Wintereinbruch sorgt für
schwierige Straßenverhältnisse

Der teilweise dichte Schneefall hat für zahlreiche Unfälle gesorgt

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Verkehr - Wintereinbruch sorgt für
schwierige Straßenverhältnisse

In Linz hatte ein Lenker besonderes Glück: Es gelang ihm, sich aus seinem Auto zu retten, als es in einem Bach versank. Der 21-Jährige war gegen 21.25 Uhr in der Lunzerstraße auf dem Weg zu seinem Vater, um ihn von der Arbeit abzuholen. Obwohl er nach eigenen Angaben mit nur 30 km/h fuhr, geriet sein Auto plötzlich ins Schleudern, brach nach rechts aus und rutschte über eine Böschung in den Mühlbach, wo es zur Gänze unterging. Der Lenker verließ den Wagen durch die Fahrertür und kletterte völlig durchnässt die Böschung hinauf.

Wenige Meter davon entfernt ereignete sich ein weiterer Unfall: Ein 24-Jähriger rutschte mit seinem Pkw gegen einen Lichtmast. Er sah den 21-Jährigen und alarmierte die Einsatzkräfte. Helfer vom Roten Kreuz versorgten den durchnässten, aber unverletzten Lenker. Die Linzer Berufsfeuerwehr barg mit der Hilfe ihrer Taucher das nahezu unbeschädigte Fahrzeug aus dem Wasser.

Die Landespolizeidirektion Oberösterreich hat Sonntagvormittag auch aus anderen Landesteilen etliche Verkehrsunfälle gemeldet. In den Bezirken Eferding, Schärding und Rohrbach gerieten Pkw-Lenker im Schneetreiben und bei Schneeglätte auf die linke Fahrbahnseite und kollidierten dort mit dem Gegenverkehr. In allen drei Fällen wurde jeweils eine Frau verletzt. Auf der Welser Autobahn (A25) waren Samstagabend im Gemeindegebiet Weißkirchen an der Traun (Bezirk Wels-Land) mehrere Fahrzeuge in einen Unfall verwickelt. Die Autobahn war danach eine Stunde lang nur einspurig befahrbar.

Kettenpflicht auf vielen Kärntner Straßen

In Kärnten wurde für viele Verbindungen eine allgemeine Kettenpflicht ausgesprochen, etwa für die Nassfeld Straße (B 90), die Loiblpass Straße (B 91) und die Katschbergstraße (B 99) ab St. Michael im Lungau. Die B 109 über den Wurzenpass wurde wegen Glätte gesperrt. Auf der Nassfeld Straße (Bezirk Hermagor) gilt die Kettenpflicht ab Tröpolach, in Richtung Loiblpass (Bezirk Klagenfurt-Land) müssen die Ketten spätestens in der Ortschaft Unterloibl angelegt werden. Weiters gilt die allgemeine Kettenpflicht auf der Weißensee Straße (B 87) über den Kreuzbergsattel zwischen Weißbriach (Bezirk Hermagor) und Greifenburg (Bezirk Spittal), auf der B 82 der Seeberg Straße zwischen Bad Vellach und dem Seebergsattel, hier gilt zudem ein Fahrverbot für Schwerfahrzeuge.

Außerdem herrscht Kettenpflicht auf der Turracher Straße (B 95) zwischen Ebene Reichenau (Bezirk Feldkirchen) und der Turracher Höhe und auf der Plöckenpass Straße (B 110) ab Mauthen (Bezirk Hermagor). Auch auf mehreren Landesstraßen müssen die Autofahrer mit Behinderungen rechnen bzw. Ketten anlegen, so etwa am Weg über die Flattnitz (Bezirk St. Veit) Richtung Steiermark.

Der Wintereinbruch hat am Wochenende auch in Kärnten auch für mehrere Unfälle gesorgt. So geriet etwa am Samstagabend im Gailtal ein 31-jähriger Klagenfurter mit seinem Kastenwagen während eines Überholmanövers ins Rutschen und Schleudern. Er prallte gegen einen entgegenkommenden Pkw. Der Lenker, ein 47-jähriger Slowene, und dessen 17-jähriger Sohn wurden ebenso wie der Klagenfurter verletzt und in das Landeskrankenhaus Villach gebracht.

In der Steiermark deutlich ruhiger

In der Steiermark hat der Schneefall am Sonntag nur vereinzelt zu Verkehrsbehinderungen geführt. Auf der A2, der Südautobahn, sind zwischen Steinberg und Modriach einige Lkw hängen geblieben. Die Autobahn musste in Fahrtrichtung Klagenfurt einige Zeit gesperrt bleiben, teilte der ÖAMTC mit. Bis auf den Zwischenfall auf der Pack war es auf den steirischen Straßen ruhig. Für Schwerfahrzeuge gab es auf einigen Landstraßen Kettenpflicht, so unter anderem am Niederalpl oder dem Feistritzsattel. In Graz hörte es bereits am Vormittag zu schneien auf, Verkehrsbehinderungen gab es keine.

