Israel in der Gewaltspirale:
10 Fragen zum Nahost-Konflikt

Worüber liegen sich Israelis und Palästinenser in den Haaren? News.at klärt auf.

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Pulverfass - Israel in der Gewaltspirale:
10 Fragen zum Nahost-Konflikt

Was passiert momentan im Gazastreifen?

Die israelische Armee fliegt seit etwa zwei Wochen massive Luftangriffe, um den Abschuss palästinensischer Raketen auf Israel zu stoppen. Die israelische Zeitung „Haaretz“ sprach am Mittwoch von über 1.800 Luftangriffen seit Beginn der Aktion. Mittlerweile scheint auch eine Bodenoffensive immer wahrscheinlicher zu werden, Bewohner des östlichen Gazastreifens wurden bereits dazu aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Nach Angaben palästinensischer Hilfsorganisationen sind durch den Beschuss bereits über 200 Menschen ums Leben gekommen, die überwältigende Mehrheit davon Zivilisten.

Die Hamas setzt ihrerseits den Beschuss Israels mit Raketen und Granaten fort, mangels ausgereifterer Technologie schlagen die meisten davon jedoch in unbewohntem Gebiet ein. 230 der insgesamt bereits über 1.200 abgefeuerten Flugkörper fing das Abwehrsystem „Eisenkuppel“ ab. Am Dienstag lehnte die Hamas eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe ab und setzte den Beschuss fort, woraufhin auch die israelische Armee, die die Luftangriffe für einige Stunden eingestellt hatte, wieder in Aktion trat.

Was ist die „Eisenkuppel“?

„Eisenkuppel“, auch unter dem englischen Begriff „Iron Dome“ bekannt, ist das seit März 2011 im Einsatz befindliche israelische Abwehrsystem für Kurzstreckenraketen. Wurde das System zu Beginn wegen seiner Kosten (israelischen Medienangaben zufolge etwa 800 Millionen Euro plus etwa 15.000 Euro pro Abschuss) und seiner vermeintlich geringen Durchschlagskraft noch heftig kritisiert, überschlagen sich Medien und Öffentlichkeit inzwischen vor Freude und Erleichterung. Derzeit sind die dumpfen Explosionen abgefangener Hamas-Raketen täglich zu hören, nach Militärangaben werden 90 Prozent der Flugkörper abgefangen. Nicht zuletzt wegen der „Eisenkuppel“ hat Israel während der aktuellen Auseinandersetzungen bislang nur einen Toten zu beklagen. Ein Faktor sind die Kosten aber nach wie vor, darum wird das System nur eingesetzt, wenn Raketen auf bewohntes Gebiet zusteuern.

Was hat die Unruhen ausgelöst?

Auslöser der aktuellen Auseinandersetzungen war die Entführung dreier Jugendlicher im Westjordanland am 12. Juni. Israel machte die Hamas dafür verantwortlich und verhaftete hunderte Mitglieder der radikalislamischen Terrororganisation, darunter mehrere Dutzend, die erst 2011 im Zuge eines Gefangenenaustausches freigekommen waren. Die Hamas begann daraufhin mit verstärktem Beschuss Israels aus dem Gazastreifen - ihrer eigentlichen Hochburg -, Israel konterte mit Luftangriffen und die Spirale nahm ihren Lauf.

Am 26. Juni gab Israel bekannt, zwei Hamas-Mitglieder als Täter identifiziert zu haben, vier Tage später wurden die Leichen der erschossenen Jugendlichen nahe Hebron gefunden. Am 2. Juni wurde in einem offensichtlichen Racheakt ein palästinensischer Jugendlicher in Jerusalem verschleppt und bei lebendigem Leib verbrannt. Am 7. Juni gestanden drei radikale Juden die Tat und sagten, sie hätten aus Rache und Hass auf die Araber gehandelt.

Was steckt eigentlich dahinter?

