Sexskandal um Ex-Nuntius

Verhaftung auf Ersuchen des Papstes. Geistlichem drohen bis zu 20 Jahre Haft.

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Vatikan - Sexskandal um Ex-Nuntius

Dem früheren polnischen Erzbischof, der bereits im Juni aus dem Klerus ausgeschlossen worden war, soll wegen des sexuellen Missbrauchs von sieben Kindern der Prozess gemacht werden. Das Verfahren könnte noch vor Ende dieses Jahres, oder Anfang 2015 beginnen, so der vatikanische Pressesprecher Federico Lombardi. Sollte es zum Prozess kommen, wäre es das erste derartige Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs im Vatikan.

Lombardi betonte, das Verfahren werde auf den ausdrücklichen Wunsch von Papst Franziskus hin angestrengt. Der Chefankläger des Vatikans müsse noch weitere Ermittlungen und Befragungen durchführen. Danach muss er dem vatikanischen Gericht die Eröffnung eines Prozesses beantragen. Wesolowski drohen bis zu sieben Jahren Haft. Er wurde wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs von Kindern und wegen Besitzes von kinderpornografischem Material verhaftet, berichtete Lombardi. Belastet wurde der Pole von Dokumenten, die von der Glaubenskongregation überprüft wurden, sowie von Beweismaterial aus der Dominikanischen Republik, in der Wesolowski als Nuntius tätig war.

Unter Bewachung der Gendarmerie

Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit sei der 65-Jährige in einer Residenz im Vatikan untergebracht. Noch unklar ist, ob sich der Pole im Sitz eines religiösen Ordens im Vatikan befindet. Er wird vom Personal der vatikanischen Gendarmerie bewacht, hieß es im Vatikan. Wesolowski war am Dienstagnachmittag von der Gendarmerie im Vatikan festgenommen worden.

Papst Franziskus hatte Weselowski, der mehr als fünf Jahre ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls in Santo Domingo war, wurde im August 2013 wegen des Pädophilie-Verdachts entlassen. Lokalen Medienberichten zufolge hatte der Diplomat käuflichen Sex mit Buben. Die Kongregation für Glaubenslehre hat den Geistlichen Ende Juni aus dem Priesterstand ausgeschlossen.

Mit aller Strenge gegen Kindesmissbrauch

Der Papst habe den festen Willen, mit aller Strenge gegen Kindesmissbrauch vorzugehen, unterstrich der Sprecher. Wesolowski droht jetzt die Auslieferung nach Polen, in die Dominikanische Republik und in andere Länder, in denen gegen den Geistlichen ermittelt wurde. In seiner Karriere war Wesolowski unter anderem in Japan, in der Schweiz, in Indien, Dänemark, Bolivien und Usbekistan.

Wesolowskis Festnahme ist die zweite Aufsehen erregende Verhaftung im Vatikan nach jener des Butlers von Benedikt XVI., Paolo Gabriele, im Mai 2012, wegen Entwendung vertraulicher Dokumente des Heiligen Vaters. Benedikt hatte den Butler vor Weihnachten 2012 begnadigt.

Polnische Kirche erneut erschüttert

Im vergangenen Jahr war die polnische Kirche von einer Welle von Missbrauchsfällen erschüttert worden. Neben dem Fall Wesolowskis hatte auch der in der Karibik tätige Priester Wojciech Gil für Aufregung gesorgt, der ebenfalls Sex mit minderjährigen Buben gehabt haben soll.

Die Causa Wesolowski war auch ein Thema bei der Anhörung des Vatikan-Vertreters bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi, sowie des früheren Vatikan-Chefanklägers, Bischof Charles Scicluna, durch das Präsidium des UNO-Kinderrechtkomitees im vergangenen Jänner. Im Februar hatte der UNO-Ausschuss für die Rechte des Kindes dem Vatikan die Verletzung der UNO-Kinderrechtskonvention vorgeworfen. Der Vatikan habe nicht genug getan, um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu unterbinden, hieß es. Der Ausschuss forderte den Kirchenstaat auf, sofort alle wegen Kindesmissbrauchs bekannten und verdächtigten Geistlichen ihrer Ämter zu entheben und der Justiz zu übergeben.

Bitte um Vergebung

Anfang Juli hatte Franziskus erstmals Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche getroffen und sie dabei demütig um Vergebung "für diese Sünden und schweren Verbrechen" gebeten. Die Missbrauchsfälle der vergangenen Jahre haben die katholische Kirche heftig erschüttert und ihrem Ansehen massiv geschadet. Schon unter Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. waren Hunderte Geistliche deswegen ihrer Priesterämter enthoben worden. Der Kirche wurde jedoch wiederholt vorgeworfen, Kindesmissbrauch nicht ausreichend zu bekämpfen und die Täter nicht strafrechtlich zu verfolgen.

Kommentare

Oliver-Berg

Kann nur sagen, Papst Franziskus greift durch. Ich wünsche dem Papst, dass er 150 Jahre lebt, sich bester Gesundheit erfreut und den urkonservativen und nicht reformfreudigen Kirchenfürsten, zeigt wo der Hammer hängt. Es wird Zeit, dass man Verantwortung für die Schandtaten, die man Kindern angetan hat übernimmt. Niemand steht über dem Gesetz. Auch die Kirchenvertreter nicht.

Na endlich tut sich mal was - wenn auch immer noch zu wenig.

brabus melden

Die Kirche hat nie wirklich aufgeräumt sondern immer zugedeckt. Wenn dann ein 'Einzelfall' bekannt wird, dann wird halt agiert, aber auch nur dann. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Kinderschänder noch immer im Amt sind, ich würde mich vermutlich übergeben müssen.

higgs70
higgs70 melden

Trotzdem scheint der Mann ein stiller Revoluzzer zu sein,der nicht nur verkündet sondern tut, auch wenn die restlichen Mullahs im Vatikan deswegen wahrscheinlich abwechselnd rotieren und kotzen. Das erste Mal in meinem Leben, dass mir ein Papst wirklich sympathisch ist.

manicmonday melden

Nun, wie man hier liest, war aber Benedikt XVI alias Ratzinger in dieser Angelegenheit auch nicht untätig. Irgendwie ist mir das verborgen geblieben.

manicmonday melden

Wie man hier liest, war aber Benedikt XVI, alias Ratzinger, in dieser Angelegenheit auch nicht untätig und hat aufgrund der nachgewiesenen Schandtaten hunderte Geistliche ihres Amtes enthoben Irgendwie ist das bei mir bisher nicht angekommen.

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