Volle Schuldfähigkeit: 5-facher Axt-Mörder aus Wien hat Familie bewusst erschlagen

Frau, Tochter, Eltern, Schwiegervater mit Axt getötet Nach Psychiater-Urteil beginnt Prozess im Herbst

Volle Schuldfähigkeit: 5-facher Axt-Mörder aus Wien hat Familie bewusst erschlagen © Bild:

"Insgesamt findet sich kein Hinweis darauf, dass der Untersuchte in einem Geisteszustand gewesen wäre, dass er die Realität verkannt hätte und/oder nicht mehr regelrecht handeln hätte können", schreibt die Sachverständige in ihrer Expertise. Der Mann habe sich zum Zeitpunkt der Tat in einer "Affektisolierung" befunden: Seine Handlungsweisen wären nach rationalen Überlegungen erfolgt, im Dienst einer nihilistisch-absolutistischen Lebensphilosophie gestanden und auf ein Ziel ausgerichtet gewesen - "die sichere Tötung der Opfer herbeizuführen", wie es im Gutachten heißt.

Axt, damit niemand überlebt
Im Gespräch mit der Sachverständigen hatte Reinhard St. angegeben, er habe seine Familie mit einer Axt erschlagen, "damit ganz sicher niemand überlebt". Die Gerichtspsychiaterin bezeichnet die Tathandlungen im Hinblick auf die Heftigkeit und Häufigkeit der Schläge und Hiebe als "Overkill-Delikte". Die Tötungshandlungen wären unmittelbar mit "destruktiv narzisstischen Persönlichkeitsanteilen" des Mannes in Bezug zu setzen.

Da somit festgestelltermaßen volle Schuldfähigkeit des 39-Jährigen gegeben ist, wird die Staatsanwaltschaft Wien in Kürze eine Anklage wegen fünffachen Mordes einbringen. Im Grauen Haus geht man davon aus, dass die Anklageschrift im September vorliegen wird. Der Prozess, in dem Reinhard St. lebenslange Kraft droht, könnte dann auf den Frühherbst anberaumt werden.

Vor Suizid zurückgeschreckt
Das "langsame Sterben" seiner Opfer, speziell das Röcheln seiner Mutter hielt Reinhard St. davon ab, sich - wie ursprünglich geplant - nach den Bluttaten das Leben zu nehmen. Das erzählte der 39-Jährige der psychiatrischen Sachverständigen Sigrun Rossmanith, die im Gerichtsauftrag ein Gutachten über den PR-Berater zu erstellen hatte.

Seine Ehefrau, seine Tochter, die Eltern und der Schwiegervater mussten sterben, weil der 39-Jährige, der seit 2000 an der Börse sein Glück versuchte, Geld verspekuliert und Schulden von 300.000 Euro angehäuft hatte. Die Familie hätte bei Bekanntwerden der Verbindlichkeiten diese "Schmach" nicht "verkraftet". Er habe vor allem seiner Tochter einen schlechten Start ins Leben "ersparen" wollen, so Reinhard St. nach seiner Festnahme.

"Scheinbar gänzlich rational"
"Beim Untersuchten handelt es sich um einen scheinbar gänzlich rational gesteuerten Menschen, dessen Zugang zur Gefühlswelt abgeschnitten ist", ist dem Gutachten der Psychiaterin zu entnehmen.

Detailliert dürfte der der Mann der Sachverständigen beschrieben haben, wie er seine Familie zu Tode brachte. Er beteuerte wiederholt, er habe dies "aus Liebe" getan - er habe befürchtet, er würde schuldenbedingt delogiert werden, er habe sich die zwangsläufig darauffolgende Scheidung ausgemalt, die er seiner Tochter nicht zumuten wollte.

"Emotionale Wiedergutmachung"
Neben der Leiche der Siebenjährigen platzierte der Mann ihre Stofftiere, was die Sachverständige als "emotionale Wiedergutmachung" wertet.

Die Unterbringung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher, die die Staatsanwaltschaft aufgrund einer allenfalls von Reinhard St. ausgehenden Gefährlichkeit zusätzlich zur Verurteilung verlangen könnte, hält Rossmanith für nicht nötig. Die medizinischen Voraussetzungen hiefür wären "noch nicht zur Gänze erfüllt".

(apa/red)