Darum ist Vitamin D so wichtig

Unterversorgung erhöht das Risiko zahlreicher Krankheiten. Die wichtigsten Fakten

Ein großer Teil der Menschen abseits des Äquators dürfte zu wenig eines Vitamins im Körper haben, das vielfältige Wirkungen besitzt: Vitamin D. "Wichtig ist es für Babys genauso wie für alte Menschen. Rezeptoren dafür gibt es in jeder Zelle, vom Gehirn bis in die Haut", erklärt der US-Endokrinologe Michael Holick. Warum Vitamin D so wichtig ist und welchen Risiken wir uns bei einer Unterversorgung aussetzen.

von Kapseln © Bild: Corbis

Was genau ist Vitamin D?

Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin, das der menschliche Körper unter Einwirkung von UVB-Licht in der Haut teils selbst produziert und teils über die Nahrung aufnimmt. "Mit der Ernährung nimmt man Vitamin D am ehesten mit frisch gefangenem Wildlachs oder anderen Fischen auf", erklärt Holick. Dann geht's schon steil bergab. Pflanzliche Nahrungsmittel enthalten kein bis sehr wenig Vitamin D.

Warum ist Vitamin D so wichtig?

Vitamin D ist für die Gesundheit von Knochen und Zähnen unentbehrlich. Ein Mangel an Vitamin D kann zu Knochenerkrankungen wie Rachitis oder Osteoporose führen. Zudem zeigt die in Fachkreisen weltbekannte Framingham-Langzeitstudie, dass Menschen mit Vitamin-D-Mangel ein um 50 Prozent höheres Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden. Zusammenhänge gibt es offenbar auch mit Multipler Sklerose und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Umgekehrt verringert ein optimaler Vitamin-D-Status bei Kindern die Diabetes-Gefahr um 50 Prozent.

Wie viele leiden an einem Vitamin-D-Mangel?

In Europa leiden zwischen 57 und 64 Prozent an einem Vitamin-D-Mangel. Im österreichischen Ernährungsbericht 2012 finden sich gar Daten, wonach nur um die 40 Prozent der sieben- bis 14-jährigen Kinder normale Vitamin-D-Konzentrationen im Blut aufweisen. Bei den Erwachsenen sind es zwischen 55 und 60 Prozent, bei den über 65-Jährigen wiederum nur noch um die 35 Prozent.

Warum leiden so viele an einem Vitamin-D-Mangel?

An sich sollte die Evolution beim Menschen keinen so weit verbreiteten Mangel an einem so wichtigen Vitamin vorgesehen haben. Doch beim Vitamin D machte wahrscheinlich die für genetische Veränderungen ziemlich schnelle Auswanderung des Homo sapiens aus Afrika in Richtung Norden einer möglichen Anpassung einen Strich durch die Rechnung.

Dazu der US-Endokrinologe Michael Holick: "Wenn man sich die Massai in Afrika ansieht, die den ganzen Tag mit ihrer dunklen Haut in der Sonne sind, dann findet man bei ihnen robuste und ausreichende Vitamin-D-Spiegel." Doch die Menschheit hat sich über den ganzen Erdball mit Regionen raren Sonnenscheins verbreitet. Die Kleidung hält das Sonnenlicht von der Haut ab. Der westliche Lebensstil mit zunehmend mehr Zeit, die in Innenräumen verbracht wird, schirmt die Menschen noch zusätzlich vom UV-Licht ab. Wer beispielsweise am Strand eine Sonnenschutzcreme mit dem Lichtschutzfaktor 30 verwendet, reduziert die Vitamin-D-Synthese in der Haut um 98 Prozent.

Warum ist ausreichend Vitamin D in der Schwangerschaft so wichtig?

"Schwangere haben bei einer ausreichenden Vitamin-D-Substitution viel weniger Präeklampsie-Zwischenfälle", erklärt Holick. Präeklampsie tritt nur in Zusammenhang mit einer Schwangerschaft auf. Die Symptome reichen von erhöhtem Blutdruck, Eiweiß im Urin und Wassereinlagerungen über Schwindel und Kopfschmerzen bis hin zu Sehstörungen, Übelkeit und Erbrechen. Auch erhöhte Leberwerte sind möglich. Abgesehen davon verringert ein optimaler Vitamin-D-Status der werdenden Mutter das Diabetes-mellitus-Risiko ihres Kindes um 50 Prozent.

Wie viel Vitamin D brauchen wir?

Erwachsene sollten 2.000 Internationale Einheiten pro Tag zu sich nehmen, Kinder die Hälfte", erklärt Holick. Wobei man durchaus auch die Gesamtdosis für eine oder zwei Wochen auf einmal schlucken könne. "Vitamin D ist eine Substanz, die das 'verzeiht'", fügt der Experte hinzu. Was aber bedeutet das für die Praxis? Weit verbreitet ist etwa die Empfehlung, von September bis April einmal pro Woche 40 Vitamin-D-Tropfen einzunehmen.

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