Einen Tag und ein paar Filme weniger hat die diesjährige, die 54. Viennale zu bieten. „Schlanker und damit übersichtlicher und publikumswirksamer“ soll das Wiener Filmfest laut Direktor Hans Hurch mit dieser Maßnahme sein. Dennoch gibt es in den 13 Tagen rund 340 Produktionen zu sehen – darunter folgende Highlights:
I, Daniel Blake
Spielfilm von Ken Loach, Großbritannien/Frankreich/Belgien 2016, OmdU
Eigentlich wollte der britische Regisseur Ken Loach, bekannt für seine sozialrealistischen Filme, bereits in Pension gehen, doch dann beschäftigte den inzwischen 80-Jährigen ein Thema so, dass er doch noch einen Film drehte: „I, Daniel Blake“ schildert das Leben von Sozialhilfeempfängern und deren Kampf gegen die Mühlen des britischen Sozialsystems – teilweise als schwarze Komödie. Loach erhielt mit der rührenden Komödie die Goldene Palme in Cannes.
Freitag, 28. Oktober, 18.30 Uhr, Gartenbaukino
Dienstag, 1. November, 12.30 Uhr, Gartenbaukino
Paterson
Spielfilm von Jim Jarmusch, USA 2016, OmdU
Mit „Stranger Than Paradise“, „Down By Law“ oder seinem jüngsten Film „Only Lovers Left Alive“ hat Jim Jarmusch nicht erst gestern die Herzen seiner Fans erobert. Immer wieder werden seine Filme bei der Viennale gezeigt, auch dieses Jahr darf sein neuestes Werk „Paterson“ hier Österreich-Premiere feiern. Paterson wird gespielt von „Girls“-Star Adam Driver, der einen Busfahrer mimt mit Potenzial als Dichter. Die Poesie muss er jedoch seiner Tagesroutine unterordnen, wie der schwangeren Frau Laura oder der Bulldogge Marvin. Auch wenn sich im Film nicht viel tut, ist es dennoch schön, dabei zuzusehen.
Samstag, 22. Oktober, 13.00 Uhr, Gartenbaukino
Montag, 24. Oktober, 20.30 Uhr, Gartenbaukino
Dienstag, 25. Oktober, 06.30 Uhr, Gartenbaukino
Furusato
Dokumentarfilm von Thorsten Trimpop, Deutschland/USA/Japan 2016, OmeU
Heimat, „Furusato“, so bezeichnen einige Japaner, das Stück immer noch Küstenlandschaft rund um den zerstörten Fukushima-Reaktor. Trotz der Zerstörung und der evakuierten Zone leben sie immer noch hier, denn hier leben sie und hier werden sie sterben. Eine ungewöhnliche Beziehung zwischen einer Landschaft und ihren Bewohnern wird hier gezeigt.
Dienstag, 1. November, 18.30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
Mittwoch, 2. November, 16.30 Uhr, Metro
Weiner
Dokumentarfilm von Josh Kriegman, Elyse Steinberg, USA 2015, OF
Anthony Weiner wollte New Yorker Bürgermeister werden, bis ihn ein Sexskandal einholte. Die Doku „Weiner“, die in den USA bereits für Aufsehen gesorgt hat, zeigt sein souveränes wie verzweifeltes Krisenmanagement, das sämtliche Polit-Serien wie „House of Cards“ und Co. niedlich wirken lässt.
Samstag, 22. Oktober, 15.30 Uhr, Gartenbaukino
Mittwoch, 26. Oktober, 21.00 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
Certain Woman
Spielfilm von Kelly Reichart, USA 2016, OF
Auch Neues von Kelly Reichardt findet sich auch dieses Jahr wieder im Viennale-Programm. Für „Certain Woman“ hat die namhafte Regisseurin wieder einmal große Stars verpflichten können. Kristen Stewart spielt neben Laura Dern oder Michelle Williams. Sie verkörpern darin vier Frauen im ländlichen Oregon, deren Schicksale miteinander verwoben sind.
Sonntag, 30. Oktober, 20.30 Uhr, Gartenbaukino
Montag, 31. Oktober, 13.00 Uhr, Gartenbaukino
Mittwoch, 2. November, 06.30 Uhr, Gartenbaukino
De Palma
Dokumentarfilm von Noah Baumbach, Jake Paltrow, USA 2015, OF
Noah Baumbach hat sich bereits mit „Frances Ha“ oder „Fantastic Mr. Fox“ einen Namen gemacht. Nun näherte sich der New Yorker, gemeinsam mit Jake Paltrow, Regisseur Brian De Palma, der für sich reklamiert, Alfred Hitchcocks Nachfolger zu sein. Mehrere Tage lang interviewten sie den Filmemacher und zeigen weiteres Interview- wie Archivmaterial und De Palma zeigt sich in dem Film als offener und fesselnder Erzähler seines eigenen Lebens.
Samstag, 22. Oktober, 15.30 Uhr, Urania
Donnerstag, 27. Oktober, 23.30 Uhr, Stadtkino um Künstlerhaus
Dugma
Dokumentarfilm von Paul S. Refsdal, Norwegen 2016, OmeU
Ein ganz heißes Thema fasst der Dokumentarfilmer und investigative Journalist Paul S. Refsdal hier an: Er zeichnet mit „Dugma“ ein Psychogramm designierter Selbstmordattentäter in Syrien – und holte dafür sogar die Erlaubnis des Medienbeauftragten von Al-Quaida ein. Er will damit auch die „andere Seite“ des Konfliktes zeigen.
