AUA-Chef: "Das war nichts
für schwache Nerven"

Die Rettung der Lufthansa-Tochter AUA durch die Republik Österreich hat für heftige öffentliche und politische Diskussionen gesorgt. Austrian-Chef Alexis von Hoensbroech schildert im Interview, wie das Hilfspaket zustande kam, was es wirklich kostet und wie es mit der Airline weitergeht. Und worauf sich die Passagiere beim Fliegen in Corona-Zeiten einstellen müssen.

von Verkehrspolitik - AUA-Chef: "Das war nichts
für schwache Nerven" © Bild: News/Matt Observe
Der gebürtige Deutsche (49) ist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Der promovierte Astrophysiker startete seine Karriere als Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group und wechselte 2005 zum Lufthansa-Konzern. Dort durchlief er verschiedene Unternehmensbereiche, bevor er 2014 Vorstandsmitglied der Lufthansa Cargo wurde. Seit 1. August 2018 ist der Chef von Austrian Airlines. Obwohl adeliger Abstammung, gilt der AUA-CEO als sehr umgänglich, unprätentiös -sowie als zielstrebiger und schnell denkender Stratege.

Herr von Hoensbroech, wie groß ist die Erleichterung, dass das AUA-Hilfspaket endgültig durch ist?
Naturgemäß groß. Als wir am 18. März unseren Flugbetrieb vollständig eingestellt haben, musste ich mich vor die Mannschaft stellen und sagen: „Wir hören jetzt auf zu fliegen. Und wir wissen vor allem nicht, für wie lange“ – in einem Unternehmen mit 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und plötzlich null Euro Umsatz. Das war schon ein mulmiges Gefühl. Wir sind alle sehr dankbar, dass das jetzt geklappt hat. Aber die eigentliche Arbeit fängt nun erst an.

Wie fühlt man sich als CEO in der Rolle des Bittstellers?
Wir sind vollkommen unverschuldet in die Krise geraten und mussten den Staat um Unterstützung bitten – so wie fast alle Fluggesellschaften weltweit. Wenn man um etwas bittet, kommt natürlich auch eine Portion Demut dazu. Und dann kommt auch eine große Portion Dankbarkeit dazu, dass uns der Staat, der Steuerzahler aus diesem Schlamassel heraushilft.

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Gab es zwischendurch das Gefühl: Das geht schief?
Es gab immer große Sorgen. Aber auch immer eine Perspektive, einen Weg, den wir gehen können, wenn alle mitspielen. Das sind komplexe Verhandlungssituationen. Wir haben nicht nur mit der Regierung verhandelt. Wir mussten gleichzeitig ein Krisenpaket mit dem Personal vereinbaren, wir mussten mit Lieferanten und Systempartnern sprechen. Und mit Banken, was für uns völlig neu war, weil wir ja keine eigene aktive Bankverbindung in Österreich hatten. Unser Eigentümer hatte eine spezifische Sicht – und all das parallel zu machen und zum gleichen Punkt zu führen, das war aus meiner Perspektive die komplexeste Verhandlungssituation, die ich bisher erlebt habe.

»Es war jedenfalls nichts für schwache Nerven«

Wie liefen die Verhandlungen in der Praxis?
Wir haben uns die meiste Zeit Corona-gerecht aus dem Homeoffice in Videokonferenzen getroffen. Dort gingen die Termine zwischen sieben und acht Uhr morgens los, teilweise bis spät in die Nacht hinein. Wochentag und Wochenende, Tag und Nacht sind miteinander verschwommen. Ich war zwar zu Hause, aber meine Familie hat noch weniger von mir gesehen als sonst.

Was macht das mit einem Manager-Ego? Sie sind ja ursprünglich mit einer anderen Agenda angetreten.
Wenn man es positiv sehen will, ist das ja auch das Spannende an dem Job. Das sind Situationen, die das Leben eben schreibt und mit denen man umgehen muss. So schwierig das ist, wenn man darin steckt, ist das auch eine Herausforderung, in so einer Situation eine Lösung zu finden. Das ist wie beim Segeln: Bei einer sanften Brise und schönem Wetter kann das jeder. Richtig spannend wird es erst, wenn Sturm ist, der Mast bricht und das Segel zerreißt. Dann zeigt sich, ob eine Mannschaft in der Lage ist, das zu meistern. Das betrifft ja nicht nur mich. Wir sind sehr stolz auf unsere Mannschaft, mit der wir diese Krise meistern konnten.

