Steigende Ungleichheit

Seit 2007 sind die Unterschiede zwischen Armen und Reichen größer geworden

Die Wirtschaftskrise hat die Ungleichheit in Europa erhöht. Eine neue Studie der OECD – Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – zeigt, dass auch viele Jahre nach Ende der Wirtschaftskrise die Ärmeren immer noch weniger verdienen als vor 2007. In Österreich sind die Daten aber relativ gut.

von Wirtschaft - Steigende Ungleichheit © Bild: Shutterstock

Die Ungleichheit in Europa befindet sich auf einem Rekordlevel. Zwar ist sie seit 2007 nicht mehr deutlich gestiegen, aber die leichte wirtschaftliche Erholung der letzten Jahre führte auch nicht dazu, dass sie merklich abnahm. Zur Messung der Ungleichheit verwendet die OECD den sogenannten Gini-Koeffizienten. Er berechnet die Ungleichheit bei Einkommen von 0 bis 1. Bei null gehört das gesamte Einkommen einer Person, bei eins hätten alle genau gleich viel. In der Praxis bewegen sich alle Länder zwischen null und eins. Je näher die Werte bei null liegen, desto gleicher ist die Einkommensverteilung. Über die Vermögensverteilung gibt der Gini-Koeffizient jedoch keine Informationen.

Im Schnitt aller OECD-Länder liegt der Gini-Koeffizient bei 0,318. Das ist der höchste Wert seit Mitte der 1980er. Zwischen den Ländern gibt es aber erhebliche Unterschiede. In Island beträgt der Gini-Koeffizient weniger als 0,25, in der Türkei liegt er hingegen bei fast 0,4.

Die Armen wurden ärmer

In einigen Ländern ist die Ungleichheit seit 2007 - dem Beginn der Finanzkrise - sogar gestiegen. In Estland, der Slowakei, Spanien und Schweden stieg sie am deutlichsten. In Island, der Türkei und Großbritannien sank sie hingegen deutlich. In Österreich ist die Ungleichheit mit etwa 0,28 relativ niedrig und in den letzten Jahren gleich geblieben.

Interessant sind aber besonders die Details. Die Einkommen der Top-10-Prozent haben einen Großteil der Verluste seit der Finanzkrise wieder ausgeglichen. Doch die ärmeren Haushalte liegen immer noch deutlich unter 2007. Zwar haben in den letzten Jahren alle Schichten Einkommenszuwächse, doch die Gutverdienenden deutlich größere.

Lohnverluste auch in Österreich

In der Krise sanken die niedrigsten Einkommen am deutlichsten. Seither haben sie sich auch am wenigsten erholt. Im Durchschnitt aller OECD-Länder ist das Arbeitseinkommen der untersten zehn Prozent zwischen 2007 und 2010 um mehr als 15 Prozent gesunken. Seither ist es aber nur mehr um 1,1 Prozent gestiegen. Es liegt also insgesamt deutlich unter dem Niveau von 2007. Bei den Top-10-Prozent der Einkommensbezieher wurde der Verlust nach der Finanzkrise inzwischen zur Gänze ausgeglichen und auch die Durchschnittseinkommen sind wieder fast auf dem Niveau von 2007.


Auch in Österreich mussten die niedrigsten Einkommen leichte Verluste hinnehmen. Zumindest Durchschnittseinkommen liegen aber ganz leicht über dem Wert von 2007.

Der Staat erhöht die Ungleichheit

Insgesamt sind die Einkommen in den OECD-Staaten seit 2007 deutlich ungleicher verteilt. Hier könnte der Staat durch steuerliche Umverteilung einschreiten. Das hat er in den meisten Ländern im Zuge der Wirtschaftskrise auch getan. Doch seit die Budgets auf Konsolidierung umgestellt sind, hat sich das wieder geändert. In den meisten Ländern verteilt der Staat heute weniger um als noch vor einigen Jahren.

In Österreich wird die Ungleichheit der Löhne durch die Steuerpolitik beispielsweise um mehr als 30 Prozent reduziert. Gegenüber 2010 ist dieser Wert jedoch schwächer geworden. Nur in wenigen Ländern wie Belgien, Finnland oder Frankreich verteilt der Staat heute mehr um als im Jahr 2010. In fast allen anderen Ländern führte diese Budgetkonsolidierung zu steigender Ungleichheit.

Österreich gerechter als Deutschland

Österreich steht relativ gut da. Nur acht OECD-Länder haben einen niedrigeren Gini-Koeffizienten als Österreich. Am gleichsten sind die Verhältnisse in den meisten nordischen Ländern. Nur Schweden ist in den letzten Jahren etwas zurückgefallen und hat inzwischen eine etwas ungleichere Einkommensverteilung als Österreich. Deutschland liegt mit einem Gini-Koeffizienten von 0,292 sogar deutlich hinter Österreich.

Die 20 Prozent der Bestverdiener haben in Österreich etwa 4,2 Mal das Einkommen der untersten 20 Prozent. Auch das ist ein relativ guter Wert. Doch die Ungleichheit steigt auch in Österreich. Wenn dieser Trend über einige Jahre anhält, dann würde die Ungleichheit in Österreich stark zunehmen. Die OECD empfiehlt Maßnahmen, die das Wachstum gerechter verteilen und dem Staat beim Sparen darauf zu achten, dass die Ärmsten nicht stärker belastet werden als die Wohlhabenden.

Kommentare

Katharina Lindtner

Leider ist im Artikel ein Fehler unterlaufen, es steht nämlich geschrieben, dass der der Wert 0 beim Gini Koeffizient bedeutet, dass eine Person das gesamte Einkommen besitzt. Das ist falsch, der Wert 0 bedeutet dass alle Personen gleichviel besitzen und der Wert 1 bedeutet, dass eine Person das gesamte Einkommen besitzt!

Eine Gleichheit wird es auf diesem Gebiet wohl nie geben, da es sich die Oberschicht immer richten wird, wogegen die unteren Einkommen immer abhängig von den Oberen sein werden. Geld regiert einfach die Welt,

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