Die Beziehungen zwischen Palästinensern und Israelis befanden sich bereits seit Ende April in einer neuen Eiszeit. Auslöser dafür war die Versöhnung der zwei maßgeblichen Gruppen auf palästinensischer Seite, der gemäßigten Fatah von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas sowie der Hamas, die dem Staat Israel das Existenzrecht abspricht. Die Fatah hat ihre Machtbasis im Westjordanland, die Hamas kontrolliert seit einem Bürgerkrieg 2007 den Gazastreifen. Die beiden Gruppen einigten sich auf die Bildung einer Übergangsregierung aus unabhängigen Experten und baldige Neuwahlen.

Israel sagte daraufhin ein geplantes Vermittlungstreffen ab, Premier Benjamin Netanyahu gab zu Protokoll, Abbas habe „die Hamas und nicht den Frieden gewählt“. Auch international sorgte die Einheitsregierung für Besorgnis und Kritik. Als weitere Reaktion genehmigte Israel Gelder für den Bau tausender neuer Wohnungen im besetzten Westjordanland. Die Ankündigung neuer Siedlungen sorgte wiederum nicht nur bei den Palästinensern, in den USA und der EU, sondern auch in Israel für Kritik. Justizministerin Tzipi Livni sprach von einem „diplomatischen Fehler“, der es noch schwieriger machen werde, die Welt gegen die Hamas zu gewinnen.

Ein weiterer Faktor ist zunehmender Druck auf die Hamas von innen. Laut dem Nahost-Experten Daniel Levy muss die Hamas „ihre rechte Flanke“ gegenüber langsam auch in Gaza erstarkenden islamistischen Gruppen wie der IS stärken, wie er dem „Standard“ sagte.

Was hat es mit den Siedlern auf sich?

Insgesamt leben etwa 600.000 israelische Siedler in von der Armee bewachten Wohnanlagen im Westjordanland und in Ost-Jerusalem. Die Palästinenser und die internationale Gemeinschaft betrachten diese Siedlungen als völkerrechtswidrig, da Staaten laut Genfer Konvention keine eigene Zivilbevölkerung in besetzte Gebiete umsiedeln dürfen. Israel sagt wiederum, das im Sechs-Tage-Krieg 1967 eroberte Westjordanland sei zuvor kein eigener Staat gewesen und das gleichfalls 1967 besetzte Ost-Jerusalem sei mittlerweile Teil des vereinigten Jerusalem.
Für die Palästinenser ist jeder weitere Ausbau der Siedlungen ein rotes Tuch, da sie realistischerweise nicht damit rechnen können, besiedelte Gebiete im Falle einer Einigung auf die Zwei-Staaten-Lösung zugeschlagen zu bekommen. Mit jeder neuen Wohneinheit schwindet also ihr potenzielles Staatsgebiet. Neben der Verweigerung des Existenzrechts Israels durch radikale Palästinenser gilt die israelische Siedlungspolitik als größtes Hindernis auf dem Weg zum Frieden.

Wie reagiert die internationale Gemeinschaft?

Vereinte Nationen, USA und EU riefen beide Seiten zur Mäßigung und zur Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. Neben der Einbindung der Hamas in die Einheitsregierung auf palästinensischer sowie der neuerlichen Siedlungsinitiative auf israelischer Seite sorgt vor allem die fortgesetzte Bombardierung des Gazastreifens für Kritik. "Das Ausmaß der menschlichen Opfer und der Zerstörung in Gaza ist wirklich immens", teilte etwa das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) mit. Human Rights Watch warf Israel „unrechtmäßige Angriffe“ und einen Bruch des Völkerrechts vor. Die Armee habe wiederholt Ziele attackiert, obwohl unverhältnismäßig viele Zivilisten gefährdet worden seien. Zu diesem Problem trägt freilich auch bei, dass die Hamas die Zivilbevölkerung dazu aufgefordert hat, sich als menschliche Schutzschilde zur Verfügung zu stellen und sich bevorzugt in dicht besiedelten Gebieten verschanzt.

Was ist die Zweistaatenlösung?

Kurz gesagt: Die friedliche Koexistenz eines israelischen und eines palästinensischen Staates als – von so gut wie allen Seiten favorisierte - finale Lösung des Nahost-Konflikts. Der palästinensische Staat soll die 1967 von Israel besetzten Gebiete des Westjordanlandes und des Gazastreifens umfassen.

