Jugendlicher in Haft missbraucht

Erneut sexueller Übergriff in Jugendabteilung der Justizanstalt Wien-Josefstadt

von Ein Jugendlicher trägt Handschellen und hält sich die Hände vors Gesicht. © Bild: Thinkstock/iStockphoto

Er soll dabei mit einem Besenstil vergewaltigt worden sein, bestätigte Christian Timm, stellvertretender Leiter der Vollzugsdirektion, am Dienstagabend einen Bericht in der aktuellen Ausgabe des "Falter".

Die Justizanstalt habe den Vorfall am darauf folgenden Tag bei der Staatsanwaltschaft angezeigt und die mutmaßlichen Täter verlegt. Das Ermittlungsverfahren gegen die Beschuldigten sei noch nicht abgeschlossen, sagte Timm. Der 14-Jährige, der sich mittlerweile wieder auf freiem Fuß befindet, wird nachbetreut und befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung.

Sexuelle Übergriffe werden häufiger

"Im Unterschied zu früher kommt es im Jugendgefängnis häufiger zu sexuellen Übergriffen. Jeder in unserer Abteilung bekommt einmal im Jahr so einen Fall", hält Norbert Gerstberger, Jugendrichter am Wiener Straflandesgericht und Obmann der Fachgruppe Jugendrichter in der Richtervereinigung, zur grundsätzlichen Problematik fest. Für Gerstberger hängt das mit der Auflassung des Jugendgerichtshofs zusammen, der unter dem damaligen Justizminister Dieter Böhmdorfer ins Wiener Straflandesgericht integriert wurde, wie er im Gespräch erklärte: "Die räumlichen Verhältnisse sind hier beengter, Vorgänge in den Hafträumen schwerer kontrollierbar."

Die Vollzugsdirektion weist das zurück. Die Infrastruktur für Jugendliche sei in der Justizanstalt Wien-Josefstadt deutlich besser und zeitgemäßer als seinerzeit im Jugendgerichtshof. Misshandlungen und Übergriffe stünden "nicht auf der Tagesordnung", versicherte Timm. Der letzte gravierende Zwischenfall sei vor eineinhalb Jahren passiert: "Wir haben nach diesem Vorfall eine vierseitige Richtlinie erarbeitet, um Mindeststandards im Betrieb garantieren zu können. Wir bemühen uns nach allen Regeln der Kunst, solche Übergriffe zu verhindern. Jeder einzelne Fall ist einer zu viel, aber wir werden solche Einzelfälle trotz intensivster Bemühungen in der Zukunft wahrscheinlich nicht verhindern können."

Jugendliche ab 15 Uhr zum Nachtdienst eingesperrt

Die Wiener Jugendrichterin Beate Matschnig kritisiert laut "Falter", dass Jugendliche aufgrund von Personalnot am Freitag bereits ab 15 Uhr (!) zum Nachtdienst eingesperrt werden und in den Zellen "ein unglaublicher Druck entsteht", so komme es zu "Demütigungsritualen an den Schwächsten".

Die Zellen seien ab Freitag 65 Stunden - bis Montag acht Uhr früh - ohne Betreuung geschlossen. Auch unter der Woche beginne der Nachtdienst manchmal bereits um 15 Uhr. Matschnig: "Das ist Folter".

Die Darstellung von Matschnig wies Timm scharf zurück. Die Behauptung, die Zellen für Jugendliche würden von Freitag, 15. 00 Uhr bis Montag, 8.00 Uhr geschlossen bleiben, treffe nicht zu. An den Wochenenden blieben die Zellen bis 19.00 Uhr und ab 7.00 in der Früh geöffnet. Es gebe auch in diesen Zeiten eine Betreuung, "wenn wir uns natürlich mehr Ressourcen wünschen würden", wie Timm bemerkte.

Der Justizsprecher der Grünen, Albert Steinhauser, forderte per Presseaussendung "eine umfassende Aufklärung über die Situation im Jugendstrafvollzug in der Josefstadt" und kündigte eine parlamentarische Anfrage an Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) an. Die Justizanstalt habe durchaus engagierte Beamte, "ist aber schlicht baulich und ressourcenmäßig für den Jugendvollzug nicht gerüstet", meinte Steinhauser.

Kommentare

DiniB melden

nun stellt sich mir die Frage:
Warum ist ein 14 jährige überhaupt dort? Er muss irgendwas angestellt haben .. ohne Grund wird er dort nicht hinkommen, und wenn er schon eine Tat begannen hat mit seinen jungen 14 (!!) Jahren, dann sollte er sich auch wehren können ... Aktion - Reaktion! vielleicht lernt er nun daraus, das er keinen mist mehr macht und somit auch nicht mehr in die Justizanstalt muss

christian95 melden

Ich denke, so etwas sollte möglichst breit in der Öffentlichkeit berichtet werden, damit Jugendliche sofort erkennen, ein Gefängnis ist kein Honiglecken!
Was dabei immer wieder unerwähnt bleibt: Warum sitzt überhaupt ein 14 Jähriger in Haft?

Superguppy melden

Wo sind die Milliarden, welche die Politiker so locker in der Hinterhand haben? Es gibt einfach kein Geld; weder für Häftlinge, noch für Schüler, weder für Alte, noch für Pflegefälle. So einfach ist das. No cash - no music! Gewöhnt Euch daran. Der arme Jugendliche - Kollateral Schaden, shit happens.

Ignaz-Kutschnberger
Ignaz-Kutschnberger melden

Was hatte der arme Jugendliche im Gefängnis zu suchen?? Vermutlich ein Verwandtenbesuch, oder so... und wie um alles in der Welt kam er in die Besenkammer?? Ich hoffe bloß, er kommt jetzt nicht auf die schiefe Bahn...

Ignaz-Kutschnberger
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Und ich glaube, er hatte Glück im Unglück...bei uns in Moskau hätte man ihn vermutlich geschwängert

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