Wiener Riesenradplatz: Chronologie eines Aufregers

Wiener Riesenradplatz: Chronologie eines Aufregers

Wiener Riesenradplatz: Chronologie eines Aufregers

Utl.: Pläne bereits Mitte 2007 präsentiert - Eröffnung im April 2008 =

Wien (APA) - Vorgestellt wurden die Pläne für den Riesenradplatz als neuen Pratereingang im Stil von "Wien um 1900" Mitte 2007. Die Kulissenbauten sollten dabei verschiedene architektonische Elemente der Bundeshauptstadt in dieser Zeit vereinen. Von den projektierten 32 Mio. Euro Baukosten sollte die Stadt 15 Mio. Euro tragen, wobei sich die Gesamtkosten inklusive Finanzierung mit 59,7 Mio. Euro letztlich auf beinahe das Doppelte erhöhten.

Die gemeindeeigene Stadt Wien Marketing und Prater Service GmbH hatte zur Errichtung des neuen Praterentrees im Jänner 2007 die "Riesenradplatz-Errichtungs GmbH" gegründet. Als Leasinggeber wurde die Immoconsult installiert. Diese wiederum hatte die Firma "Explore 5D" als Generalbauunternehmer beauftragt, der Subunternehmer mit den eigentlichen Arbeiten betraute.

Im Mai 2008 hatte die Stadt Wien Marketing und Prater Service GmbH schließlich bekanntgegeben, "Explore 5D" gekündigt zu haben, weil das Unternehmen seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr nachgekommen sei, nachdem im April 2008 offiziell die Eröffnung in bescheidenem Rahmen begangen worden war. Explore musste in Folge im Juni Insolvenz anmelden. Im August wurde der Ausgleich mit einer 40-Prozent-Quote von den Gläubigern angenommen, worauf bis zum 10. Jänner 2009 die Gelder an die Handwerker flossen.

Sowohl die Erhöhung der Gesamtkosten als auch die Beauftragung der "Explore 5D", die nicht über eine notwendige Baumeisterbefugnis verfügt hatte, wurden im November 2008 in einem Kontrollamtsbericht heftig kritisiert. Auch hätte das Bundesvergabegesetz angewendet werden müssen. Die Grünen brachten im Juli 2008 eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ein. Auch ein Zivilverfahren, angestrengt von einer am Bau beteiligten Firma, läuft. Der Prater Service GmbH wurde mittlerweile aus dem Stadt Wien Marketing herausgelöst und fungiert seither als Tochterunternehmen des gemeindeeigenen Betriebes.

Der früheren Stadträtin Grete Laska (S) bescherten die Umstände der Riesenradplatz-Errichtung drei Misstrauensanträge im Gemeinderat durch die Oppositionsparteien, die mit der (inzwischen nicht mehr vorhandenen, Anm.) absoluten Mehrheit der SPÖ abgewehrt werden konnten. Ihr Rücktritt von ihren politischen Funktionen im März 2009 habe jedoch ausschließlich persönliche Gründe, wurde damals versichert.

Im September 2010 wurden die vom 31. März des gleichen Jahres datierenden Gutachten, die im Auftrag der Staatsanwaltschaft erstellt wurden, publik. Die damalige grüne Planungssprecherin Sabine Gretner sah in den Expertisen nahezu allen Vorwürfe dezidiert bestätigt.