Samstag, 22. Oktober, 13.00 Uhr, Urania
Montag, 24. Oktober, 23.00 Uhr, Metro
Plazade de la Soledad
Dokumentarfilm von Maya Goded, Mexiko 2015, OmeU
Im ärmlichen Viertel La Merced in Mexico City gehen vier Frauen im reiferen Alter der Prostitution nach und Filmemacherin Maya Goded nähert sich dem Thema mit viel Empathie und ohne Exploitation. Im Gegensatz, sie versucht eher diese Welt in ihrer Komplexität zu zeigen sowie auch die raren Glücksmomente darin.
Mittwoch, 2. November, 13.30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
Radio Dreams
Spielfilm, von Babak Jalali, USA 2016, OmeU
Beim Pars Radio, einem Sender für Exil-Iraner in San Francisco, brodelt es: Der Besitzer will Geld verdienen, der Programmchef will journalistische Qualität. Als sich plötzlich die Möglichkeit auftut, dass Metallica ins Studio kommen, um mit einer afghanischen Band zu spielen, eskalieren die Konflikte. Klingt aberwitzig schräg, „Kaurismäki meets Coen-Brothers und Samuel Beckett grüßt lakonisch von der Seite“, so die Viennale.
Mittwoch, 26. Oktober, 20.30 Uhr, Urania
Montag, 24. Oktober, 13.00 Uhr, Gartenbaukino
Kater
Spielfilm von Händl Klaus, Österreich 2016, OF
Das schwule Paar Andreas und Stefan, eigentlich schön, gegabt und glücklich wie aus dem Magazin, gerät in eine Beziehungskrise – und mittendrin der Stubentiger. Ein Beziehungs-Kammerspiel mit großem Schauspielkino: Lukas Turtur als Stefan, Philipp Hochmair als Andreas und Toni als Kater Moses.
Dienstag, 1. November, 17.30 Uhr, Gartenbaukino
Mittwoch, 2. November, 13.00 Uhr, Urania
Forushande
Spielfilm von Asghar Farhadi, Frankreich/Iran 2016, OmdU
Wie in "Nader und Simin" fokussiert der 44-jährige Iraner auch in "The Salesman" (Originaltitel: "Forushande") auf ein Paar in einer Ausnahmesituation: Nachdem die Ehefrau brutal überfallen wurde, macht sich ihr Mann auf die Suche nach dem Täter. Das Drama um Moral und Würde wurde im Mai bei den Filmfestspielen Cannes uraufgeführt und mit zwei Preisen ausgezeichnet: für das beste Drehbuch und den Hauptdarsteller, Shahab Hosseini. Mit dem Film schickt der Iran Farhadi erneut für den Auslands-Oscar ins Rennen.
Sonntag, 23. Oktober, 15.30 Uhr, Gartenbaukino
Dienstag, 25. Oktober, 18.30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
Daft Punk Unchained
Dokumentarfilm von Hervé Martin-Delpierre, Frankreich/Großbritannien 2015, OmeU
Die Dokumentation über die französischen Musiker Daft Punk, die seit Jahren mit Roboterhelmen auftreten und wenig Wert auf Erklärung legen, zeigt Schätze aus dem Archiv und bringt Wortspenden von Pharrell Williams oder Kanye West. Die Vorstellung wird vom Hauptsponsor Erste Bank „geschenkt“ und findet gratis statt. Tickets gibt es über die Vorverkaufsstellen der Viennale oder über Gewinnspiele.
Samstag, 29. Oktober, 23.00 Uhr, Gartenbaukino: GRATIS
La Loi de la Jungle
Spielfilm von Antonin Peretjatko, Frankreich 2016, OmeU
Auf eine aberwitzige Screwball-Komödie darf man sich bei „La Loi de la Jungle“ gefasst machen, wie schon der Plot verspricht: Ein Loser (Vincent Macaigne) wird von einem französischen Ministerium nach Guyana geschickt, um europäische Standards bei der ersten Ski-Piste des tropischen Landes durchzusetzen. Die Mission endet jedoch im Dschungel-Alptraum.
Freitag, 21. Oktober, 20.30 Uhr, Urania
Dienstag, 1. November, 13.00 Uhr, Urania
Nocturama
Spielfilm von Bertrand Bonello, Frankreich/Deutschland/Belgien 2016, OmeU
Der Thriller von Bertrand Bonello handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die durch das Labyrinth der Metro seltsame Tänze aufführt. Jeder schaut sich ständig nach Verfolgern um und hat ein kleines, auffälliges Paket bei sich. Später kommt es zu Explosionen und die Jugendlichen verstecken sich in einem Kaufhaus. Es sind Bilder von beunruhigender Aktualität, dennoch zeigt der Filmemacher sich nicht interessiert an Parallelen.
Mittwoch, 26. Oktober, 20.30 Uhr, Gartenbaukino
Dienstag, 25. Oktober, 23.30 Uhr, Stadtkino im Künstlerhaus
Sonita
Dokumentarfilm von Rokhsareh Ghaem Maghami, Deutschland/Schweiz/Iran 2015, OmdU
Diesen Mut würden viele wohl nicht aufbringen: Sonita Alizadeh soll in eine arrangierte Ehe gezwungen werden, entscheidet sich jedoch für eine Existenz als Rebellin und erlernt im iranischen Exil das Rappen – und wird zum YouTube-Star. Sogar in Flüchtlingscamps rocken Teenager-Mädels zu den Rhymes der Afghanin ab. Ein Porträt, das eine Power zeigt, die so in der westlichen Popkultur längst nicht mehr zu finden ist.
Dienstag, 1. November, 18.30 Uhr, Metro
Das gesamte Programm sowie Infos zu Tickets finden Sie unter www.viennale.at.