Die Wölfe kehren
zurück nach Österreich

Ein Comeback zwischen Furcht und Freude: Raubtiere lösen heftige Debatten aus

von Die Wölfe kehren nach Österreich zurück. © Bild: Thinkstock

Die Frau mag irren. Aber es besteht auch Anlass, ihr zu glauben. Denn der Wolf, ein Raubtier, dessen bloßer Name einst für Furcht und Schrecken sorgte, ist auf dem Weg zurück in unser Land. Und das nicht zur Freude aller.

Fallen, Flinten und Gift. Ende des 19. Jahrhunderts war noch jede Waffe recht, um dem scheuen, hochintelligenten Rudeltier hierzulande den Gar auszumachen. 1882 war das Werk vollbracht, das letzte Rudel im steirischen Wechselgebiet ausgerottet und der Urahn unseres Hundes nur noch eine Figur für‘s Märchen. Und genau dort hätte er nach Ansicht mancher auch am liebsten bleiben sollen.

"Wiener Wolf“ am Schneeberg.

Doch der Vorfahre von Rex erobert sich langsam seinen Lebensraum in Österreich zurück und ist damit im Vergleich spät dran. In fast allen Nachbarländern gibt es längst wieder größer werdende Populationen, nur hierzulande ist der Wolf weiterhin meist bloß "auf der Durchreise“ (siehe Karte der Wolfsrudel Europas und deren Wanderrouten rechts). Seit Jahren werden zwar immer wieder einzelne Tiere gesehen, Spuren gefunden, Fotos geschossen, zuletzt gar vom "Wiener Wolf“ am Schneeberg. Trotzdem wundern sich Experten, weshalb Meister Isegrim hier noch keine Rudel gebildet hat. "In der Slowakei, Slowenien und Italien gibt es bereits wieder größere Populationen“, sagt Wolfsexperte Martin Pichler vom WWF, "von dort kommen auch die in Österreich gesichteten Tiere. Fortgepflanzt haben sie sich hier jedoch bislang noch nicht.“

Wer hat Angst vorm Wolf?

Und genau das gibt den Freunden des so scheuen Jägers Rätsel auf: "Der Wolf dürfte in unserem Land noch immer Feinde haben“, vermutet Kurt Kotrschal, Biologe, Verhaltensforscher und die heimische Instanz in Sachen Wölfen. "Aber Österreich ist ja auch das einzige Land, in dem 30 Braunbären plötzlich wieder ‚verschwunden’ sind“, meint Kotrschal vielsagend. WWF-Experte Pichler pflichtet ihm bei und will nicht ausschließen, dass "das ein oder andere schwarze Schaf unter Österreichs 100.000 Jägern schon einen Wolf geschossen hat.“

Gerade der WWF macht sich für die Rückkehr der Wölfe in heimische Wälder stark, "und zwar nicht, weil sie vielleicht so lieb und nett sind, sondern sie eine wichtige Funktion erfüllen“, sagt Pichler. Es gehe darum, Hirsch, Reh und Gämse in Schach zu halten. Deren hoher Bestand führe in den Gebirgswäldern zu starkem Vebissdruck, der Wald könne sich nicht ausreichend verjüngen und verliere so seine Schutzfunktion gegen Hochwässer, Muren und Lawinen.

Die Wölfe kehren nach Österreich zurück.
© Corbis Der böse Wolf? Der 1882 in Österreich ausgerottete Wolf steht vor seiner Rückkehr.

Die Tierschützer sind überzeugt, dass der Wolf eine regulierende Funktion einnehmen würde, da sich das Wild auf der Flucht vor ihm ungleichmäßig über größere Gebiete verteilt und so wieder verbissfreie Flächen entstünden. Insbesondere in alpineren Gefilden, wo große Teile des Waldes im Steilgelände liegen, wäre das für den Katastrophenschutz wichtig.

"Fast Food“ macht Feinde.

So logisch und sinnvoll all das klingt und so sehr der Wolf am liebsten Rehe und Hirsche verspeist, so problematisch erscheinen dessen "Zwischenmahlzeiten“. Denn der Jäger, der im Rudel bis zu 80 Kilometer in einer Nacht zurücklegen kann, gönnt sich als Häppchen auch mal gern ein Schaf oder eine Ziege. Die kann er leichter erbeuten, und aus Angst vor späterer Nahrungsknappheit tötet der Wolf auch gerne, ohne gerade großen Hunger zu verspüren. Ein "Fast Food“-Verhalten, das ihm die Feinde fast schon automatisch zutreibt.

