Putins Strippenzieher

Einflussreicher Kreml-Berater steigt zum Vize-Regierungschef Russlands auf

von
Wladislaw Surkow - Putins Strippenzieher

Surkow gilt als enger Vertrauter von Ministerpräsident Wladimir Putin und als graue Eminenz im Kreml. Die Weltöffentlichkeit nimmt seit Monaten mit Verblüffung zur Kenntnis, wie Putin und Präsident Dmitri Medwedew nach dem geschickten Wechsel Putins vom Präsidenten- ins Ministerpräsidentenamt 2008 eine weitere Personalrochade betreiben: Putin will nach den Präsidentenwahlen am 4. März erneut ins höchste Staatsamt wechseln, Medwedew soll dann sein Amt als Ministerpräsident erhalten. Solche Schachzüge entsprechen ganz dem Geschmack Surkows, der sich bisher weitgehend im Hintergrund hielt.

"Putin ist von Gott geschickt"
"Er ist ein Marionettenspieler, der das politische System vor langer Zeit privatisiert hat, die Medien unter Druck setzt und die Führung des Landes desinformiert", wetterte der Milliardär Michail Prochorow kürzlich gegen Surkow. Prochorow hatte im Frühjahr die Kreml-treue Partei "Gerechte Sache" gegründet, war aber wenige Monate später entmachtet worden. Die starke Fokussierung der russischen Staatsmedien auf das Gespann Putin-Medwedew wird in Moskau gerne als "Surkowsche Propaganda" bezeichnet.

Der 47-Jährige machte aus seiner Verehrung Putins nie ein Geheimnis. "Putin ist von Gott und dem Schicksal geschickt worden, als Russland eine schwere Zeit durchmachte", sagte Surkow im Juli. Der Sohn eines Tschetschenen und einer Russin arbeitete bis 1996 für den unter Putin enteigneten und heute inhaftierten Ex-Ölunternehmer Michail Chodorkowski.

"Für die Führung unentbehrlich"
In den letzten Monaten der Präsidentschaft von Boris Jelzin, kam Surkow 1999 dann in den Kreml. Dort blieb er auch nach der Einsetzung des Putin-Zöglings Medwedew 2008. Surkow stehe in ständigem Austausch mit Putin und Medwedew, sagt der im vergangenen Jahr in Ungnade gefallene Gleb Pawlowski, der als Präsidentenberater lange mit Surkow zusammenarbeitete. "Er ist für die Führung unentbehrlich."

Schließlich steht Surkow hinter dem Erfolg der Kreml-Partei "Einiges Russland", die alle Institutionen und die Verwaltung des riesigen Landes durchdringt. Auch die Kreml-Jugend Naschi, die Putin gerne bei Großveranstaltungen medienwirksam die Treue schwört, soll Surkow ins Leben gerufen haben. Privat verfügt er offenbar über eine literarische Ader. Experten halten Surkow für den Autor des Buches "Nahe Null", eine Geschichte über Liebe und Einsamkeit in einer korrupten Welt. Das Buch erschien 2009 unter seinem mutmaßlichen Pseudonym Natan Dubowizki. Surkows Ehefrau heißt Natalia Dubowizkaja.