Die Vorstadtweiber kehren zurück

Ab März geht es wieder turbulent zu: "Jeder greift zu allen Mitteln"

In der Vorstadt geht es wieder rund: Ab 14. März steht die zweite Staffel der "Vorstadtweiber" auf dem Programm des ORF. Und geht es nach den Aussagen der illustren Darstellerrunde, so dürften Fans des Erfolgsformats erneut bestens unterhalten werden. "Hier greift jeder zu allen Mitteln", formulierte es Philipp Hochmair vor Journalisten in Wien. Denn: "In der Liebe und im Krieg ist alles erlaubt."

von
THEMEN:
Leben - Die Vorstadtweiber kehren zurück

Der Schauspieler ist erneut als Verkehrsminister Joachim Schnitzler zu erleben, der zusehends seine Ambitionen nach oben schraubt. "Er will unbedingt Kanzler werden", erklärte Hochmair und hielt der Runde eine Werbekarte mit seinem Konterfei sowie dem Slogan "Ihr Mann für die Zukunft" unter die Nase. "Das kommt schön raus, dass es diesem Politiker nur um Machterhalt und nicht um die Inhalte geht", pflichtete ihm Kollegin Nina Proll bei, die sich als ehemalige Boutiquen-Besitzerin Nicoletta Huber im Knast wiederfindet. "Aber zum Glück nur kurz."

Ihr Schicksal ist nur eines von vielen, die Autor Uli Bree zu einer temporeichen Geschichte verwoben hat. "Die Bücher sind erstaunlich dicht. Man merkt ihnen nicht an, unter welchem Druck sie entstanden sind", sagte Proll. Viel Zeit ist tatsächlich nicht vergangen, aber seit die Damen der Vorstadt in High Heels und Prosecco schlürfend über den Bildschirm stöckelten, hat sich eine rege Anhängerschar gebildet. Dabei wurde man von der Serie auch mit zuvor eher selten gesehenen Szenen konfrontiert, etwa als Hochmair mit Juergen Maurer unter die Decke schlüpfte.

"Befreiungsschlag für österreichisches Fernsehen"

Die Darstellung von schwulem Sex "war wohl ein Befreiungsschlag für das österreichische Fernsehen", schmunzelte der Schauspieler. "Ich hätte ja nicht gedacht, dass das so ein Echo hervorruft. Es hat vielen Leuten sehr gefallen. Sabine (Derflinger, Regisseurin Anm.) hat uns da relativ freien Lauf gelassen. Und Herr Maurer küsst sehr gut, das ist ein ganz zarter, lieber Mann." Was seine Ehefrau in der Serie, die von Gerti Drassl dargestellte Maria Schneider, letztlich nicht so sah und ihren Gatten im wahrsten Sinne des Wortes an die Wand fuhr.

Aber eigentlich alle Figuren haben so ihre blauen Flecken aus der ersten Staffel davongetragen - in der ein oder anderen Form. Maria Köstlinger muss als Waltraud Steinberg etwa nicht nur ohne ihren verstorbenen Mann auskommen - wohl weniger ein Problem für sie -, sondern erwartet von ihrem Teenager-Liebhaber auch ein Kind. "Sie weiß noch nicht, was das bedeutet", umriss Köstlinger. "Sie hat aber gerne einen Vorstadtweiber-Status, sie möchte weiterhin schöne Pelze tragen." Finanziell in die Bredouille geraten, "lässt sie sich einiges einfallen, damit das weiterhin möglich ist".

Hilde Dalik spielt Neuzugang Vanessa

Dabei trifft sie auf Vanessa, ebenfalls "gut situiert", die sich durchs Leben kämpft, wie Neuzugang Hilde Dalik erklärte. Dass ihre Figur zu den materiell durchaus anspruchsvollen "Vorstadtweibern" passt, machte sie auch deutlich, gemäß dem Motto: "Die, die früh netzwerken, sind Gewinner dieser Welt." Und auch Nicoletta ist auf dem Weg, "wieder Fuß zu fassen im gesellschaftlichen Leben der Vorstadt", wusste Proll zu berichten. Schwieriger scheint zunächst, die Frauen wieder unter einen Hut zu bekommen. "Die Freundschaften sind mit dem Ende der ersten Staffel ziemlich kaputt." Aber gut Ding braucht eben Weile.

Julia Stemberger mimt Hadrians Ex-Frau

Eine besondere Dreiecksbeziehung tut sich wiederum für Bernhard Schir und Martina Ebm auf: Bei Bankdirektor Hadrian und seiner deutlich jüngeren Ehefrau Caro läuft nämlich beileibe nicht alles rund. Zu allem Überfluss taucht dann noch seine Ex-Frau auf. Julia Stemberger gibt der zuvor mehrfach erwähnten Sylvia nun ein Gesicht: "Sie ist genauso wie die anderen Vorstadtweiber, kein Gutmensch, voller Abgründe. Nach außen hin sehr freundlich, aber ihre Spiele spielend."

