Politisches Kasperltheater im Rabenhof

mascheks Puppen spielen wieder, doch Neuzugänge bleiben etwas blass

Alte Geschichte, neue Gesichter: Unter erwartungsgemäß viel Gelächter feierte am Freitagabend die Wiederaufnahme der Polit-Satire "By-Bye, Österreich!" im Wiener Rabenhof Premiere. Auch diesmal proklamiert Werner Faymann auf der Puppenbühne das Streben nach Stillstand, Minister- wie Promi-Neulinge peppen die Story rund um die nach einem Flugzeugabsturz gestrandete Polit-Prominenz auf - mehr nicht.

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Wien - Politisches Kasperltheater im Rabenhof

Zugegeben: Das "Bye-Bye, Österreich!"-Team rund um maschek-Mastermind Peter Hörmanseder (Buch), Gerhard Haderer (Puppen) und Thomas Gratzer (Idee und Regie) hatten es in den vergangenen Wochen nicht leicht. Wenn kurz vor der Premiere der Vizekanzler abhandenkommt, bedeutet das Überstunden. Für Puppen-Neuzugänge wie Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) oder Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) gibt es allerdings keine Ausreden. Für sie hatte man im Gegensatz zu Reinhold Mitterlehner (ÖVP) ausreichend Zeit. Doch ausgerechnet sie blieben in diesem pointengetriebenen Kasperltheater im Eismeer auffallend blass.

Blasse Neuzugänge

Während man auch diesmal viel Freude daran hat, dem Bundeskanzler bei seinen Fantasien über eine geplante "Sexualdemokratie" oder seinem innigen Wunsch, sich aus allem rauszuhalten, zuzusehen, werden die Neuzugänge hauptsächlich auf körperliche Merkmale reduziert. In den kurzen Auftritten des Außenministers geht es hauptsächlich um die Größe seiner Ohren, der Verteidigungsminister wird ausführlichst durch seine Angewohnheit, das "-en" im Auslaut von Wörtern zum "-na" zu machen charakterisiert. Die Innenministerin fegt als hysterische Hexe, die nach Aufmerksamkeit ihres "Sugar-Daddys" Erwin Pröll giert, durch die Kulisse. Zum Fortgang der (gut eingespielten) Handlung darf keiner von ihnen wesentlich beitragen.

Mitterlehner überzeugt

Einzig die Figur Reinhold Mitterlehners, der in persona ebenso wie seine ÖVP-Kolleginnen Mikl-Leitner und Maria Fekter im Publikum saß, gewinnt an Profil. So wird der überzeugte "Django" im Old Shatterhand-Kostüm von Hexe Mikl-Leitner in den bekannten Winnetou-Freund verzaubert und verbreitet fortan Mantra-artig die Idee einer "neuen Mitte" aus Rot und Schwarz. Als ebenfalls erfrischend darf die Idee gewertet werden, Song Contest-Gewinnerin Conchita Wurst (die auch den Weg ins Publikum fand) ins Programm aufzunehmen. An ihrer Figur wird deutlich, dass in diesem Format wirklich niemand vor Häme verschont bleibt.

Wurst schlägt Gabalier

Unter der Grünen Interims-Bundeskanzlerin Eva Glawischnig, die auch diesmal ihren Kindern die Gute-Nacht-Geschichte via TV vorliest, soll sie eine neue Bundeshymne kreieren. Allerdings fällt der bärtigen Diva abseits ihres Hits "Rise like a Phoenix" wenig ein. Und "Land der Fahrradfahrer..." ist dann doch ein wenig zu unsexy. Dass sie als Friedensbotschafterin dann ausgerechnet "Volks-Rock'n'Roller" Andreas Gabalier eine in die Gosch'n haut, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Bissig auch jene Szene, in der Gabalier dem etwas orientierungslosen Heinz-Christian Strache (FPÖ) anbietet, ihn dahingehend zu unterstützen, als dieser aufzutreten ("I sing a Liad fia di, woi du schaust aus wia i...").

Treffendes Sittenbild

Auch alte Bekannte haben an diesem Abend kurze Auftritte. So würdigte man Michael Spindelegger mit einer Art Höllenfahrt in die Bedeutungslosigkeit, auf der er unter anderem von einstigen ÖVP-Granden wie Maria Fekter und Josef Pröll begleitet wird. Ansonsten bleibt die Neuauflage von "Bye-Bye, Österreich" das, was der Nachfolger von "Beim Gusenbauer" und "Bei Faymann" schon bei der Uraufführung im November 2013 war: Ein schmerzhaft treffendes Sittenbild dieses Landes, bei dem der allgemeine Stumpfsinn weniger zugespitzt als abgelichtet wird.

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