Wien-Paris und retour: Dirigent Georges Pretres charmantes Neujahrskonzert 2010

Eröffnet wurde im Sinne des Gustav-Mahler-Jahres Liebeserklärung an die Welt" Hommage an Frankreich

Wien-Paris und retour. Maßgeschneidert auf den diesjährigen Dirigenten Georges Pretre hat sich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker im Großen Saal des Musikvereins gestaltet. Die angekündigte "Liebeserklärung an die Welt" wurde aber doch zur deftig-schwungvollen Hommage an die französische Heimat des Dirigenten - mit Champagnerlaune in der Stadt der Liebe. Passend dazu veredelte der italienische Modedesigner Valentino die Tanzeinlagen mit seinen Kostümen, das Publikum bedankte sich für den Sinnesrausch mit Standing Ovations.

Wien-Paris und retour: Dirigent Georges Pretres charmantes Neujahrskonzert 2010 © Bild:

Pretre ist ein Genießer und es besteht kein Zweifel, dass er die ganze Welt daran teilhaben lassen will. Zu den großen Modernisierern gehört der 85-Jährige musikalische Charmeur nicht, er wählt den sinnlichen, intuitiven - und vor allem französischen - Ansatz. Denn die Diplomatie zwischen Wien und Paris funktioniert seit jeher im Dreivierteltakt und findet im Operettenhimmel seine Fortsetzung. Da stellt sich ein gewisses Wohlbehagen ein, vor allem bei den philharmonischen Gastgebern, die dem Maestro offensichtlich willenlos folgen.

Eröffnet wurde im Sinne des Gustav-Mahler-Jahres
Eröffnet wurde im Sinne des Gustav-Mahler-Jahres - aber ohne Mahler, sondern mit Johann Strauß Sohn. Die Ouvertüre zur Operette "Die Fledermaus" sollte laut Programmtext daran erinnern, "dass Johann Strauß in Mahlers entscheidenden Jugendjahren sein Zeitgenosse war". So geht's auch. Pretre zauberte ganz und gar nicht im Mahler'schen Sinne subtile Klangwolken, sondern legte mit Gedröhn und juveniler Wendigkeit los. Da schepperte es, als wären die Philharmoniker nicht ganz richtig ausgepegelt - Spaß beim Zuhören machte es allemal.

"Champagner-Galopp"
Der "Champagner-Galopp" - bereits das zweite Gläschen an diesem Tag - des Dänen Hans Christian Lumbye läutete schließlich den Zugaben-Teil ein, die Polka "Auf der Jagd" von Johann Strauß Junior sollte den jährlich erwarteten Höhepunkt, den Walzer "An der schönen blauen Donau", ankündigen. Dieser wurde mit Souveränität und noch mehr Champagnerlaune vorgetragen. Beim "Radetzkymarsch" von Strauß Vater hatte der Maestro sein mitklatschendes Publikum mit teilweise nur zwei Fingern im Griff. Dieses ließ sich gerne darum wickeln.

Mit dem Neujahrskonzert 2010 ließen sich die Wiener Philharmoniker von Pretre gleichzeitig eine Brücke nach Paris bauen, auf der der neue Staatsoperndirektor Dominique Meyer lust- und schwungvoll in die Staatsoper geleitet werden sollte. Dass man das Ruder doch nicht ganz aus österreichischer Hand geben will, soll im kommenden Jahr dessen musikalischer Direktor, Franz Welser-Möst, beim Neujahrskonzert zeigen.

(apa)