100 Jahre Panamakanal

Erstes Schiff fuhr 1914 ohne Umfahrung vom Atlantik in den Pazifik

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USA - 100 Jahre Panamakanal

Da wegen des ausgebrochenen Ersten Weltkrieges die Eröffnungsfeierlichkeiten abgesagt worden waren, gab erst am 12. Juli 1920 US-Präsident Thomas Woodrow Wilson die künstliche Wasserstraße, eine der bedeutendsten der Welt, offiziell für den Schiffsverkehr frei. Die seither in ihrer strategischen Bedeutung immer mehr gestiegene Wasserstraße (jährlich von etwa 15.000 Schiffen passiert) verläuft von der Karibischen See, einem Nebenmeer des Atlantik, in NW-SO-Richtung quer durch den Isthmus von Panama in den Pazifik. Die durchschnittliche Durchfahrtszeit beträgt sieben bis acht Stunden, die Breite des Kanals lag bis vor Kurzem bei 90-300 m, die anfängliche Mindesttiefe 12,4 m. Seither gab es eine Reihe von Verbreiterungen. Der Durchfahrtsverkehr vom Atlantik zum Pazifik ist stärker als in der Gegenrichtung.

82 Meter hohe Wasserscheide

Auf der Atlantikseite beginnt der Kanal bei den beiden Häfen Cristobal und Colon (benannt nach dem spanischen Vor- und Nachnamen von Kolumbus). Hier ist eine Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen als dritte Überquerung des Kanals im Bau. Von den beiden Häfen führt der Kanal durch Mangrovensümpfe zur dreifachen Schleusenanlage von Gatun, in der die Schiffe auf die 26 m über dem Meeresspiegel gelegene Scheitelstrecke gehoben werden und die durch den künstlich aufgestauten, 423 qkm großen Gatunsee mit Wasser versorgt wird. An einem 13 km langen, ursprünglich über 90 m breiten Einschnitt (2002 auf 192 m in der Geraden und 222 m in Kurven erweitert - seither Fahrten in beiden Richtungen hier möglich), dem sogenannten Gaillard-Cut , überwindet der Kanal die bis 82 m hohe Wasserscheide zwischen den beiden Ozeanen. Große Erdrutsche hatten hier seine Fertigstellung verzögert, auch heute besteht noch die Gefahr solcher Erdrutsche.

Kurz vor der einstufigen Doppelschleuse von Pedro Miguel, die den Höhenunterschied zum Stausee von Miraflores (16,8 m ü. d. M.) überwindet, überquert die Puente Centenario (Jahrhundertbrücke) die Wasserstraße. Von dem Stausee führt dann die zweistufige Doppelschleuse von Miraflores in den auf Meeresniveau liegenden Auslaufkanal zum Pazifik, der an seinem Ausgang beim Hafen von Balboa von einer 1961 fertiggestellten Hochbrücke, der Puente de las Americas, überquert wird.

So entstand der Panamakanal

Im Folgenden die Vorgeschichte des Kanals: 1513 überquerte auf der Suche nach dem sagenumwobenen Perlen- und Goldland im Westen Südamerikas der Spanier Vasco Nunez de Balboa mit einigen Gefolgsleuten als erster die Landenge von Panama und sah als erster Europäer hier den Pazifik. Die Idee einer Verbindung zwischen Atlantik und Pazifik durch einen Kanal in der mittelamerikanischen Region Darien wurde schon 1523 von Kaiser Karl V. (als spanischer König Karl I.) angeregt. Ein erstes Projekt wurde 1529 vom Spanier Alvarado de Saavedra Colon ausgearbeitet. In den folgenden Jahrhunderten beschäftigten sich zahlreiche Politiker und Wissenschafter mit der Frage eines Kanalbaues, so Anfang des 19. Jhdts. Alexander von Humboldt, der von 1799 bis 1814 lateinamerikanische Gebiete erforscht hatte. Nach Goldfunden in Kalifornien wurde 1848 eine Lizenz für eine Eisenbahnverbindung vergeben. 1849-1853 nutzten Goldgräber eine Fluss-Land-Route durch den Isthmus von Panama.