Gleichzeitig werde Caro "selbstbewusster und hat den Mut, gewisse Entscheidungen zu treffen", sagte Ebm. "Sie begegnet ihrem Mann auf Augenhöhe." Dieser sieht sich damit zwar zwischen zwei Frauen, "aber er ist ein Stehaufmännchen", lachte Schir. "Er findet zwar keine Lösung, aber meist ein Schlupfloch." Und welchen Effekt hat Stembergers Figur auf die Vorstadtweiber generell? "Na ja, sie macht Schwierigkeiten, sonst hat es ja keinen Sinn", schmunzelte die Schauspielerin. "Es braucht ja jemanden, der umrührt."

Sex, Korruption und Erpressung

Dazu sollte es reichlich Gelegenheit geben. Zwar sind noch nicht viele Einzelheiten über die am Wochenende abgedrehten neuen Folgen bekannt, aber Sex, Korruption und Erpressung dürften auch diesmal nicht zu kurz kommen. Genauso wie die humoristische Note, die die Abenteuer von Drassl, Köstlinger, Ebm, Proll und Adina Vetter nicht von ungefähr in die Nähe von US-Vorbildern wie "Desperate Housewives" rückte. Dass die Serie neben ihren Anhängern gleichzeitig viele Kritiker hat, ist den Darstellern dabei durchaus bewusst. "Es ist interessant, dass es so gespalten ist", meinte Proll. "Andererseits finde ich es höchst komisch und typisch österreichisch, dass es heißt, wenn es ein großes Publikum erreicht, kann es künstlerisch nicht wertvoll sein." Kommerz und Arthouse hätten "beides eine Berechtigung, es ist nicht das eine besser oder schlechter". Der Erfolg hat den "Vorstadtweibern" bisher jedenfalls recht gegeben.

2. Staffel startet am 14. März

Spitze Dialoge, scharfe Blicke und viel Augenzwinkern: Was ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner bei der Präsentation am Montagabend als "sehr verwirrende acht Minuten" ankündigte, war ein erster Vorgeschmack auf die zweite Staffel der "Vorstadtweiber". Die Erfolgsserie um eine Gruppe von Frauen aus (vermeintlich) gutem Hause, die so einige Abgründe offenbaren, geht kommendes Frühjahr in die nächste Runde. Sei es im ersten Durchlauf um die Frage gegangen "Wer mit wem wann wo und warum", so heiße es diesmal "Who's the father", umriss Zechner beim Pressetermin in Wien die Ausgangslage. Unabhängig von inhaltlichen Twists, neuen Figuren und oft rabenschwarzem Humor, werden die zehn neuen Episoden wohl von vielen sehnsüchtig erwartet. Mit durchschnittlich 857.000 Zuschauern bei einem Marktanteil von 28 Prozent war die Serie zum Jahresauftakt 2015 eine Punktlandung für den ORF.

Die Regie haben sich wie in der ersten Staffel Sabine Derflinger und Harald Sicheritz geteilt, die letzte Klappe fiel am Wochenende. Bis dahin konnte sich "die Kreativität frei entfalten", wie es Zechner formulierte. Und ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz freute sich, auf wenige Dinge so oft angesprochen zu werden wie den anstehenden Start der zweiten Staffel: "Die Serie ist ein großartiger Erfolg geworden." Letztlich habe sie ja auch Debatten in der Gesellschaft ausgelöst, gab ORF-Fernsehfilmchef Heinrich Mis zu bedenken. "Eigentlich sind wir in gewisser Weise alle Vorstadtweiber."

Wiederholung der ersten Staffel ab 11. Jänner

Das wird man wahrscheinlich auch künftig sagen können: Denn nach der Wiederholung der ersten Staffel ab 11. Jänner (immer montags um 20.15 Uhr auf ORF eins) und der im Anschluss ab 14. März angesetzten zweiten Staffel dürften die Abenteuer der "Vorstadtweiber" weitergehen. Eine dritte Staffel sei in Planung, "wir wollen uns aber mehr Zeit lassen", so Zechner. "Das ist ein Juwel, das wir pflegen wollen." Dass Autor Uli Bree jüngst gegenüber News festhielt, die Serie sollte aus seiner Sicht nach einer dritten Staffel "aus sein", kommentiere die Fernsehdirektorin auf APA-Nachfrage knapp mit: "Dann suchen wir uns einen anderen Autor."

Kommentare

Ehemalige DDR Filme könnte unser Staatsfunk billiger bekommen. Im Prinzip sind diese "Vorstadtweiber" ja auch nichts anderes. (Vom Staatsfernsehen für die Bürger teuer produzierte Unterhaltung). Dafür müssen wir ja auch immer höhere Zwangsgebühren bezahlen.

Seite 1 von 1