Was soll mit Jerusalem geschehen?

Die Palästinenser und auch der internationale Konsens sehen Ost-Jerusalem als Teil des palästinensischen Staates, Israel hat Jerusalem jedoch bereits 1980 zur ewigen und unteilbaren Hauptstadt erklärt. Sollte es eines Tages tatsächlich zu ernsthaften Verhandlungen über die Zweistaatenlösung kommen, wird das Schicksal der heiligen Stadt dreier Religionen also einer der heikelsten Punkte.

Wo liegt der Ursprung des Nahost-Konflikts?

Im ausgehenden Drittel des 19. Jahrhunderts entstand der Zionismus, der einen eigenen Nationalstaat für die Juden im „Gelobten Land“, also in Palästina, forderte. Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Europa und die damit einhergehende Judenverfolgung stieg die davor mäßige jüdische Einwanderung plötzlich sprunghaft an, wurde von den Palästina im Auftrag des Völkerbunds verwaltenden Briten aber vorerst noch, teils mit Gewalt, zurückgedrängt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die internationale Unterstützung für die zionistische Bewegung und Ende 1947 beschloss die UN-Generalversammlung die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat. Der Großteil der Juden gab sich mit der Resolution zufrieden, die Araber lehnten den „Landraub“ jedoch von Beginn an ab.

Dennoch war es am 14. Mai 1948 soweit und Israels erster Premier, David Ben Gurion, verlas die Unabhängigkeitserklärung. Noch in derselben Nacht erklärten Ägypten, Syrien, Jordanien, der Libanon, der Irak und Saudi-Arabien dem eben erst gegründeten Staat den Krieg. 15 Monate später war der „Israelische Unabhängigkeitskrieg“ entschieden und Israel hatte sein ursprüngliches Staatsgebiet deutlich vergrößert.

Über 60 Jahre und sechs weitere Kriege später ist die Lage weitgehend unverändert.

Wie geht es weiter?

Das ist schwer vorauszusagen. Momentan liegen die Hoffnungen wieder einmal auf Ägypten, das bereits in der Vergangenheit immer wieder Waffenstillstände vermitteln konnte, zuletzt etwa 2012. Der große Unterschied: Die damals regierende Muslimbruderschaft unter Präsident Mohammed Mursi unterhielt enge Kontakte zur - ursprünglich aus der ägyptischen Muslimbruderschaft heraus entstandenen - Hamas.
Heute ist die Lage eine andere, Präsident Abdel Fattah al-Sisi lässt nicht nur Muslimbrüder in Ägypten gnadenlos verfolgen, sondern steht auch der Hamas äußerst reserviert gegenüber. Er betrachtet die Terrororganisation als Risikofaktor für die Sinai-Halbinsel und wirft ihr die Unterstützung in Ägypten operierender Terrorgruppen vor. In diesem Zusammenhang verwunderte es wenig, dass die Hamas die von Ägypten vermittelte Waffenruhe abgelehnt hat.

Kommentare

ganz einfach! beide seiten sind von einer religion verblödet worden

lieber strizzi,was wuerdest du tun wenn du in den schuhen der palaestineser stehen wuerdest u mit einer der staerksten armeen zu dealen haettest.die wissen ja genau was laeuft u die wirkliche wahrheit die hinter allem verborgen ist. du darfst mir glauben,dass die realitaet eine andere ist, als die version die man dem dummen volk immer einredet. die juden sind die weltmeister im luegen!

die juden haben kein recht auf land in palaestina.ueber 95% von ihnen sind genetisch gar keine semitten obwohl sie sich falscherweise als solche bezeichnen,um mit israel assoziert zu werden.es sind kasaren aus den steppen russlands, die von den russen um ca.800 besiegt u vertrieben wurden.vorher haben sie noch d juedischen glauben angenommen. daher waren so viele in o- europa u russland !

