrat wurde informiert, dass das Unternehmen in die Insolvenz geschickt wird.

"Das war überraschend, weil alle zugänglichen Informationen eine völlig andere Sprache gesprochen haben", sagte Katzian. "Wenn die das am 4.11 als Linie vorgeben und dann 14 Tage später die Insolvenz kommt, dann wird es erlaubt sein, dass es einem komisch vorkommt", verwies der Gewerkschafter auf den Brief von Georg Pfeiffer.

Schirnhofer zahlungsunfähig

Die Zielpunkt-Pleite hat den Fleischverarbeiter Schirnhofer am falschen Fuß erwischt. Das Unternehmen aus Kaindorf bei Hartberg in der Steiermark hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz beantragt. Dem Gläubigerschutzverband Creditreform zufolge wird das Verfahren noch im Laufe des heutigen Dienstags eröffnet werden.

"Die Antragstellerin ist im insolvenzrechtlichen Sinne zahlungsunfähig und überschuldet. Zur Vermeidung einer Ungleichbehandlung der Gläubiger wurden die Zahlungen eingestellt", heißt es im Antrag auf Eröffnung des Sanierungsverfahrens, der der APA vorliegt.

Kommentare

So verkommt Österreich (und Europa? und die Welt?) durch ein paar zehntausend Leute, die eiskalt, lügend und demütigend nur dem Mammon hinterherhecheln . Der gute Herr ist mittlerweile kolportierte 700 Mio. schwer. Klar, dass sich da die schätzungsweise 10. Mio an Gehältern (seien es 20 wg. Weihnachtsgeld) unmöglich ausgehen...

Nur um einen Bruchteil der aufgewendeten Kosten für Flüchtlinge könnten die Arbeitsplätze bei Zielpunkt und Schirnhofer gerettet werden!

Oliver-Berg

Das Herr Pfeiffer die Insolvenzmasse bei der operativen Handelskette Zielpunkt zu seinen Lasten vergrößert hat, darf massiv angezweifelt werden. Mir tun die Beschäftigten leid. Wahrscheinlich hat er den Betriebsrat rausgeschmissen, damit der in der Firma nicht mehr herumschnüffeln kann. Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten auf diese Weise dumm sterben zu lassen ist wirklich letztklassig.

Oliver-Berg

Allerdings sollte die GPA und auch der Insolvenzverwalter wissen, dass Transaktionen zwischen insolventen Unternehmen und deren Eigentümern bis zu 2 Jahre rückwärts vom Insolvenzverwalter angefochten werden können, wenn Sie nicht zu marktüblichen Konditionen verkauft worden sind.

Oliver-Berg

Man muss den Herrn Pfeiffer schon verstehen. Es gelingt ihm seine ehemalige Cash Cow zu verkaufen. Das Zielpunkt schon vor 2 Wochen zahlungsunfähig war, konnte er sich ausrechnen. Die Immobilien noch schnell vor dem Konkurs rauslösen um sie dann später an die zu vermieten, die ihm einzelne Filialen abkaufen.

Oberon
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Seit wann darf ein Betriebsrat entlassen werden? Bisher dachte ich immer, er genießt Kündigungsschutz, so lange, bis er abgewählt wird?! Oder leben wir wieder in einer Zeit, wo sich gewisse Personen - ungestraft - über geltende Rechte hinwegsetzen dürfen?

Izmir-Ibel
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Natürlich gibt es auch Gründe, die zur Entlassung eines Betriebsrates führen können. Das ist geltendes Recht. Also bitte vorher informieren!

Oberon
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Danke für Ihre Belehrung. Welchen Grund könnte es denn in diesem Fall gegeben haben, den Betriebsrat fristlos zu entlassen? Bitte um genaue Information!
Anm.: Ich habe vor meinem posting die AK-Seite besucht. Wären die dort angeführten Gründe für eine fristlose Entlassung gegeben, hätten wir vermutlich davon erfahren.

Annforever melden

Richtig! Für die Kündigung eines Betriebsrats bedarf es schon gewichtiger Gründe........
Belehrungen Unwissender muss man jedoch leider ohne Chance auf Sanktionen in Kauf nehmen... :-) :-)

neusiedlersee melden

Der BR wurde nicht gekündigt sondern entlassen. Das ist ungesetzlich. Beim Arbeitsgericht wird der BR auch Recht bekommen. Aber er war weg, konnte sich nicht mehr einmischen.
Strafbar ist diese Vorgangsweise nicht. Und das wissen die Manager. Wenn der BR Glück hat, bekommt er im Nachhinein, irgendwann, seinen Lohn bezahlt. Mehr nicht.
So schaut's aus in der (Sau)Wirtschaft.



Arbeitslos und arm wird man nur in der Privatwirtschaft. Mit einem Parteibuch (nur von SPÖ oder ÖVP, alles andere zählt nicht) wird man beim Staat oder staatsnahen Betrieben lebenslang mit gut bezahlten Jobs versorgt. Zum Dank darf man dann ab 50 in Pension gehen. ASVGler sollen länger arbeiten, geht es nach der ÖVP, auch noch weniger Pension bekommen.

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