War es vielleicht sogar zu spannend zwischendurch?
Es war jedenfalls nichts für schwache Nerven.

Und die Alternative?
Wenn man keine positive Fortbestandsprognose hat, dann muss man in ein insolvenzrechtliches Verfahren. Das ist keine Alternative, die man aktiv als Plan B führt, aber die man gezwungen ist zu gehen, wenn man keine andere Wahl hat. Auch diesen Weg hatten wir sehr sorgfältig vorbereitet. Aber wir sind froh, dass wir ihn nicht gehen mussten. Wir hätten uns in dem Fall von sehr vielen Mitarbeitern trennen müssen.

Sie fliegen wieder seit Mitte Juni, wie fällt die Zwischenbilanz aus -und was erwarten Sie sich von der Frequenzaufstockung ab 1. Juli?
Wir sind erst mal froh, dass wir wieder fliegen können. Das war ein sehr emotionaler Moment. Über 100 Mitarbeiter standen morgens um 5.30 Uhr am Flugsteig für die ersten Passagiere freiwillig im Spalier. Ein Gänsehautmoment. Wir sind mit einem sehr kleinen Programm - fünf Prozent unserer normalen Kapazität - gestartet und sind gut ausgelastet, so zwischen 70 und 80 Prozent. Das ist deutlich besser als befürchtet, wenn auch weniger als normal zu dieser Jahreszeit. Wir haben jetzt ab dieser Woche unser Angebot im Vergleich zum Juni vervierfacht, auf knapp 20 Prozent der Normalkapazität. Im Juli sind 38 Flieger in der Luft.

Wie läuft der Verkauf?
Die Strecken gehen ganz gut. Die Kunden buchen entweder für die nächsten zwei Wochen -oder für die Osterferien im nächsten Jahr. Dazwischen passiert noch relativ wenig, Es ist noch eine große Unsicherheit da. Geschäftsreisestrecken in den deutschsprachigen Raum funktionieren, aber auch viele Feriendestinationen wie Zypern, Zadar, Dubrovnik, Split. Wir haben jetzt auch Palma de Mallorca wieder ins Programm genommen.

Nach welchen Kriterien erfolgt die Aufstockung?
Man muss ein Gespür dafür entwickeln, wo die Nachfrage ist und wo man leicht einreisen kann. Und dann gibt es viel Austausch mit Tourismusunternehmen. Für Griechenland ist die Nachfrage groß. Die Österreicherinnen und Österreicher waren jetzt so lange im Lockdown - die wollen wieder raus. Als Österreicher braucht man nicht den Kopf in den Sand stecken, man kann jetzt auch wieder die Füße in den Sand stecken - am Meer.

Wie hoch waren heuer bis dato Ihre Einbußen und wagen Sie eine Prognose?
Wir hatten drei Monate lang überhaupt keinen Umsatz. Das war auch ein sehr umsatzstarkes Quartal, das wir verloren haben. Wir werden auch in der zweiten Jahreshälfte wegen der geringen Kapazitäten deutliche Einbußen haben. Ich denke, wir werden dieses Jahr weniger als die Hälfte des normalen Umsatzes machen. Das Ergebnis wird natürlich auch verheerend sein.

Wenn alles gut verläuft, sind weitere Strecken geplant?
Wir fahren das System schrittweise hoch und beginnen unser Drehkreuz wieder anzuwerfen. Wir fliegen ja nicht nur Menschen von und nach Wien, sondern betreiben auch ein Drehkreuz mit Umsteigern. Unsere Langstreckenverbindungen wären ohne diesen Drehkreuzcharakter nicht denkbar. Seit Mittwoch fliegen wieder die ersten Maschinen nach New York, Chicago und Washington. Das sind die Drehkreuze unserer Partner in den USA. Ebenso nehmen wir Bangkok wieder auf, und im August folgt Shanghai. Zunächst nur einmal pro Woche, weil wir nicht mehr dürfen.

Wenn jemand jetzt schon für Ostern 2021 bucht: Was passiert, wenn Corona wieder voll ausbricht?
Wenn der Flug nicht stattfindet, gibt es eine Rückerstattung. Der Kunde kann umbuchen oder den Flug ruhend stellen und zu einem anderen Zeitpunkt fliegen.

