Gnadenlose Satire
auf den Opernbetrieb

Susanne Zobl über Rolando Villazóns Inszenierung von "Viva la Mamma"

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Viva la Mamma in der Volksoper © Bild: Barbara Pálffy / Volksoper

Er zeigt Donizettis Komödie über Intrigen und Geldnöte am Theater als bittere Satire auf den gegenwärtigen Opernbetrieb. Das wirkt in manchen Szenen, als hätte der Tenor da selbst Erlebtes auf die Bühne gebracht.

Viva la Mamma in der Volksoper
© Barbara Pálffy / Volksoper Anja-Nina Bahrmann (Corilla), Julia Koci (Luisa), Martin Winkler (Agata), Chor, vorne: Günther Haumer (Der Dirigent)

Die Geschichte über eine italienische Truppe, die eine Oper aus dem antiken Rom aufführen will, verlegt er in die österreichische Provinz. Dort wird das Römerdrama zu einer Art "Star Wars"-Episode verarbeitetet. Friedrich Despalmes hat dafür eine praktikable Drehbühne geschaffen.

Villazón lässt nichts aus, worüber Sänger heute klagen: Der Regisseur informiert sich erst während der Proben mittels CD-Booklet über den Stoff und hat von Gesang keine Ahnung. Der Dirigent ist ständig am Kapitulieren. Die Sänger drohen mit Abgang. Und das Theater, dem die Subventionen fehlen, steht vor dem Bankrott. Nur noch private Finanzierung kann das Haus retten. Bei Donizetti ist es Mama Agata, die ihren Schmuck verpfändet und sich damit ihren Auftritt sichert.

Viva la Mamma in der Volksoper
© Barbara Pálffy / Volksoper Martin Winkler (Agata), Daniel Ochoa (Stefano), Günther Haumer (Der Dirigent)

Villazóns präzise, pointierte Personenführung konnte Schwächen in der Textfassung der Volksoper nicht ausgleichen. Dass er Buh-Rufe einstecken musste, zeigt jedoch, dass Villazón vom regie-resistenten Wiener Publikum nun auch als Regisseur ernst genommen wird.

Viva la Mamma in der Volksoper
© Barbara Pálffy / Volksoper Ensemble

Martin Winkler imponiert stimmlich und darstellerisch in der Transvestitenrolle der Agata. Anja –Nina Bahrmann (Corilla), Julia Koci (Lucia), Elvira Soukop (Dorothea), Daniel Ochoa (Stefano) und Jörg Schneider (Vladimir), der im zweiten Teil mit Tostis Arie „Ideale“ einen Extra-Auftritt hat, formieren ein achtbares Ensemble. Kristiina Poska beschränkt sich am Pult des Volksopernorchesters auf lethargische Belanglosigkeit.

Susanne Zobl

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