So tanzt das "Rössl" wirklich

Über die Premiere von Ralph Benatzkys „Das weiße Rössl“ in der Originalfassung

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Im Weißen Rössl © Bild: Barbara Pálffy / Volksoper

Eine ironische Revueoperette für großes Orchester hat Benatzky 1930 geschaffen. Und als solche zeigt Köpplinger das Werk auch. Und als solche, nicht nur wegen der jüdischen Mitautoren wie Erik Charell, wurde es von den Nationalsozialisten als „entartet“ kategorisiert. Benatzky parodiert Volkstümliches, zeigt Ballettszenen von Badenden und setzt auf große Revue. Und all das bringt auch Köpplinger auf Rainer Sinells liebevoll, trashig ausgestattete Bühne. So taucht ein Ballett von Schwimmern in gestreiften Badeanzügen in die wogenden Kartonwellen des Wolfgangsees, Kühe schunkeln zum Schuhplattler, ein Heer von Armorfiguren in blauen Lederhosen führt Liebende zueinander und auch hier wird auf große Revue gesetzt. Wie rote Fäden ziehen sich diverse Gags durch das Geschehen, etwa ein schielender Oberförster, der seinen Holzdackeln an der Leine führt und die Briefträgerin niederschießt, wann immer er sie sieht.

Ensemble auf hohem Niveau

Köpplingers Regie wirkt durch präzise Personenführung sowohl bei den Sprech- als auch bei den Gesangsszenen. Und gespielt und gesungen wird vom Ensemble auf bestem Niveau. Daniel Prohaska in der Rolle des Oberkellners Leopold Brandmeyer bringt alles mit, was man sich für diese Partie vorstellt, die richtige Stimmführung, schauspielerischen Ausdruck und Charme. Sigrid Hauser ist als Rössl-Wirtin ideal besetzt. Die Rolle des Sigismund war über Jahrzehnte durch die Verfilmung von Gunther Philipp geprägt. Wie der im Hubschrauber sitzt und das Lied vom schönen Sigismund trällert schauspielerisch zu übermalen ist nicht leicht. Markus Meyer versucht es, durch totale Überzeichnung. Und das wirkt nicht schlecht. Carsten Süss und Mara Mastalir verkörpern das Berliner Liebespaar authentisch und gefallen stimmlich sehr. Helga Papouschek begeistert in mehreren Rollen und zeigt, was Wandlungsfähigkeit ist. Chapeau! Auch vom übrigen Ensemble, Bernd Birkhahn, Hans Dieter-Knebel, Juliette Khalil, Franz Suhrada und Wolfgang Hübsch, lässt sich nur das Beste berichten.

Im Weißen Rössl
© Barbara Pálffy / Volksoper Das Ensemble überzeugt

Michael Brandstätter führt das Volksopernorchester sehr ordentlich und lässt die Einsätze eines Zitherensembles und einer Jazzband wirken. Rückblickend wirkt diese Inszenierung wie eine Antwort auf die Verzerrung von Brechts „Dreigroschenoper“ in Salzburg. Dort verhunzte man die kantige, scharfe Musik Weills mit kitschiger Musicaltönerei, hier wird das Original ernst genommen. Und das kann man gar nicht hoch genug veranschlagen.

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