Apropos: "Wo bleibt mein Geld?" ist eine Frage, die auf Facebook bei Austrian ziemlich oft gestellt wird
Jeder, der eine Ticketerstattung haben möchte, bekommt eine Ticketerstattung. Wir bieten Gutscheine an, aber wer das Geld zurückhaben möchte, bekommt das. Ich kann mich nur dafür entschuldigen, dass das so lange gedauert hat und noch dauert. Wir hatten eine völlig unbekannte Situation. Wir bekommen normalerweise eine Handvoll Refundierungsanfragen am Tag, jetzt waren es plötzlich Zehntausende. Gleichzeitig haben wir das gesamte Unternehmen auf Kurzarbeit geschickt. Wir hatten kaum noch Servicemitarbeiter, die im Einsatz waren, und einen riesigen Berg von Refundierungsansprüchen. Den arbeiten wir jetzt ab. Wir haben alle Servicemitarbeiter aus der Kurzarbeit geholt. Es werden jede Woche Millionen ausgezahlt. Das dauert halt leider. Ich muss noch um Geduld bitten. Aber jeder bekommt sein Geld zurück.

Wie viele Mitarbeiter sind derzeit noch in Kurzarbeit?
Die meisten Mitarbeiter und sie werden es auch noch lange bleiben. Wir gehen davon aus, dass wir zwei Jahre brauchen, bis wir wieder vollständig in der Luft sein werden. Diese Zeit möchten wir gerne mit Kurzarbeit überbrücken.

Ist das eine spezielle Kurzarbeit, quasi eine Lex AUA?
Nein. Es gibt die ganz normale Covid-Kurzarbeit bis September und Diskussionen, wie es danach weitergehen soll -in Form einer speziellen Kurzarbeit oder notfalls mittels der klassischen Kurzarbeit.

Um den Menschen die Angst vor dem Fliegen in Corona-Zeiten zu nehmen, bieten Sie eine Rückfluggarantie an. Wie sieht die aus?
Mit dieser werden Fluggäste zurück nach Österreich gebracht, sollte es am Zielort Corona-bedingt zu Beeinträchtigungen kommen. Sie gilt auch, wenn jemand im Ausland an Corona erkrankt und deswegen den Rückflug nicht antreten kann. Dann garantieren wir, dass wir ihn zu einem späteren Zeitpunkt zurückbringen. Wir haben verschiedene Ausprägungen, die abhängig vom Tarif sind. Im Light-Tarif, dem niedrigsten Tarif, ist dieses "Wir holen Sie nach Hause, notfalls auch mit einem Sonderflug" inkludiert. In einem höheren Tarif sind auch Hotelkosten bei einer notwendigen Quarantäne inkludiert.

Wenn wir dann in der Luft sind, wie sieht es künftig mit dem Catering aus?
Das Catering verändert sich natürlich, weil wir den Kontakt zwischen Crews und Passagieren möglichst reduzieren wollen. Das schränkt die Auswahl ein, und auch offene Speisen mittels Trolley werden keine angeboten. Den fliegenden Koch wird es vorerst ebenfalls nicht geben. Das Premiumservice in der Business-Class wollen wir aber grundsätzlich beibehalten, weil das eines unserer Aushängeschilder ist, und der Koch ist ein wichtiger Bestandteil davon und wird perspektivisch wiederkommen.

»Das Flugzeug ist in der Tat ein Ort, an dem das Ansteckungsrisiko sehr gering ist«

Sonst gibt es die Pappbox wie bei anderen Airlines auch?
Teils, teils. Das Essen ist jetzt eben vorbereitet. Da werden keine Sandwiches verteilt - das geht nicht mehr. Wir denken natürlich darüber nach, wie sich unser Catering-Konzept generell weiterentwickeln soll -speziell auf der Mittelstrecke in der Economy-Class. Ich denke, es könnte für die Kunden schon attraktiv sein, mehr Auswahl zu haben und sich etwas zu kaufen, was man gratis nicht bekommt. Also ein verbessertes Angebot mit kostenpflichtigen Elementen.