In Niederösterreich wurde eine 18-Jährige Sonntagfrüh bei einem Pkw-Überschlag im Bezirk Gänserndorf verletzt. Sie wurde ins Wiener SMZ Ost eingeliefert. Die junge Lenkerin war vermutlich aufgrund der winterlichen Straßenverhältnisse auf der L2 bei Raasdorf in Fahrtrichtung Wien ins Schleudern geraten und von der Fahrbahn abgekommen, teilte die NÖ Landespolizeidirektion mit. Das Auto kam auf dem Dach in einem Acker zu liegen. Es wurde erheblich beschädigt.

Erhöhte Lawinengefahr in Tirol

In Tirol haben die erneuten Schneefälle am Sonntag vorerst zu keinen Verkehrsproblemen geführt. Auf einigen höher gelegenen Verbindungen bestand Kettenpflicht. Die Lawinenwarnstufe lag bei "3" der fünfteiligen Skala, das bedeutet "gebietsweise erhebliche Lawinengefahr". Die Hauptgefahr ging von älteren, hauptsächlich aber von frischen Triebschneeansammlungen aus. Da diese Triebschneepakete wegen der tiefen Temperaturen spröde seien und oft auf lockerem Neuschnee lägen, seien sie störanfällig und könnten häufig schon bei geringer Zusatzbelastung ausgelöst werden. Es reiche dazu also schon das Gewicht eines einzelnen Wintersportlers. Vereinzelt könnten Lawinen auch bis in die Altschneedecke durchreißen und dann mittlere Größen erreichen.

Gefahrenstellen lägen vor allem in Triebschneehängen aller Expositionen oberhalb etwa 1.800 Metern. Anzahl und Verbreitung der Gefahrenstellen würden dabei mit der Seehöhe zunehmen. Skitouren und Variantenfahrten erforderten derzeit Erfahrung in der Beurteilung der Lawinensituation, warnten die Experten.

Ketten waren laut ÖAMTC unter anderem am Arlbergpass oder am Gerlospass vorgeschrieben. Die Sellrain- und Kühtailandesstraße waren wegen der Weltcuprennen bis Montag eingeschränkt benutzbar bzw. überhaupt gesperrt.

Chaos in Frankreich

Heftige Schneefälle haben auch in Teilen Frankreichs und Großbritanniens am Wochenende zu chaotischen Szenen geführt. In den französischen Alpen steckten rund 15.000 Autos fest, die auf dem Weg aus oder zu den Skigebieten rund um den Mont Blanc waren, wie die Behörden mitteilten. Auch in Großbritannien sorgte der Wintereinbruch für schwerwiegende Komplikationen.

Die französischen Gemeinden richteten Notunterkünfte für Autofahrer ein, die es nicht mehr ans Ziel schafften. Im Departement Savoie waren am Abend in rund 40 Gemeinden knapp 10.000 Schlafplätze in Notunterkünften verfügbar, wie die Behörden meldeten. Es gebe wegen Schneefall und Glatteis"sehr bedeutende und dauerhafte Schwierigkeiten" auf den Straßen. Schon am Nachmittag rief die Präfektur Autofahrer auf, frühzeitig für die Nacht anzuhalten. Zahlreiche Menschen mussten aber die Nacht in ihren Autos verbringen, da sie auf den blockierten Straßen nicht weiterkamen.

Auch in den Departements Hautes-Alpes und Haute-Savoie wurden Notunterkünfte eingerichtet. Insgesamt galt in 19 Departements wegen des heftigen Schneefalls und des Glatteises Warnstufe Orange. Im Departement Isere kam ein 27-jähriger Mann ums Leben, als er mit seinem Auto in eine Schlucht rutschte. Autofahrer konnten sich auf einer Hotline über die Verkehrslage informieren. Fahrer ohne Schneeketten wurden von der Polizei angewiesen, nicht weiterzufahren.

Bis zu 60 Zentimeter Schnee

Auf mehreren Autobahnen in Frankreich gab es lange Staus. Autofahrer aus Lyon und Annecy in Richtung der Skigebiete im Departement Savoie wurden zum Umkehren aufgefordert. Der Bahnverkehr lief trotz der schwierigen Wetterbedingungen weitgehend fahrplanmäßig. Für Sonntag wurde weiterer Schneefall erwartet. Während in der Ebene mit drei bis sieben Zentimeter Schnee gerechnet wurde, sagte der Wetterdienst für das Gebirge auf Höhen über 2000 Meter bis zu 60 Zentimeter Schnee voraus.

In der Gegend um Paris stürmte es heftig, die Gärten am Schloss von Versailles wurden für den Publikumsverkehr geschlossen. Am Ärmelkanal wurde der Fährhafen von Calais wegen Sturmböen geschlossen und der Fährverkehr nach Großbritannien eingestellt. Dort traf es neben dem Straßenverkehr die Flughäfen in Liverpool und Bradford. Die Landebahnen seien zur Schneeräumung vorübergehend gesperrt worden, berichtete der Sender BBC. Gezeigt wurde zudem ein Video, in dem ein Skifahrer eine abschüssige Straße in Sheffield als Skipiste nutzt.

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