Nach dem finanziellen Erfolg des 1869 eröffneten Suezkanals wurde in Frankreich davon ausgegangen, dass ein Kanal zwischen Atlantik und Pazifik ebenso einfach zu bauen wäre wie der Suezkanal. Dazu wurde 1876 in Paris die Societe Civile Internationale du Canal Interoceanique geschaffen, der 1879 durch Gesetz die Panamakanal-Gesellschaft folgte, zu deren Präsidenten der damals 73-jährige Erbauer des Suezkanals (nach den Plänen des Österreichers Alois Negrelli), Ferdinand de Lesseps ernannt wurde. Die Panamakanal-Gesellschaft übernahm eine 1878 von der Societe Internationale du Canal Interoceanique erworbene Konzession des kolumbianischen Regierung, die sog. Wyse-Konzession und begann 1881 mit den Arbeiten, die 1889 mit einem der größten Korruptionsskandalen des 19. Jhdts. ihr Ende fanden.

Der Panama-Skandal

Planungsmängel, falsche geologische Untersuchungen, schlechte Organisation, Bestechungen von Politikern und Journalisten, technische Schwierigkeiten und Pannen veranlassten die Franzosen schließlich aus finanziellen und politischen Überlegungen, die Arbeiten 1889 einzustellen, nachdem im Dezember 1888 die Zahlungsunfähigkeit der Compagnie Universelle eingetreten war. Dieser sog. Panama-Skandal zog in der Folge heftige öffentliche Auseinandersetzungen und eine Welle von Politikerrücktritten in Frankreich nach sich.

Unabhängigkeit für Panama

1894 übernahm eine Auffanggesellschaft, die Compagnie Nouvelle du Canal de Panama die Fortführung der Planungen und verkaufte 1902 den Gesamtkomplex, einschließlich der Wyse-Konzenssion für 40 Millionen USD an die USA. Die USA hatten sich bereits vorher mit verschiedenen Projekten einer Querung Mittelamerikas beschäftigt, so mit dem Nicaragua-Kanal unter Ausnutzung des Managua-Sees. 1902 stimmte der US-Senat dem Bau eines Kanals durch den Isthmus von Panama zu, doch Kolumbien verweigerte einen entsprechenden Vertrag mit den USA. Im November 1903 besetzten US-Truppen das Gebiet des Isthmus und riefen den unabhängigen Staat Panama aus. Wenige Tage später vereinbarten der damalige US-Außenminister John Hay und ein ehemaliger Mitarbeiter Ferdinand de Lesseps, Philippe Bunau-Varilla einen nach ihnen benannten Vertrag, der für unbestimmte Zeit gültig, die Nutzung einer Kanalzone in der Breite von 10 Meilen (16 km) vorsah.

Die größten Schwierigkeiten beim Bau

Im April 1905 wurde der Kanalbau dem Ingenieur John Frank Stevens anvertraut. Er stellte fest, dass die größten Schwierigkeiten Krankheiten unter den Arbeitern darstellten und daher zuerst deren Lebensumstände verbessert werden müssten. Erst dann konnte er sich mit der Planung der Logistik und dem Aufbau der Organisation der eigentlichen Herausforderung stellen. Überraschend kündigte er dann zum Missfallen von Präsident Theodore Roosevelt. Im April 1907 wurden die Arbeiten von Generalmajor George W. Goethals fortgesetzt, der die besondere Unterstützung durch Roosevelt genoss. Roosevelt inspizierte persönlich den Fortgang der Bauarbeiten.

Kosten

Die Kosten des mit Schleusen und Stauseen erbauten Panamakanals beliefen sich auf 386 Mill. (damalige) USD. Während der Bauarbeiten von 1906 bis 1914 starben fast 6000 Arbeiter an Unfällen und Krankheiten. Insgesamt forderte der Bau des Panamakanals, die französischen Arbeiten miteingerechnet, etwa 30.000 Menschenleben.

Am 15. August passierte das erste Schiff die Wasserstraße vom Atlantik zum Pazifik. Wegen des Ausbruches des Ersten Weltkrieges wurden die Eröffnungsfeierlichkeiten abgesagt und erst 1920 nachgeholt. Am 12. Juli dieses Jahres gab US-Präsident Wilson die Wasserstraße offizielle für den Schiffsverkehr frei.

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