The Who: Über
alle Generationen

Die Rock-Granden bringen auch mit über 70 Jahren die Stadthalle noch zum Beben

Es war ein Fest der Rock-Geschichte, das Pete Townshend und Roger Daltrey gestern in der Wiener Stadthalle abfeierten. Die britischen Legenden von The Who boten eine zweistündige Hit-Revue, die keine Wünsche offen ließ und gaben mit ihren über 70 Jahren mehr Gas als so manche ihrer jüngeren Kollegen.

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Wien-Konzert - The Who: Über
alle Generationen

"The Who hits 50", so der Titel zur aktuellen und gleichzeitig Abschieds-Tournee der legendären britischen Rockband. Seit 50 Jahren also (bzw. 51, die Tour ist bereits letztes Jahr gestartet) stehen Pete Townshend und Roger Daltrey bereits gemeinsam auf der Bühne (Schlagzeuger Keith Moon verstarb bereits 1978 und Bassist John Entwistle im Jahr 2002). Dennoch wollten sie mit ihren 72 (Daltrey) und 71 (Townshend) Jahren noch einmal die großen Bühnen betreten - um sich von ihren Fans mit einer letzten großen Tour zu verabschieden.

Und nach so einem Abend wie gestern in der Wiener Stadthalle lässt man die Legenden eigentlich nur schweren Herzens in den mehr als verdienten Ruhestand gehen. Sie boten vor rund 10.000 begeisterten Fans trotz ihres hohen Alters einen musikalischen Genussabend, von dem sich weit jüngere Musiker-Kollegen gleich mehrere Scheibchen abschneiden können. Dass die Besucher mit Sitzplatzkarten auch tatsächlich auf ihren Sitzplätzen verharrten lag vermutlich auch an deren fortgeschrittenen Alter als an der Energie, die die Briten durch den Saal schickten.

Geboten wurde eine Hitrevue der Sonderklasse: Zum Einstieg krachte es gleich richtig los mit "Who are you", um gleich darauf mit "The Kids Are Alright" den nächsten Smasher draufzulegen. Weiters folgten "My Generation", "Behind Blue Eyes", "You Better You Bet" bis zu "Love, Reign O'er Me" und "Baba O'Riley". Und damit sind nur ein paar der absoluten Klassiker genannt, die die Fans in hellste Freude versetzten.

Der Boss

Deutlicher als früher wurde allerdings klar, wer der Chef ist: Gitarrenmeister Pete Townshend, der nicht nur seine windmühlenartigen Armbewegungen auch im höheren Alter noch dynamisch hinbekommt, sondern nach wie vor wirklich ein grandioser Beherrscher seiner Stratocaster ist. Frisches Vollgas durfte man sich von den Herrschaften ja nicht im Dauermodus erwarten, aber Townshend sorgte doch immer wieder für gehörig Speed. Dass sich Roger Daltrey gesanglich da ein wenig anstrengen musste, störte nicht im geringsten.

Die Höhepunkte des Abends waren vielleicht ein wenig Townshend-lastig, auch bei den Vocals: ein kraftvolles "5:15" aus "Quadrophenia" und eine sagenhafte Version der "Acid Queen" von "Tommy". Besonders eindrucksvoll auch die bombastische Instrumentalnummer "The Rock". Einziger Wermutstropfen: Vielleicht wirklich nie mehr wieder in den Genuss eines The Who-Konzertes zu kommen.

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