Markus Wallner erhält
wohl eine zweite Chance

Vorarlberg-LH verlor ÖVP-Absolute und fuhr historisch schlechtestes Ergebnis ein

von
Nach Landtagswahl - Markus Wallner erhält
wohl eine zweite Chance

Wallner gilt eigentlich als beliebter Landeshauptmann. Zwar manchmal etwas spröde, aber überaus korrekt und höflich tritt der Frastanzer in der Öffentlichkeit auf. Volkstribun ist er keiner, aber das waren seine Vorgänger an der Landesspitze auch nicht.

Insofern hätte es nicht überrascht, hätte auch Wallner die ÖVP zu einem starken Ergebnis im "Ländle" führen können. Doch offenbar war der Gegenwind aus dem Bund bzw. die Verdrossenheit der Vorarlberger über die ewige schwarze Allmacht so groß, dass selbst gute Persönlichkeitswerte des Landeshauptmanns für die Volkspartei nur noch Platz eins, bei weitem aber keine absolute Mehrheit mehr retten konnten.

Bitteres Ergebnis

Für Wallner ist das historisch schlechteste Ergebnis der Schwarzen bitter, war der ehemalige Vorsitzende der Hochschülerschaft an der Uni Innsbruck doch über viele Jahr auf seine Landeshauptmann-Rolle vorbereitet worden. Der studierte Politikwissenschafter arbeitete bereits im Landtagswahlkampf 1994 mit, danach wechselte er in die Landesorganisation der Partei. Von 1997 bis 1999 war er Sausgrubers persönlicher Referent und Büroleiter, ehe er im Herbst 1999 die Geschäftsführung der Landes-ÖVP übernahm und als Mastermind für den Wiederaufstieg der Volkspartei im neuen Jahrtausend galt.

Der nächste Karriere-Schritt erfolgte im Jänner 2003, als Wallner Klubobmann wurde. 2006 holte man ihn schließlich in die Landesregierung, wo er unter anderem für die Gesundheit zuständig war. Als Sausgruber 2011 überraschend früh in die Rente ging, übernahm der Kronprinz.

Leicht hatte es Wallner nicht, vor allem im personellen Bereich. Nicht weniger als drei Landesräte musste er in seinen drei Amtsjahren ersetzen, dazu trübte eine Alko-Fahrt von Klubobmann Roland Frühstück die schwarze Idylle.

Kritische Distanz nach Wien

Immerhin in der Sachpolitik konnte Wallner ordentliche Ergebnisse vorweisen. Kleiner Beleg dafür war, dass sowohl Freiheitliche als auch Grüne zuletzt dem Budget der schwarzen Alleinregierung zustimmten. Im Bund haute der ohnehin nicht für klare Ansagen bekannte Landeshauptmann zwar kaum einmal auf den Tisch, kritische Distanz zur Bundespartei war aber doch immer angesagt, umso mehr als er dem Bund weder die von ihm angestrebte Modellregion in Sachen Gesundheit noch die für die gemeinsame Schule abtrotzen könnte.

Dass es für die ÖVP diesmal außerordentlich schwierig werden könnte, hatte sich schon bei Nationalrats- und EU-Wahl gezeigt. Dort musste die Ländle-VP massivste Einbußen hinnehmen. Daher rollte man diesmal schon extrem früh den Landtagswahlkampf an, um zu retten, was zu retten war. Genutzt hat es offenbar nicht viel. Dass dies vor allem am unermüdlich durchs Land reisenden Landeshauptmann gelegen hat, ist eher unwahrscheinlich. Trotzdem: Wallner muss ab sofort mit dem Ruf leben, ein besserer Wahlkampfmanager als Wahlkämpfer zu sein.

Kommentare