Wie sicher ist Fliegen derzeit tatsächlich? Kann eine Corona-Ansteckung ausgeschlossen werden?
Sicherheit hat für uns oberste Priorität und dazu zählt natürlich auch die Gesundheit unserer Passagiere und unserer Mitarbeiter. Das Flugzeug ist in der Tat ein Ort, an dem das Ansteckungsrisiko sehr gering ist. Die Luft wird alle drei Minuten ausgetauscht, zusätzlich mittels Hepa-Filtern von allen Viren befreit und sie bewegt sich außerdem vertikal -das heißt, sie wird oben eingelassen und unten hinausgesaugt. Dazu kommt noch, dass alle Passagiere und natürlich auch die Crews verpflichtet sind, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das alles minimiert eine Ansteckungsgefahr.

Halten Sie es für zumutbar, einen Acht-oder Zehnstundenflug mit einer Maske ertragen zu müssen?
Dass das nicht so komfortabel ist wie ohne, ist klar. Auf der anderen Seite ist Gesundheit ein hohes Gut und es tun alle gut daran, sich an diese Regeln zu halten. Wer einen langen Flug machen will, muss das leider in Kauf nehmen.

»Die AUA hat einen riesen Wert für Österreich«

Zurück zum Hilfspaket: Es gibt Stimmen, die sagen, die AUA bekommt nicht nur 450 Millionen Euro, sondern eine Milliarde, weil ja die Kurzarbeit bis 2022 rund 500 Millionen Euro kosten dürfte. Stimmt das?
Der Kurzarbeitsbetrag stimmt nicht. Es ist zwar viel, aber ganz sicher nicht so viel. Das Gesamtpaket ist aber natürlich größer. Einmal die Banken mit 300 Millionen Euro Kredit und 150 Millionen Zuschuss vom Staat und die Lufthansa mit 150 Millionen. Das Personal trägt noch mal ein Paket von 300 Millionen Euro und dann kommt ein weiterer dreistelliger Millionenbetrag von Lieferanten und Flughafen. Das ergibt schon eine ordentliche Größenordnung. Daran sieht man aber auch, wie groß der Schaden durch Corona für unser Unternehmen ist.

Stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis?
Wenn es die AUA nicht mehr gäbe, würden natürlich andere Fluggesellschaften nach Wien fliegen -aber das wären vorwiegend Billigflieger, die von hier aus ausschließlich Europastrecken anbieten würden. Und kein Drehkreuz, wie wir es als einzige haben. Die Hälfte unserer Passagiere sind Umsteiger, die es uns erlauben, Strecken zu fliegen, für die es sonst keine Nachfrage gäbe. Etwa Langstrecken oder viele Osteuropaverbindungen. Und gerade die sind ein ganz wesentlicher Standortfaktor, der für die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs eine eminente Rolle spielt. So ein Angebot würde niemand wieder hinstellen. Wenn man das untergehen lässt, kann man sich in Budapest oder Berlin anschauen, wie das aussieht. Ein Eldorado der Billigflieger ohne Langstreckenflüge.

Wir brauchen also die AUA?
Die AUA hat einen riesen Wert für Österreich. An der Luftfahrt in Österreich hängen knapp 100.000 Jobs -und die AUA macht die Hälfte des österreichischen Flugangebots aus. Nicht zu vergessen, dass 50 Prozent des heimischen Exportwarenwerts mit Luftfracht transportiert werden und mehr als die Hälfte der 30 Millionen Touristen mit dem Flugzeug nach Österreich kommen. Und nicht zuletzt konnte man in der Krise sehen, wie wichtig eine leistungsfähige Airline für das Land ist. Außer der AUA wäre niemand in der Lage gewesen, Österreicher aus Neuseeland, Australien, Chile oder Argentinien zurückzuholen oder die Frachtflüge für medizinisches Material durchzuführen. Also es ist schon klar, dass es hier um weit mehr geht als nur um unser Unternehmen.

Voraussetzung für die Rettung war auch, dass Wien im selben Ausmaß wächst wie Frankfurt, München und Zürich. Das klingt gut, tatsächlich gilt die Wachstumszusage nur bis 2023
Jetzt müssen wir zuerst schauen, dass wir alle gemeinsam wieder aus der Krise herauswachsen. Und danach geht es schnell um die Frage der Investitionsfähigkeit. Dann müssen wir in der Lage sein, uns die Investitionen auch leisten zu können. Wir haben einen sehr belastbaren Businessplan, und wenn wir den erfüllen, wollen wir auch wieder investieren, um zu wachsen.

