Der neue Großinquisitor

Papst setzt mit Bischof Müller einen Hardliner an die Spitze der Glaubenskongregation

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Vatikan - Der neue Großinquisitor

Mit dem neuen Auftrag rückt der in Rom als Theologe und Ökumene-Experte hoch geschätzte Müller zum Erzbischof auf. Müller gilt als Hardliner unter den deutschen Bischöfen. Grundlegende Reformen in der katholischen Kirche lehnt der 64-Jährige ab und hält sich streng an die offizielle Linie der Amtskirche.

Reformgruppen sind "parasitäre Existenzform"
So ist er strikt gegen Frauen im Priesteramt und auch gegen eine Lockerung des Zölibats. Gegen Kritiker nimmt er kein Blatt vor den Mund. Auf dem diesjährigen Katholikentag in Mannheim bezeichnete er Reformgruppen in der katholischen Kirche als "parasitäre Existenzform", die selbst nichts zustande bringe.

Müller gilt als Freund des offenen Wortes und geht einer Konfrontation nicht aus dem Weg. So sieht er anders als viele seiner Bischofskollegen etwa beim Thema sexueller Missbrauch durch Priester keine Verantwortung der Kirche. "Wir haben keinen umfassenden Missbrauchskomplex, sondern wir haben verteilt über Jahrzehnte Einzelfälle", hatte Müller einmal gesagt. Nicht die Kirche, sondern die jeweiligen Täter seien verantwortlich.

Für Hans Küng "eine katastrophale Fehlbesetzung"
Müller ist aus Sicht des katholischen Theologen Hans Küng eine "katastrophale Fehlbesetzung". "Als Präfekt der Glaubenskongregation ist dieser bornierte Scharfmacher fehl am Platz", sagte Küng in Tübingen der Nachrichtenagentur dpa. Wem an einer zeitgemäßen Verkündigung des christlichen Botschaft gelegen sei, der könne an einer solchen Entscheidung verzweifeln.

"Offenbar hat Papst Benedikt nichts gelernt aus der auch in der Kurie kritisierten Fehlbesetzung des Staatssekretariats und anderer Schlüsselpositionen mit restaurativen Gesinnungsgenossen", kritisierte Küng. "Konflikte in der von Skandalen geschüttelten Kurie und römischen Kirche sind mit Müllers Ernennung vorprogrammiert." Bischof Müller besitze keinerlei Qualifikation für die wichtige Aufgabe im Vatikan. Er sei als Bischof unbeliebt, als Theologe ohne Relevanz und als Ökumene-Verantwortlicher eine Belastung. Andere Worte fand Kardinal Christoph Schönborn. Für ihn sei Müller "hervorragend geeignet und vorbereitet". Dass der Papst "einen für seine Rechtgläubigkeit bekannten Theologen für dieses Amt ernennt, sollte nicht verwundern", sagte der Wiener Erzbischof gegenüber "Kathpress".

Die Inquisition heißt heute anders
Um die Kirche vor Irrlehren zu schützen, gründete Papst Paul III. 1542 die "Congregatio Romanae et universalis Inquisitionis". Die "Kongregation für die Glaubenslehre", so der offizielle Name der wichtigsten Vatikan-Behörde seit 1965, ist die Nachfolgerin der Heiligen Inquisition, die in früheren Jahrhunderten für die Reinheit des Glaubens mit Gewalt gegen Andersgläubige und Kirchenkritiker vorging.

Papst Johannes Paul II. nannte es 1988 als Aufgabe der ältesten der neun Kongregationen der römischen Kurie, "die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und zu schützen". Ihr fällt damit auch die Pflicht zu, lehramtliche Dokumente zu schreiben gegen religiöse Abweichungen innerhalb der Kirche vorzugehen sowie Sanktionen zu verhängen. Daher geraten die Kongregation und ihr Präfekt als "oberster Glaubenshüter" immer wieder ins Rampenlicht der Öffentlichkeit. Die 23 Mitglieder der Kongregation sind Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe aus 17 Ländern.

Ratzinger war ebenfalls Präfekt
Im November 1981 hatte Johannes Paul II. den damaligen Erzbischof Joseph Ratzinger und heutigen Papst Benedikt XVI. zum Präfekten der Glaubenskongregation ernannt.

Seit Jahren bemüht sich Benedikt um eine Wiedereingliederung der erzkonservativen Piusbrüder, die in seiner Zeit als Präfekt vom Vatikan gemaßregelt worden waren. 2009 hob Benedikt die Exkommunikation ihres Gründers, Erzbischof Marcel Lefebvre, und von ihm illegal geweihter Bischöfe wieder auf.

Kommentare

Das ist der richtige Weg mit dem sich dieser unnütze Verein selbst auflöst.
Die dummen Schäfchen denen man alles vormachen kann werden immer weniger, mit der Bildung steigt auch der Widerspruch gegen die katholische Kirche.
Ich bin selbst ein gläubiger Mensch, aber was vom Vatikan kommt hat mehr mit Aberglauben als mit Glauben zu tun. Für einen Christen ist einzig und allein der Inhalt des neuen Testamentes als "Leitfaden" zu verstehen. Und sogar das mit Einschränkungen - vor 2000 Jahren lebten die Menschen unter anderen "Rahmenbedingungen". Daher ist einiges davon für die heutige Zeit auch nicht mehr anwendbar. Zum Beispiel gab es damals wirklich arme Witwen und Waisen zu deren Unterstützung Jesus aufrief. Unser Sozialsystem hat diese Not abgeschafft. Daher brauchen sich Caritas und Co auch nicht darauf berufen!

Oliver-Berg

Langer Atem... Wer glaubt, dass die römisch-katholische Amtskirche und ihre seit Jahrhunderten überholten Dogmen
sich jemals ändern wird, bekommt wieder einen Hardliner vor die Nase gesetzt.

Schön langsam wird es Zeit der römisch-katholischen Amtskirche den Rücken zu kehren.
1970 gab es in Österreich knapp 6,8 Mio Katholiken. Heute sind es etwas mehr als 4,5 Mio Katholiken.

Bei ca. 50.000 Nettoaustritten pro Jahr und unter Berücksichtigung diverser Zuwanderungen aus Osteuropa, die noch etwas religiöser sind als wir, dürfte sich das Problem der römisch-katholischen Kirche zumindest in ca. 200 bis 250 Jahren von selber erledigt haben, weil dann alle Schäfchen ausgetreten sind oder andere Wege bei liberaleren christlichen Kirchen beschreiten. Vergelt\'s
Goltt.

Hardliner! Na also, nun werden noch mehr Unzufriedene aus der Kirche austreten, aber die Kirche ist ja nicht Schuld daran. Das sind die, die austreten. Und wenn es in den katholischen Institutionen sexuelle Probleme gibt, ist auch nicht die Kirche Schuld, sondern nur die diversen Einzeltäter!
Der Fisch beginnt immer am Kopf zu stinken an, aber davon hat der neue inquisitator wohl noch nichts gehört! Immer nur die Anderen, nie bei sich selbst (in diesem Fall bei der Kirche) suchen !!!
Bin ich froh, dass ich schon vor längerer Zeit diesem "Verein" den Rücken gekehrt habe !!!
Für meinen Glauben benötige ich KEINE Kirche !!!

wer braucht heute noch die inquisition ? der ratz ruiniert gerade die katholische kirche - 2000 jahre sind ja auch schon genug.

nichts, aber auch gar nichts hat soviel unglück und elend in diese welt gebracht, wie die religionen.

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