25 Jahre World Wide Web

Idee zum Siegeszug des Internets feiert Jubiläum. Umsetzung aber erst halbfertig.

Happy Birthday, Internet! Vor einem Vierteljahrhundert war das World Wide Web nur eine Idee, die Tim Berners-Lee am europäischen Kernforschungszentrum CERN zu Papier brachte. "Vage, aber spannend" - so lautete die erste Reaktion im März 1989. Heute ist das Internet nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken.

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    25 Jahre World Wide Web

    Tim Berners Lee mit dem berühmten CERN Webserver

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    Tim Berners-Lee bei einer Rede im Forschungszentrum CERN 1998.

Berners-Lee schwebte ein Informationsmanagement-System vor, das den Datenaustausch unter Forschern vereinfachen sollte. Damit schuf er die Grundlage für das heutige Internet, das die Kommunikation von Milliarden Menschen revolutioniert hat.

Die Kollegen am CERN in der Nähe von Genf hätten das Projekt zunächst allerdings "komplett ignoriert", sagt Marc Weber vom Museum für Computergeschichte im kalifornischen Silicon Valley. Schließlich habe Berners-Lee sein Arbeitsumfeld aber vom Nutzen des Systems überzeugen können, indem er das Telefonverzeichnis des CERN online gestellt habe.

Anfänge als Außenseiter

Das World Wide Web war nicht die einzige Erfindung, um Computer miteinander zu vernetzen. Das US-Militär lancierte bereits 1969 den Internet-Vorläufer Arpanet, an den allerdings nur Forschungszentren angeschlossen waren. Privathaushalte in den USA konnten in den 80er Jahren über CompuServe online gehen, Frankreich baute das Minitel-Netzwerk auf. Auch die Bundespost in Deutschland und die österreichische Post versuchte sich mit dem Bildschirmtext, kurz Btx, an einem Onlinedienst. Das World Wide Web sei anfänglich "ein echter Außenseiter" gewesen, sagt Weber.

Das Revolutionäre am WWW war der simple Datentransfer mit einem universellen Übertragungsstandard. Alle Webseiten konnten unabhängig vom Computersystem über das gleiche Adressformat angesteuert werden. Zum Navigieren im Internet genügten Klicks auf elektronische Querverweise, sogenannte Hyperlinks. Vor allem verfolgte Berners-Lee aber keine Geschäftsinteressen: Der Vater des heutigen Internets wollte eine offene und kostenlose Infrastruktur für den freien Austausch von Informationen schaffen.

Berners-Lee entwickelte seine Idee mit einem Kollegen weiter: Es entstanden der erste Browser - ein Programm zum Surfen im Netz - und die Homepage des CERN als erste Website. Doch die Nutzung dieses ersten Browsers war auf wenige Wissenschaftler beschränkt, und WWW-Server waren zunächst nur in Physikinstituten und deren Forschungslabors zu finden.

Vom Hype zum Geschäftsfeld

Zu Popularität weit über den Kreis von Physikern und Informatikern hinaus verhalf dem World Wide Web der Browser Mosaic, den die Universität des US-Bundesstaates Illinois 1993 vorstellte. Mosaic, ein Vorläufer des Programms Netscape, war auch für Laien geeignet und konnte erstmals Texte mit Grafiken anzeigen. Schon Ende 1994 surften zehn Millionen Menschen weltweit im Internet.

Für Microsoft-Gründer Bill Gates war das WWW anfangs "nur ein Hype". Doch bald erkannte auch der Softwaregigant das Netz als strategisches Feld, ab 1995 war der Browser Internet Explorer auf Rechnern mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows vorinstalliert. Den folgenden "Browser-Krieg" mit Netscape entschied der Internet Explorer für sich und erreichte eine dominierende Position. Doch inzwischen erhält Microsoft nicht nur Gegenwind vom Internetgiganten Google, sondern auch vom kostenlosen Browser Firefox.

2014: Web noch immer nicht "World Wide"

Das Platzen der Internet-Spekulationsblase im Jahr 2000, die aufgrund überhöhter Erwartungen an die über das Web zu erzielenden Gewinne entstanden war, hat den Siegeszug der Technologie nicht gestoppt. Heute sind rund 2,7 Milliarden Menschen im Internet aktiv, etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung. Sie erledigen dort Einkäufe, Bankgeschäfte, Reiseplanung oder Partnersuche. Die E-Mail hat für viele Menschen den klassischen Brief ersetzt.

Die Nutzer stellen auch immer mehr eigene Inhalte ins Netz, vor allem über soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Außerdem nimmt die Bedeutung des mobilen Internets rapide zu: Mit Smartphones und handlichen Tablet-Computern können Menschen von überall online gehen. Experten sehen dies als Chance für jenen Teil der Weltbevölkerung vor allem in Asien und Afrika, der noch offline ist. "Das Web ist eigentlich erst zur Hälfte fertig", sagt Weber. "Es existiert noch nicht weltweit."

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