Europäische Sumpfschildkröte
ist das Reptil des Landes

Die einzige in Österreich heimische Schildkrötenart hat ihre Wahl allerdings verschlafen

von (v.l.n.r.: Tiergartendirektorin Dagmar Schratter, Schauspielerin Lilian Klebow, Nationalparkdirektor Carl Manzano) © Bild: Tiergarten Schönbrunn/Norbert Potensky

„Noch bis ins 18. Jahrhundert hat die Europäische Sumpfschildkröte die Flusslandschaften in ganz Europa besiedelt. Die Nutzung als Fastenspeise und die Zerstörung ihres Lebensraumes haben sie jedoch beinahe ausgerottet“, erklärt Richard Gemel von der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), die die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde bei der Wahl unterstützt hat.

Sumpfschildkröte
© Nationalpark Donau-Auen/Schneider

Sieger verschlief Wahl

Um Bewusstsein für gefährdete Arten zu schaffen, ernennen Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz jedes Jahr heimische Pflanzen und Tiere zu „Arten des Jahres“. Die Europäische Sumpfschildkröte verschläft ihre Auszeichnung allerdings, da sie noch bis März Winterruhe hält. Die Aufmerksamkeit hat sie jedoch dringend nötig, denn in ganz Österreich gibt es nur noch eine intakte, sich natürlich fortpflanzende Population mit rund 1.500 Tieren. Diese lebt im Gebiet des Nationalpark Donau-Auen. „Bei uns finden die Schildkröten passende Gewässer als Lebensraum und die nötigen trockenen Bereiche zur Eiablage vor“, so Nationalparkdirektor Carl Manzano. Das kommende Jahr steht im Nationalpark mit Führungen u.v.m. ganz im Zeichen der Sumpfschildkröte.

Sumpfschildkröte
© Tiergarten Schönbrunn/Norbert Potensky

Artenschutzprojekt in Wien

Der Nationalpark Donau-Auen und der Tiergarten Schönbrunn führen seit 1997 ein wichtiges Artenschutzprojekt durch. Dabei werden die Gelege vor Fressfeinden wie Fuchs, Marder und Dachs geschützt. „Unmittelbar nach der Eiablage werden die Nester mit Metallgittern abgedeckt. Die schlüpfenden Jungtiere können später problemlos durch die Gitteröffnungen klettern“, erklärt Projektleiterin Maria Schindler. Seit Beginn der Kooperation konnte über 2.000 jungen Schildkröten der Start ins Leben ermöglicht werden.

Oft ist aber noch weitere Hilfe nötig. Tiergartendirektorin Dagmar Schratter: „Der Tiergarten übernimmt Gelege zum Ausbrüten, die beschädigt oder ungünstig z.B. auf Parkplätzen platziert wurden. Im Frühjahr werden die Schlüpflinge wieder in die Donau-Auen gebracht. Weiters versorgen wir verletzt aufgefundene Tiere. Die Sumpfschildkröte ist für unsere Besucher zu sehen und wir schaffen Aufmerksamkeit für diese bedrohte Tierart.“

Gelegepate werden. Möglich wird diese zeitintensive Arbeit auch durch ein gemeinsames Patenprogramm. Mit einem Beitrag von € 100,- pro Jahr kann jeder die Patenschaft für das Gelege einer Sumpfschildkröte im Nationalpark übernehmen und damit das Schutzprojekt unterstützen.

Unter dem Schutz der SOKO Donau

Mit dem heutigen Tag haben die Sumpfschildkröten eine weitere Unterstützerin gewonnen. Die beliebte Schauspielerin Lilian Klebow, bekannt u.a. aus der Serie „SOKO Donau“, hat eine Jahrespatenschaft für ein Gelege übernommen. "Es ist mir eine große Freude, den letzten Europäischen Sumpfschildkröten meinen Ehrenschutz versprechen zu dürfen. Wir Menschen leben seit Jahren, als gehöre uns dieser Planet alleine und als gäbe es kein Morgen. Nur in gegenseitigem Respekt, in Interesse, Begeisterung und Achtsamkeit gibt es ein Miteinander von Mensch, Tier und Natur", so die Schauspielerin, die ihre Liebe zu den Schildkröten durch „Morla“ aus der „Unendlichen Geschichte“ entdeckt hat.

Steckbrief

Europäische Sumpfschildkröte
einzige in Österreich heimische Schildkrötenart
Aussehen: dunkler, flacher Panzer, Schwimmhäute, charakteristische gelbe Punkte
Größe: bis zu 18 cm (Weibchen)
Gewicht: max. 1 kg
Lebenserwartung: über 60 Jahre
Verhalten: Die tagaktiven Reptilien verbringen den größten Teil des Tages auf Nahrungssuche im Wasser oder nehmen Sonnenbäder auf Baumstämmen und am Gewässerrand. Winterruhe halten sie im Schlamm vergraben.
Fortpflanzung: Die Weibchen suchen zur Eiablage trockene Bereiche auf, wo sie eine Grube graben, die nach der Ablage verschlossen wird. Die Jungtiere schlüpfen im Herbst und überwintern meist bis zum Frühjahr im Nest.
Gefährdung: Auch wenn das Verbreitungsgebiet groß ist, gehen die Bestände drastisch zurück. Hauptgrund dafür ist das Verbauen von Flusslandschaften. Außerdem werden nicht heimische Schildkröten-Arten ausgesetzt und stellen eine bedeutende Bedrohung für die letzte verbliebene, hier bestens angepasste Population dar.

Weitere Informationen zur Europäischen Sumpfschildkröte und zum Artenschutzprogramm gibt es unter www.sumpfschildkroete.at.

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