Mers: So gefährlich
ist der Virus wirklich

Die potentiell tödliche Atemwegserkrankung grassiert derzeit in Südkorea

Die Nachfrage nach Schutzmasken und antiseptischer Seife steigt in Südkorea deutlich an. Die Menschen in der Hauptstadt Seoul tragen eine blaue oder weiße Maske vor dem Gesicht - aus Angst vor Ansteckung mit gefährlichen Krankheiten. Eine davon könnte laut Experten zu einer Epidemie führen: Mers. Was Sie über die potentiell tödliche Virenerkrankung wissen müssen.

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Gefährlicher Virus - Mers: So gefährlich
ist der Virus wirklich

Das Mers-Virus (MERS-CoV - Middle East respiratory syndrome coronavirus) wurde 2012 zum ersten Mal in Saudi-Arabien nachgewiesen. Der Erreger wurde nach bisheriger Erkenntnis seit vielen Jahren unerkannt von Kamelen auf Menschen übertragen. Es gehört zu den Coronaviren, zu denen viele Erkältungsviren und auch der Sars-Erreger zählen. Typische Symptome des "Middle East Respiratory Syndrome" sind Fieber, Atemprobleme, Lungenentzündung und Nierenversagen.

Bis 4. Juni waren bei der Weltgesundheitsorganisation weltweit 1.185 bestätigte Mers-Fälle erfasst, mindestens 443 der Patienten starben. Die Todesrate liegt damit bei gut 40 Prozent - tatsächlich ist sie aber wahrscheinlich weit geringer, weil sich etliche Menschen unbemerkt anstecken oder nicht auf das Virus getestet werden.

Der Krankheitsverlauf

Die Krankheit, so ein Infektionsspezialist, beginnt zumeist mit schleichenden Symptomen. "Wie eine Verkühlung mit Symptomen der oberen Atemwege", so Wenisch. Die Inkubationszeit dürfte drei, vier Tage bis eine Woche dauern. Nach einigen Tagen der Frühsymptome entwickelt sich eine Art Bronchiolitis. "Das ist typischerweise eine Entzündung der unteren Atemwege", so der Infektiologe. Das kann bis zum akuten Atemversagen (Acute Respiratory Disstress Syndrome - ARDS) führen. Wie lange eine MERS-Erkrankung dauert, lässt sich laut Wenisch schlecht abschätzen. Das hängt nämlich auch vom eventuellen Auftreten zusätzlicher Komplikationen ab. Das Virus lässt sich schnell über eine sogenannte PCR-Laboruntersuchung aus Sekreten nachweisen.

Kein Medikament

Von dem potenziell tödlichen Virus ist wenig bekannt, etwa wie genau die Übertragungswege aussehen. Es gibt weder ein Mittel dagegen noch einen Impfstoff. Die Krise hat auch Erinnerungen an den Sars-Ausbruch wachgerufen, bei dem 2003 rund 800 Menschen starben. Mers und Sars gehören zu den sogenannten Coronaviren, zu denen auch Erkältungsviren zählen.

So gelangte der Virus von Saudi-Arabien nach Südkorea

Das Coronavirus war in Südkorea erstmals im Mai bei einem Mann nachgewiesen worden, der von einer Nahost-Reise zurückgekehrt war. Seitdem ist die Zahl der Todesfälle in Folge der schweren Atemwegserkrankung auf sechs gestiegen. Die Zahl der bestätigten Mers-Patienten in dem Land ist bereits auf 87 hochgeklettert. Die Angst vor einer unkontrollierten Verbreitung von Mers wächst: Mehr als 1.600 Menschen wurden unter Quarantäne gestellt und mehr als 1.000 Schulen und Kindergärten geschlossen. Selbst Kamele in Zoos wurden isoliert.

Viele Südkoreaner trauen den Behörden kaum zu, den Ausbruch rasch in den Griff zu bekommen. Selbst Präsidentin Park Geun Hye hatte die anfängliche Reaktion der Behörden auf den ersten Mers-Patienten vor mehr als zwei Wochen als unzureichend kritisiert. Doch mittlerweile hat der Kampf gegen die weitere Ausbreitung auch politische Priorität: Der geschäftsführende Premierminister Choi Kyung Hwan versuchte die Bevölkerung zu beruhigen. Bisher seien alle Mers-Fälle auf Infektionen in Krankenhäusern zurückzuführen. Die Regierung könne den Ausbruch unter Kontrolle bringen.

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