Wiener Cafe Schottenring:
Nachfolge ungewiss

Entwickler: Alles von Cafe über Steakhouse bis Haubenküche möglich

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Wiener Kaffeehauskultur - Wiener Cafe Schottenring:
Nachfolge ungewiss

"Noch ist nichts fix, es ist ein schwieriges Unterfangen", erklärte Martin Schwanzer, Miteigentümer und Developer des Gebäudes im Gespräch mit der APA. Am liebsten würde er hier wieder ein traditionelles Wiener Kaffeehaus sehen - das wäre wohl auch dem Hauptmieter der frisch renovierten Immobilie, der bekannten Wiener Rechtsanwaltskanzlei Schönherr, recht. "Von der Optik und der Atmosphäre würden wir das bevorzugen", so der Entwickler.

Genug Interessenten

Es fehle auch nicht an Interessenten. "Es gibt sogar Kaffeehaus-Interessenten, eigentlich die typischen Verdächtigen", meinte Schwanzer - bloß: Es hapert bei den meisten an den Finanzen, vor allem an der Miete. "Es muss sich schon auch rechnen. Und das ist mit einem traditionellen Cafe nicht so einfach", erklärte der Developer. Man befinde sich zudem in einer eingesessenen Gegend, die auch spezielle Herausforderungen an einen Betreiber stelle. Eine amerikanische Kette etwa werde sich hier kaum wohlfühlen - dazu fehle auch die Frequenz.

Keine Förderung

Auf Förderungen der Stadt Wien - wie sie etwa beim Umbau des Cafe Museum zum Tragen kamen - könne man derzeit noch nicht zurückgreifen. Diese wären jedoch vermutlich hilfreich, ist doch vom alten Cafe Schottenring abgesehen von der imposanten Stuckdecke nicht mehr viel über. Es habe sich nicht um historisches Mobiliar gehandelt, begründete Schwanzer diesen Schritt.

Großes Zögern

Noch "zögern und zaudern" aber alle. Deshalb sehe man sich nun auch nach anderen Varianten um. "Cafe, Bar, Steakhouse oder Haubenküche - wir verhandeln derzeit mit allen", schilderte Schwanzer. Wie diese Verhandlungen ausgehen, sei ungewiss.

Seit der Schließung des 1879 eröffneten Cafe Schottenring - das Haus war ursprünglich als Frucht- und Mehlbörse konzipiert - zählt die Bundeshauptstadt mit dem Cafe Prückel, dem Cafe Schwarzenberg und dem Cafe Landtmann nur noch drei Ringstraßen-Cafes. Um die Jahrhundertwende war Wiens Prachtboulevard Heimat zahlreicher Kaffeehäuser. Zu Glanzzeiten zählte man knapp 30 der teils opulent ausgestatteten Verweilorte vornehmlich des Bürgertums. Schon nach dem Ende der Monarchie bzw. infolge des Ersten Weltkriegs und der Wirtschaftskrise ging es den ersten Häusern an den Kragen. Der Zweite Weltkrieg, explodierende Mieten und für Cafetiers unbezahlbare Ablösen von Banken oder Autohäusern dezimierte die Zahl im Laufe des vorigen Jahrhunderts laufend.

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