Strizzi hat 100 % recht. Es ist erwiesen dass Hamas Abwehrraketen inmitten der Bevölkerung aufstellt zB. auf Schulen, Krankenhäuser oder Wohnhäuser. Sie nehmen Menschen als Schutzschirme.Und wenn die Israelis aus lauter Sorge um die von Hammas miesbrauchten Kindern und allen anderen sich nicht wehren könnten, hieße das, von der Hamas ins Meer getrieben zu werden. so schauts aus. Und das wird hoff

wintersun melden

Über 200 Tote Palästinenser, davon die Mehrheit ZIVILISTEN!

Das bedeutet hier werden MEHRHEITLICH unschuldige Frauen und Kinder ermordet! Wo bleibt der Aufschrei?

Ach jetzt fällts mir wieder ein: Sind ja "nur" Palästinenser, wären es Israelis wäre die weltweite Empörung grenzenlos.

Ich denke "die moralischste Armee der Welt" hat bei solchen Zahlen diesen Titel nicht verdient. Die toten Kinder bringt keiner mehr zurück!!!

Und wenn jetzt einer meint schreiben zu müssen, die Palästinenser wären ja selbst schuld, dann muss ich die Person ernsthaft fragen was sie tun würde wenn sie in einem riesigen zugemauerten Freiluftgefängis ohne ausreichend Wasser oder geschweige denn Medizin dahinvegetieren müsste???
Oder was die Person unternehmen würde wenn tagtäglich ohne Rücksicht das Land ihres Volkes gestohlen und illegal bebaut werden würde, geschützt von einem Hightech-Militär gegen das man nicht die geringste Chance hat?

Na, was würde so eine Person tun?
Einfach hinnehmen??? Das glaube ich beim besten Willen nicht.

Nein, auch diese Person würde alles mögliche Unternehmen um sich gegen diese rassistische Aggression zu wehren, und seien es Feuerwerkskörper-ähnliche selbstgebastelte Raketen welche kaum etwas ausrichten.

Ich verurteile den Mord an den israelischen Jugendlichen zutiefst, das waren aber einzelne Person welche dafür hart bestraft werden müssen.

strizzi49 melden

Ich würde diese Unruhestifter, die HAMAS, endlich aus dem Land jagen! Denn die sind ja der Grund, dass es keinen Frieden gibt! Es gäbe schon lange Verhandlungen und sicher auch Lösungen betreffend des Zusammenlebens der beiden Völker! Und - es wären schon lange keine neuen Siedlungen mehr entstanden!

strizzi49 melden

Aber man versteckt sich hinter Zivilisten und wenn dann die Israeli zurückschiessen, wird herzzerreissend gejammert! Und die Welt fällt auf diese Schmierenkomödie jedesmal herrein!
Es ist nicht alles richtig, was die Israeli machen, aber solange immer wieder Raketen aus dicht besiedelten gebieten kommen, wird natürlich zurückgeschossen!

strizzi49 melden

Und wenn die Zivilisten das nicht wollen, dann müssen sie sich dagegen wehren, dass aus ihren Wohngebieten Raketen abgefeuert werden!

Gelberdrache
Gelberdrache melden

strizzi99,lern Geschichte,gut die Israelis haben das Land von den Engländern bekommen,aber nehmen wir mal an,Du hast einen Garten und Dein Nachbar rückt immer weiter in Deinen Garten,also er nimmt Dir deinen weg,was machst Du?Sagst vielleicht Danke.Ich glaube nicht.

strange melden

strizzi 49 gehe ich recht in der annahme,dass du noch sehr jung bist, anders ist deine sichtweise der dinge nur schwer zu erklaeren.aber vielleicht lebst du auch nur hinterm mond.muss ganz schoen voll dort sein. kann dir nur raten im eigenen interesse,wache auf,die dinge sind anders als sie uns immer dargestellt werden.

neusiedlersee melden

ALLES ist anders, als es Medien in, der Politik vorauseilendem Gehorsam, darstellen. Hass gegeneinander und Verurteilung der einen, wie der anderen Seite führen zu einer immer größeren Eskalation. Lösung kenne ich keine. Ich weiß nur, dass von dort ein großer und unvorstellbar schlimmer Krieg ausgehen wird. Dabei wird Israel mitsamt den Palästinensern ausgelöscht. Das ist meine Wahrheit.

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