"Lebe von meiner Frau"

Das erste Interview mit dem Bawag-Spekulant, der eine Milliarde verloren hat.

Er war US-Investmentbanker, Multimillionär und Kunstsammler, dann Buhmann der Nation. Seit 18. Dezember schließlich ist Wolfgang Flöttl hauptsachlich ein freier Mann. Der Sohn des legendären Bawag-Generals Walter Flöttl wurde 2006 als Bawag-Spekulant, der über eine Milliarde Euro verloren hat, bekannt. Die Bawag, die ihre Verluste jahrelang geheim gehalten hatte, geriet ins Wanken, und mit der Bank ihr Eigentümer, der Gewerkschaftsbund. Politiker und Manager verloren ihre Reputation. Es folgte der spektakulärste Prozess der Zweiten Republik, der Bawag-Prozess, der nach Aufhebung der Ersturteile am 18. Dezember mit einem Freispruch für Wolfgang Flöttl endete. NEWS traf Flöttl nach dem Urteil zu seinem einzigen Interview.

von Wolfgang Flöttl im Portrait. © Bild: News-Markus R.Leeb

Nach dem Freispruch. Der Investmentbanker über sein schillerndes Leben, das versenkte Privatvermögen und die Liebe seines Lebens. Erstmals schildert der Investmentbanker, wie er sein Glück gemacht und zwei Vermögen verloren hat.

NEWS: Herr Flöttl, vor kaum einer Stunde hat der Richter sein Urteil gesprochen. Haben Sie mit einem Freispruch gerechnet?

Wolfgang Flöttl: Ich habe immer auf einen Freispruch gehofft, weil ich keine strafrechtliche Schuld auf mich geladen habe. Wenn ein Verfahren wie dieses sieben Jahre dauert, muss man aber mit allem rechnen.

NEWS: Wie fühlen Sie sich jetzt?

Flöttl: Ich habe das Bedürfnis, mich bei meinen Anwälten zu bedanken. Sie haben sich über ihre Verpflichtung hinaus als Verteidiger eingesetzt, allen voran Doktor Herbert Eichenseder und Professor Christian Hausmaninger, die zu den Besten auf ihren jeweiligen Gebieten gehören. Wissen Sie, auch wenn Sie unschuldig sind, brauchen Sie einen wirklich guten Anwalt. Vor Gericht ist alles möglich.

NEWS: Was hat Ihre Frau, Mrs. Anne Eisenhower-Flöttl, nach dem Urteilsspruch gesagt?

Flöttl: Wir haben uns umarmt, es war so erleichternd. Sieben Jahre der Ungewissheit sind plötzlich wie eine große Last abgefallen. Gleich vom Gericht bin ich mit meiner Frau ins Café Adam gegangen, dort konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Wir sind glücklich. Sie hat zu mir gesagt, dass wir nun endlich wieder ein normales Leben führen können.

»Momentan bin ich nur erleichtert«

NEWS: Würden Sie sich gerne mit Ihrem früheren Geschäftspartner Helmut Elsner, dem Ex-Bawag-General, aussprechen?

Flöttl: Nein.

NEWS: Wie geht es Ihnen: Erleichterung oder Verbitterung?

Flöttl: Momentan bin ich nur erleichtert. NEWS: Sie haben bisher ein außergewöhnliches Leben mit großen Höhen und unglaublichen Tiefen geführt.

NEWS: Sie haben ein Vermögen verdient und es wieder verloren. Wegen der Geschäfte mit der Bawag, die mit einem Milliardenverlust geendet haben, standen Sie jetzt vor Gericht. Es heißt, sämtliche Ihrer Geschäftsunterlagen sind verschwunden. Man kann nicht mehr nachvollziehen, wie Sie damals investiert haben.

Flöttl: Diese Behauptung ist Unsinn. Die Wahrheit ist, dass alle Trading-Unterlagen da sind. Dem Gericht liegen fast 10.000 Seiten vor. Jede Handelsposition ist dort aufgeführt. Diese Unterlagen sind nicht nur von mir gekommen, sondern ein großer Teil auch vom amerikanischen Bundesstaatsanwalt in New York, der sich die Unterlagen von unseren Partnerbanken direkt besorgt hatte. In seinem Schlussplädoyer sagte der Staatsanwalt Folgendes: „Natürlich sind die Konten von Flöttl geöffnet worden – natürlich sind Unterlagen herbeigeschafft worden, und hier sind sie.“ Und dabei zeigte er auf über 50 Aktenordner, die vor dem Richtertisch aufgetürmt waren. Weiters führte der Staatsanwalt aus: „Es gibt im ganzen Verfahren keinen Hinweis, dass sich Dr. Flöttl das Geld eingesteckt hätte.“

NEWS: Die Behauptung, Sie hätten nicht investiert, sondern sich alles eingesteckt …

Flöttl: … ist völlig absurd. Wie gesagt, es gibt Belege für die Investments. Unsere Handelspartner waren die größten Banken der Welt, von Deutscher Bank über Morgan Stanley, Goldman Sachs bis Credit Suisse.