Wobei es schon einem Tabubruch gleicht, sich als solcher im modern gewordenen Kuschelklima zu outen. Franz Horn, Geschäftsführer der Schaf- und Ziegenzüchter in Salzburg, tut es trotzdem: "Ich sage es ganz offen, die Rückkehr des Wolfes macht mir Angst.“ Und zwar nicht, weil Horn ein furchtsamer Mensch wäre, der Angst davor hätte, dass ihm ein Wolf auflauert und ihn wie das Rotkäppchen verspeist. Sondern, weil Horn weiß, was sich in städtischen Räumen kaum einer vorstellen kann. "Je weiter der Wolf weg ist, desto lieber hat man ihn“, stellt er nüchtern fest. "Ist der Wolf aber erst einmal da, ist es mit der traditionellen Schaf- und Ziegenzucht vorbei. Die Beweidung alpiner Flächen wird nicht mehr möglich sein, seltene Rassen sterben aus.“

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Kommentare

New Portland

In Deutschland haben wir jetzt auch seit etwa 15 Jahren wieder Wölfe und obwohl bestimmte Leute immer wieder gerne gegen den Wolf hetzen ist in all den Jahren kein einziger Zwischenfall mit einem Wolf und einem Menschen bekannt geworden. Nutztiere müssen allerdings schon besser geschützt werden ... wird aber gefördert. Ich finde es toll das der Wolf bei uns wieder ansässig ist.

Beatrix Leberth

Aha, hetzende und reissende Wölfe sind als wertvolle Hilfe bei der Dezimierung und Vertreibung des schädlichen Rehwildes herzlich willkommen und streng geschützt. Aber jeder entlaufene oder ungehorsame Familienhund, der es wagt, einem Reh oder Hasen nachzurennen, darf von jedem mehr oder weniger schiessfertigen Hobbyjäger "zum Schutz des Wildes" mehr oder weniger qualvoll umgebracht werden????????

viktor_ktn melden

Wenn das erste Kind einem Wolf zum Opfer fallen wird, dann können die Tierschützer die großen Reden schwingen ..... wir haben ja auch das Problem mit den verwilderten Kampfhunden, die überall herumlaufen und jetzt brauchen wir noch Wolf, Luchs, Bär ..... die Leute vergessen wie die Bevölkerungszahl gewachsen ist !

space23
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dann zieh doch in die stadt, wennst vor der natur solche angst hast.

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naja, abgesehen davon, dass ich von "verwilderten Kampfhunden" bei uns in Österreich noch nix gehört habe, dürfte auch die Angst, dass ein Kind einem Wolf zum Opfer fällt mehr in den Bereich der Panikmache fallen, zumal der Wolf eines der scheuesten Raubtiere überhaupt ist.
Und was die regulierende Funktion bei Rehen und Hirschen anbelangt hat der WWF vollkommen recht. Und das wäre auch weitaus effizienter als das, was in der Jagd -gegen die ich grundsätzlich nichts habe, solange man isst, was man schießt - heutzutage praktiziert wird, denn im Winter zuzufüttern und den Bestand künstlich oben zu halten um die dann mit der Geste der Notwendigkeit über den Haufen zu knallen, missfällt mir. Und die natürliche Selektion tötet nicht weil eins ein schönes Geweih hat. (Sportlich wäre es übrigens, wenn man nur mit Pfeil und Bogen dürfte, denn dann hätte Bambi eine echte Chance und auch die Jäger würden einen Populationseinbruch erleben, denn den Schwimmreifen auf einen Hochsitz hieven und mit Zielfernrohr agieren kann ich auch.)
Die Bedenken, was die Schafe und Ziegen betrifft, sind wohl berechtigt, da müsste man sich anschaun, wie das in anderen Ländern abläuft.

derpradler
derpradler melden

Da haben wohl einige User die Märchenzeit noch nicht überwunden. Die Kinder sterben lange bevor sie einem Wolf begegnen an der vom Menschen vergifteten Natur oder an der Chemie, die man aus Profitgier den Lebensmitteln beimischt oder auf der Straße weil Deppen ihr Fahrzeug miißbrauchen.....!

freud0815 melden

irgendwie funktionieren die ansiedelungen halt nicht mehr so wie früher-siehe waschbären und biber-in wien sieht man öfters füchse in den mülltonnen und solang es noch tollwutgebiete gibt, empfinde ich es nicht so den hit auf ansiedelungen zu pochen-wölfe mag ich persönlich sehr gerne, aber leider haben sie halt zuwenig platz und da versteh ich die ziegen und schaafhirten auch ein wenig. verwilderte hunde siehst ab und an in kleinen rudeln hinten am auhof, aber die sind eher scheu

animalfriend melden

tja, wenn ihr wirklich so große Angst vor jeglicher Natur habt, habt ihr wohl in diesem Land nichts verloren. Falls man es vergessen hat, rotten nicht die Wölfe uns Menschen aus. Nein, wir Menschen ermorden uns selbst und die Natur noch viel mehr mit dieser dummen Geldgier verschmutzen wir die Umwelt so enorm und von diesen ganzen nicht-Boilogisch-abbaubaren Plastik und den ganzen Chemikalien.

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