voestalpine baute sich eigenen Tiefseehafen im Golf von Mexiko

Eisenschwamm-Briketts aus Corpus Christi werden nach Linz und Donawitz verschifft

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Pro Jahr schlägt die voestalpine in Corpus Christi künftig rund 5 Mio. Tonnen Fracht um - 3 Mio. Tonnen Eisenerzpellets werden aus Brasilien (Tubarao) und ab nächstem Jahr auch aus Schweden nach Corpus Christi eingeschifft und dort zu Eisenschwamm (HBI, Hot Briquetted Iron) weiterverarbeitet. Nach dem Durchlauf durch die neue Reduktionsanlage des oberösterreichischen Konzerns verlassen rund 2 Mio. Tonnen Roheisen in Form von HBI-Briketts das Werk in Texas.

Das Erz vor dem Prozess hat einen Eisengehalt von 66 Prozent, der Eisenschwamm, der daraus gewonnen wird, 91 Prozent. Dank HBI kann die voestalpine laut Eder konzernweit fünf Prozent ihrer CO2-Emissionen einsparen.

800.000 Tonnen der Produktionsmenge in Corpus Christi, also rund 40 Prozent, werden für den Eigenbedarf per Schiff via Rotterdam (Niederlande) und Koper (Slowenien) an die Voest-Werke in Linz und Donawitz geliefert. An den beiden österreichischen Standorten diene "dieses fast reine Roheisen" als Vormaterial für die Stahlerzeugung, erklärte Eder. Die restlichen 1,2 Mio. Tonnen HBI aus Texas werden verkauft.

Für die Riesenfrachtschiffe der voestalpine wurde in der texanischen Hafenstadt massiv umgebaut: "Wir mussten einen Schiffkanal graben - das Wasser war nur 12 Fuß tief", berichtete der Hafenchef von Corpus Christi, John LaRue. Der vorhandene Kanal war in den Fünfziger-Jahren für eine mittlerweile stillgelegte und verrostete Aluminium-Anlage des weltgrößten Bergbaukonzerns Glencore gebaut worden.

Der Port of Corpus Christi hat sich das Ausbaggern für die voestalpine - gemeinsam mit der US-Regierung - laut LaRue 70 Mio. Dollar kosten lassen; er ging in Vorleistung, um weitere Investments anzuziehen. "Wir wollen der Energiehafen schlechthin für Nord- und Südamerika werden", so das erklärte strategische Ziel des Hafenchefs.

Mit der voestalpine traf der CEO des Port of Corpus Christi das erste Mal vor fünf Jahren zusammen. "Für die Aufgabe, die wir dann bewältigt haben, war das eine sehr kurze Zeit", so LaRue. Jetzt beträgt die Tiefe des Kanals 40 Meter, damit fast 300 Meter lange Schiffe mit ihrer Fracht direkt bis zur Eisenschwamm-Anlage der voestalpine vorfahren können.

Das nächste Schiff legt am 11. November von dort nach Linz ab. 70.000 bis 80.000 Tonnen Eisenschwamm-Briketts liegen in Corpus Christi bereits abreisebereit draußen auf dem Gelände.

Das Entladen eines Schiffes dauert laut Geschäftsführer der voestalpine-Texas-Chef Bernhard Schlattl 60 Stunden. Der Kran schafft 2.000 Tonnen pro Stunde. Das Rundlaufschiff von Brasilien via Texas nach Europa mache die beschriebene Tour fünfmal pro Jahr.

Der Schiefergas-Boom brachte der Corpus Christi Bay Area laut Eder bereits 40 Mrd. Dollar an Investitionen in den vergangenen fünf Jahren. In unmittelbarer Nachbarschaft zur voestalpine wendete beispielsweise Cheniere Energy, einer der größten US-Gasproduzenten, 10 Mrd. Dollar für ein Flüssiggaswerk auf. Auch ein chinesisches Nahtlosrohrwerk ließ sich nieder.

Die voestalpine investierte rund 550 Mio. Euro in das Roheisenwerk in Texas - in acht bis zehn Jahren will Eder die Summe wieder hereinverdient haben. Das Grundstück, auf dem die HBI-Anlage steht, ist auf etwa 80 Jahre vom Hafen angemietet. Von dem rund zwei Quadratmeter großen Areal sind erst 20 bis 25 Prozent verbaut.

In Corpus Christi, einer Stadt kaum größer als Linz, beschäftigt die voestalpine 190 Mitarbeiter. Zum Vergleich: In der oberösterreichischen Landeshauptstadt sind bei dem Konzern 11.200 Arbeitnehmer beschäftigt. In Linz werden jährlich 5,5 Mio. Tonnen Rohstahl hergestellt.

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