Was hat dich bloß so ruiniert?

von Julia Ortner © Bild: News/Ian Ehm

Wo fing es an und wann?
Was hat dich irritiert?
Was hat dich bloß so ruiniert?
(Die Sterne)

Ursula Stenzel ist zornig. Auf Alexander Van der Bellen, auf diese "Willkommensklatscher", auf die Welt. Die Ex-ORF-Moderatorin, Ex-ÖVP-Europaabgeordnete, Ex-ÖVP-Bezirksvorsteherin und nunmehrige FPÖ-Politikerin erregt sich im Rahmenprogramm des Puls-4-Duells der beiden Präsidentschaftskandidaten am vergangenen Sonntag derart über Van der Bellen, dass sie ziemlich unelegant aus der ihr dort zugestandenen Analytikerinnen-Rolle fällt -Nazivorwürfe gegen Van der Bellens Vater inklusive. (Übrigens alte Anwürfe, die "Profil" 2007 nachrecherchiert und als gegenstandslos erkannt hatte.)

Stenzel ist wütend und eine Anhängerin Norbert Hofers. Der mache "verantwortungsvolle Politik", im Gegensatz zu Van der Bellen. Nach dem Duell stellt ihr der Politikberater Daniel Kapp auf Krone.at die Frage, die mich auch bewegt. "Uschi, seit wann kennen wir uns, 1999? Wir haben gemeinsam den Europa-Wahlkampf gemacht", sagt Kapp. "Was ist passiert in der Zwischenzeit, dass du diese Bitterkeit vor dir herträgst, fast Bösartigkeit?"

Was hat dich bloß so ruiniert? Ursula Stenzel ist von 2005 an die verhaltensauffällige, konservative Dame aus der Innenstadt, die dort gegen Punschhütten oder für ein Alkoholverbot auf der Straße kämpft, einmal will sie sich zum Schutz der Ringstraßenbäume an einen ebensolchen ketten. Doch bei allen fragwürdigen Ideen, Stenzel ist auch amüsant, die Ansagen der schwarzen Ein-Frau-Armee gegen das rote Wien haben Unterhaltungswert. Hier nur ein paar Klassiker: "Ich freue mich subkutan"(Stenzel über die neuen Maiglöckchen-Lampen in der Stadt, 2009). "Als Teenager wurde ich typmäßig oft mit Streisand verglichen und habe im privaten Kreis ihre Lieder gesungen" (Stenzel mitten im Straßenkampf um eine gesittete Innenstadt, 2011)."Einige Radfahrer sind Anarchisten" (Stenzel gegen die Wilden, 2012).

Ihre ÖVP wird Stenzel zunehmend zu lasch. 2015 dann die große Enttäuschung: Die Partei zieht ihr tatsächlich den jungen Markus Figl als Spitzenkandidaten in der Innenstadt vor - Stenzel zieht nun für die Proletarier von der FPÖ in den Wiener Wahlkampf, ausgerechnet. Aus dem erhofften blauen Regierungsamt wird nichts, als Präsidentschaftskandidatin will sie ihre neue Partei auch nicht, Stenzel bleibt das Amt einer nicht amtsführenden Stadträtin, ja, so was gibt es in Wien noch immer. "Von dem Job habe ich als Kind nicht geträumt", sagt sie.

Enttäuschung, Entfremdung, Ernüchterung -Ursula Stenzel geht es da wohl auch nicht anders als manchen zornigen Wählern.

Kommentare

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, daß viel zu viel ALK hier eine entscheidende Rolle spielen könnte.

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