Die Investitionen der AUA waren schon vor der Krise nicht wirklich aus eigener Kraft stemmbar -Stichwort: eine Milliarde Euro für die Langstreckenflotte. Wann soll das wieder möglich sein?
Das kann heute nicht seriös beantwortet werden - wir sind ja gerade erst haarscharf an der Insolvenz vorbeigeschlittert. Aber der Ehrgeiz, das Unternehmen wieder investitionsfähig zu machen, bleibt.

Vor einem Jahr hieß es noch, es droht der totale Stau am Himmel. Gibt es jetzt ein Umdenken in der Branche?
Kurzfristig wird es schon einen deutlichen Nachfragerückgang geben. Bis die Branche wieder auf Vorkrisenniveau kommen wird, dauert es wohl noch zwei, drei oder vier Jahre. Die Corona-Pandemie ist ja bei Weitem noch nicht vorbei und nur bei uns in Mitteleuropa etwas abgeklungen. Wir werden in eine Riesenrezession schlittern, die dazu führen wird, dass viele Unternehmen auf die Kostenbremse steigen und Geschäftsreisen wesentlich weniger werden. Und wir werden enorme Arbeitslosenzahlen haben, die sich auf die Urlaubsreisen auswirken werden. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Grundtrends, die zum Wachstum des Luftverkehrs geführt haben, weiterhin intakt sind. Die Menschen haben ein Grundbedürfnis nach Mobilität, und die Globalisierung wird ebenso bestehen bleiben und den Luftverkehr antreiben -auch über das Vorkrisenniveau hinaus.

Welche Entwicklungen erwarten Sie sich bei den Billigfliegern?
Ich denke schon, dass deren Geschäftsmodell robust ist und auch nach der Krise weiter existieren wird. Ob alle Auswüchse noch da sein werden, das warten wir gespannt ab.

Die AUA hat beim Preiskampf ja selbst mitgespielt
Wir sind von den Billigfliegern preislich unter extremen Druck gesetzt worden. Den Ticketpreis bestimmt am Ende der Markt, und wenn der Preis von den Billigcarriern zu Boden gedrückt wird, geht das an uns auch nicht spurlos vorbei. Auch wenn wir nie Billigsttickets angeboten haben, konnten wir uns dem nicht vollständig entziehen, weil wir sonst leer oder gar nicht mehr geflogen wären. Wir werden uns weiter den Marktgegebenheiten anpassen -und deshalb kann ich heute gar nicht sagen, ob die Preise nach oben oder nach unten gehen werden.

Ist ein Mindestpreis für Tickets nicht ein unzulässiger staatlicher Eingriff?
Beim Fliegen kommen noch andere Themen dazu -etwa ökologische, die politisch sehr kritisch diskutiert werden. Bei Tickets, die sich preislich unter den Passagiersteuern und Gebühren bewegen -und die für sich ein Minusgeschäft sind -, muss man sich schon fragen, ob das nicht Auswüchse sind, die nicht nur ökonomisch und ökologisch keinen Sinn machen, sondern auch politisch Schaden anrichten. Weil dadurch eine Grundsatzdebatte über das Fliegen befeuert wird, die nicht gut ist. Fliegen bringt eigentlich viel Gutes - Völkerverbindendes und Wohlstandverteilendes -für die Welt mit sich. Angebote wie 9,90 Euro für Wochenendtrips nach Mallorca generieren nur unnötige Nachfrage und helfen da nicht besonders. Deshalb habe ich Sympathie dafür, die Exzesse zu beenden -aber gleichzeitig muss Fliegen weiterhin für alle erschwinglich sein. Das Fliegen wurde in den letzten Jahrzehnten demokratisiert, und das ist gut so. Wenn ein Ticket 40 Euro kostet, werden dadurch nicht ganze Bevölkerungsschichten vom Fliegen abgeschnitten. Ich glaube, der Markt kann damit umgehen.

Abschließend: Wo verbringen Sie den Sommerurlaub? Setzen Sie sich mit Ihrer Familie in ein Flugzeug?
Nein, ich werde den Sommerurlaub mit meiner Familie in einer Almhütte in den Salzburger Alpen verbringen und hoffentlich zwei Wochen eine sehr ruhige und handyfreie Zeit haben.

Das Interview erschien ursprünglich in der Printausgabe von News (27/2020)

Kommentare

Eine Sauerei! Wir Steuerzahler können für diese Unfähigen und Abkassierer zahlen! Wer nicht wirtschaften kann, soll zusperren und die Chefs in den Knast!

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