Winfried Glatzeder wird 70

Als ausrastender Dschungelcamper spaltete er im vergangenen Jahr die Fernsehgemeinde

Als ausrastender Dschungelcamper spaltete er im vergangenen Jahr die Fernsehgemeinde. Da hatte Winfried Glatzeder schon eine 50-jährige Karriere als Film- und Theaterschauspieler hinter sich - aber immer noch jede Menge Lust auf Neues. Mit der DEFA-Produktion "Die Legende von Paul und Paula" wurde er als "DDR-Belmondo" einst berühmt. Am Sonntag (26. April) wird Winfried Glatzeder nun 70 Jahre alt.

von Winfried Glatzeder im Dschungelcamp © Bild: RTL/Stefan Gregorowius

Doch Feiern lassen will er sich nicht. "Nein! Bloß nicht! Das ist alles Stress", sagt Glatzeder im Interview der dpa. "Ich bin so froh, dass ich arbeiten darf", bekennt der Schauspieler, der an seinem Geburtstag bei Proben für das Stück "Toutou" am Theater am Dom in Köln sein wird. "Vielleicht lade ich das Theaterteam zu einem Glas Mineralwasser ein, das sind zum Glück nur drei, das wird nicht so teuer....", so Glatzeder grinsend. "Aber es muss auch gar nichts sein, ich gehe einfach ins Bett. Ich gehe auch jedes Jahr zu Silvester ins Bett."

Das Älterwerden behagt dem unternehmungslustigen Glatezder ganz und gar nicht. "Altwerden ist unangenehm", sagt er. "Man ist alt, wenn auf einmal das Knie, die Schultern, der Rücken nicht mehr so richtig wollen." Doch eine Eigenschaft hat der Schauspieler nie verloren: "Ich habe eine kindliche Neugierde und Naivität, mich den Dingen zu stellen."

Darum war er im Dschungelcamp

War das auch der Grund für seine Teilnahme bei der RTL-Show "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!"? "Die Kohle, die Neugierde, interaktives Fernsehen und der Reiz, in einer Sendung mitmachen zu können, die mehr Publikumsresonanz als Fußball hat", begründet Glatzeder seinen Dschungelauftritt, der in einer viel diskutierten Schubsattacke auf seine Kärntner Camp-Konkurrentin Larissa Marolt gipfelte. "Ich wollte auch einfach sehen, ob die anderen mich aushalten", sagt Glatzeder mit seiner sonoren Stimme.

Glatzeder wurde am 26. April 1945 in Zoppot bei Danzig geboren. Nach einer Ausbildung zum Maschinenbauer in Berlin ging er an die Deutsche Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg. Am Potsdamer Hans-Otto-Theater sammelte er erste Bühnenerfahrung. 1971 holte ihn sein Lehrer Fritz Marquardt an die Ost-Berliner Volksbühne, deren Ensemble er bis 1982 angehörte. Sein Talent für komisch-groteske Rollen mit tragischen Zügen wurde dort schnell sein Markenzeichen.

So startete seine Karriere

Anfang der 70er-Jahre startete Glatzeders Film- und Fernsehkarriere. Er spielte in 20 DEFA-Produktionen, darunter in "Zeit der Störche" (1970) und "Der Mann, der nach der Oma kam" (1972). Der Durchbruch gelang Glatzeder mit Heiner Carows "Die Legende von Paul und Paula" (1972) - heute ein Kultfilm. Darin spielt Glatzeder an der Seite von Angelica Domröse den aufstrebenden Außenhandelsreferenten Paul, der statt Karriere zu machen lieber seine leidenschaftliche Liebe zu der alleinerziehenden Paula leben will. Die Liebesgeschichte vor realsozialistischem Hintergrund war in Ost und West gleichermaßen ein Erfolg.

1982 reiste Glatzeder mit seiner Familie in die Bundesrepublik aus und nahm ein Engagement am West-Berliner Schiller-Theater an. Er drehte mit Istvan Szabo und Margarethe von Trotta. Im Berliner Dom war er der "Jedermann", den er in Meiningen auch selbst inszenierte. Viel positive Kritik gab es, als Glatzeder 2008 zusammen mit "Paul und Paula"-Partnerin Domröse am Hans-Otto-Theater in Potsdam in der Komödie "Filumena" nach Eduardo de Filippo auf der Bühne stand. Bei der heurigen Berlinale war Glatzeder in Peter Kerns "Der letzte Sommer der Reichen" zu sehen.

So lebt er heute

Mit seiner Frau Marion, Hund, Katze, Hühnern und Enten lebt Glatzeder heute im Norden Berlins. Das seit 45 Jahren verheiratete Paar hat zwei Söhne. Robert Glatzeder ist ebenfalls Schauspieler. Bis Mitte Juli steht Winfried Glatzeder in Köln auf der Bühne. Für die Zeit danach gibt es bereits Pläne: "Wir entwickeln gerade Bücher für eine Serie, die ich wahrscheinlich machen werde. Da spiele ich einen bösartigen Alten", verrät Glatzeder. "Aber wenn ich so im Bett liege, dann sage ich mir: Eigentlich habe ich den Zustand erreicht, dass ich fast alles gemacht habe. Jetzt kommen nur noch Wiederholungen."

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