NEWS: Gut. Aber hätten Sie nicht auch die Gegenposition einnehmen können – also vereinfacht gesagt wie beim Roulette gleichzeitig auf Rot und auf Schwarz setzen?

Flöttl: Das ist auch verrückt.

NEWS: Warum?

Flöttl: Jede Handelsposition muss täglich um 16 Uhr einem Konto zugeordnet werden. Wir haben die meisten Positionen aber Wochen und Monate gefahren. Das ist aus den Unterlagen nachvollziehbar.

»Es gibt auch Theorien, wonach Elvis Presley noch lebt«

NEWS: Es gibt Spekulationen, Sie steckten heute hinter den Bawag-Übernehmern GoldenTree oder gar hinter Bawag-Eigentümer Cerberus.

Flöttl: Es gibt auch Theorien, wonach Elvis Presley noch lebt.

NEWS: Wollen Sie jetzt wieder arbeiten?

Flöttl: Ja, aber das ist noch ein langer Weg. Ich lebe von meiner Frau.

NEWS: Ist es für Sie schwer, von Ihrer Frau zu leben?

Flöttl: Sie ist da sehr großzügig.

NEWS: Wollen Sie wieder geschäftlich tätig sein?

Flöttl: Das hoffe ich, weiß ich aber nicht. Ich versuche etwas zu tun, nicht einfach zuhause zu sitzen. Irgendwas werde ich tun.

NEWS: Danke für das Gespräch.

Das vollständige Interview mit Wolfgang Flöttl über seine Geschäfte mit der Bawag, die Millionenverluste der Bank aber auch den Verlust seines Vermögens lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von NEWS (51/2012)

Kommentare

ES GIBT GERÜCHTE, dass Flöttl noch lebt, und zwar nicht schlecht!

Hermann Gugger

vor lauter Rührung kommen mir gleich die Tränen. Wieso interssiert es eigentlich kein Gericht was mit dem Geld der BAWAG wirklich passiert ist ? Und wo ist das restliche Geld aus den Spekulatioen verblieben ?

schade, dass es kein gesichertes wissen und statt dessen um die anleger abzuzocken scheinheilige gerichtsverfahren gibt... gerade zum wort spekulant ha es gereicht...

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also man denkt das Herr Flöttl ein ganz gerissener ist und wenn einer mal Vermögen hatte - seine Frau hat es noch immer - wie auch immer - dann ist das doch etwas zu easy wenn dieser dann sagt er lebt von seiner Frau. Einer der Kunst gesammelt hat, der mit Geld aufgewachsen ist, einer der spekulieren durfte, es gilt die Unschuldsvermutung - ist doch echt zu hinterfragen was da abging - oder?

Ignaz-Kutschnberger

Also ob der gute Dr. Flöttl von seiner Frau lebt, weiß ich nicht... aber was Elvis Presley anlangt, so glaube ich diesen letzte Weihnachten in KENIA gesehen zu haben

Auch von mir gibts KEIN Mitleid. Über dieses Banker- und Spekulanten-Gesindel kann ich nur herzhaft lachen wenn die ALLES verlieren! Ich glaube zwar nicht dran, aber vielleicht geht so einem Typen mal ein Licht auf wie es ist arm zu sein - wie Leute denen durch Spekulanten ihr Hab und Gut gestohlen wurde oder durch die krummen Banker-Geschäfte niemals auch nur eine Chance auf Wohlstand hatten.

Flöttl sagt es ganz richtig: Vor Gericht ist alles möglich, sogar das er freigesprochen wird! Er lebt zwar jetzt angeblich von seiner Frau, ich denke aber es wird nicht lang dauern, dann hat er auf einmal wieder eigenes Geld. Woher wohl?

Diese Verantwortung kennen wir alle. Hat nicht der Elsner bzw. seine Frau auch gesagt, sie leben von Spenden ihrer Freunde? Na die haben aber eine Geduld mit denen. Nun leben sie seit Jahren schon von den Freunden und die verlangen von ihnen nichts zurück. Und weil sie ja kein Geld haben, ist die Chance, dass die Freunde ihr Geld zurückbekommen realtiv gering. Solche Freunde möchte ich auch haben!

Mir kommen gleich die Tränen, armes Bubi *g*. Er kann ja froh sein, dass ihm seine Frau die "besten" Verteidinger gezahlt hat. Denn wie er selber sagt - vor Gericht ist alles möglich. Wie wahr!

Mir kommen gleich die Tränen, armes Bubi *g*. Kann ja froh sein, dass ihm seine Frau diese "besten" Verteidiger gezahlt hat. Denn - wie er sagt - vor Gericht ist alles möglich. Wie wahr!

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