Wettskandal-Prozess:
Grödig-Manager sagt aus

Christian Haas: "Taboga tat mir am Anfang leid, ich habe ihm zuerst geglaubt"

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Grödig-Manager sagt aus

Haas sagte, er sei von Taboga und auch Ex-Spieler Thomas Zündel enttäuscht. Aufgeflogen war das Ganze, nachdem Taboga 5.000 Euro aus der Mannschaftskasse bekommen hatte, um die Scheine zu wechseln und unter den Spielern aufzuteilen. Da das aber tagelang nicht passierte, schöpften Haas und der damalige Trainer Adi Hütter Verdacht und stellten den Vize-Kapitän zur Rede. Dabei habe dieser von Problemen erzählt: "Er sagte, er wird erpresst und zeigte einen Brief und mehrere SMS. Er meinte, er muss jedes Monat Geld beim Autoreifen verstecken", so Haas. Dann habe er gesagt, er werde zur Polizei gehen, weil es ihm jetzt reiche.

"Taboga tat mir am Anfang leid"

Bei der Einvernahme durch die Beamten war der Manager dabei und hörte dann auch, dass die Erpressung mit Spielmanipulationen zusammenhing: "Taboga sagte, Sanel Kuljic und ein anderer erpresse ihn, Spiele zu manipulieren. Er tat mir am Anfang leid, ich habe ihm zuerst geglaubt." Da Taboga schon Abschiedsbriefe verfasst habe, kümmerten sich der Verein und die Polizei um eine andere Wohnung, wo er sich vor den Erpressern sicher fühlen habe können. Später seien Tabogas Aussagen aber nicht mehr logisch gewesen: "Das passte alles nicht zusammen", sagte Haas.

Manager stellte Mannschaft zur Rede

Der Manager stellte seine Mannschaft zur Rede und fragte sie, ob Taboga auch einen von ihnen wegen Manipulationen angesprochen habe. Drei hätten das bejaht, aber sich nicht auf die Manipulationen eingelassen. Darunter war auch Thomas Zündel, der aber nach der Einvernahme durch die Polizei dem Manager reinen Wein einschenken musste: "Zündel schickte mir ein SMS, er müsse mit mir reden. Er sagte, er habe nicht die ganze Wahrheit gesagt. Er habe Taboga einen Gefallen getan und sei zu einem Treffpunkt mitgefahren", sagte Haas vor Richterin Elisabeth Juschitz. Dort hätten sie so getan, als ob sie das Spiel gegen Kapfenberg manipulieren würden. Umgesetzt hätten sie das dann aber nicht.

"Vertrauensbruch" von Zündel

Für Haas war Zündels Aktion ein "Vertrauensbruch", weshalb er ihn und Taboga kündigte. "Wir kämpfen um jeden Sponsor und Zuschauer und dann so etwas", zeigte sich der Manager enttäuscht. Er wisse bis heute nicht, ob Taboga wirklich Spiele manipuliert habe. Mit dessen spielerischer Leistung sei er jedenfalls zufrieden gewesen, sagte Haas.

Buchmacher gab Einblicke ins Wettsystem

Am Nachmittag befragte Richterin Juschitz noch den Präsidenten des österreichischen Buchmacherverbandes, Harald Kochmann. Er führte u.a. die drei in Österreich möglichen Wege an, um zu wetten: persönlich in einem Wettbüro, an einem Wett-Terminal oder im Internet. Letzteres sei mit der Einrichtung eines Accounts verbunden. Damit sei die Identität des Kunden bekannt.

"Im Internet gibt es unterschiedliche Wettlimits für Kunden: Diese sind abhängig von deren Spielverhalten und Erfolg. Bei besonders schlauen Spielern setzt der Buchmacher die Limits bei dieser Person herunter", sagte Kochmann. Dieses Vorgehen werde "Risk-Management" genannt und die Buchmacher versuchen sich durch ein besonders kluges Risk-Management von der Konkurrenz abzuheben.

Falle einem Buchmacher auf, dass mehrere Kunden größere Beträge - etwa ab 1.000 Euro - auf eine deutlich schwächere Mannschaft setzen, beginne er mit Nachforschungen. Dann habe der Buchmacher die Möglichkeit, mit der Veränderung seiner Quote das Risiko eines Verlusts zu minimieren. In Österreich seien seiner Ansicht nach bei den meisten Buchmachern maximal Wetten mit vierstelligen Summen möglich. In Asien sei das offenbar anders: "Dort begrenzen die Buchmacher weniger, weil sie mit mehr Umsatz auch mehr Gewinn machen können", meinte der Experte.

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