Trump angezählt,
aber (noch) nicht K.o.

Trump und Clinton lieferten sich eine hitzige TV-Debatte um die US-Präsidentschaft

In einer hitzigen Debatte trafen die beiden US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump aufeinander. Beide Kandidaten legten die Debatte angriffig an, einen klaren Sieger gab es nicht - Umfragen sehen Clinton allerdings knapp voran.

von
THEMEN:
US-Wahl - Trump angezählt,
aber (noch) nicht K.o.

Eigentlich geht es in den Debatten zur US-Präsidentschaft darum, möglichst präsidentiell zu wirken. Dennoch legten sowohl Hillary Clinton als auch Donald Trump die Debatte sehr angriffig an. Trump war offensichtlich verkühlt, aber dennoch immer angriffig. Trump gab den Herausforderer, der Clinton immer wieder unterbrach. Clinton selbst attackierte Trump aber ebenfalls von Beginn an.

Trumps wichtigstes Thema waren Freihandelsabkommen. Er bezeichnete das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (Nafta) als schlechtestes Handelsabkommen aller Zeiten und machte Hillary Clintons Mann Bill dafür verantwortlich. Sein wichtigstes Argument war, dass durch diese Abkommen tausende Jobs und Unternehmen aus den USA verschwinden würden. Viele Länder würden die USA als eine Art Sparschwein benützen, mit dessen Geld sie selbst reicher würden. Trump versprach diese Abkommen neu zu verhandeln, um Amerika wieder großartig zu machen, wie er es nannte.

Trump verschnupft und angriffig

Hillary Clinton setzte auf eine für US-amerikanische Verhältnisse relativ weit links stehende Wirtschaftspolitik. Sie trat für einen höheren Mindestlohn, bezahlten Krankenstand und gleichen Lohn für gleiche Arbeit ein. Hillary Clinton ging es vor allem darum, Donald Trump als reichen Unternehmer darzustellen, der seine Steuern nicht bezahle und eine unfairere Gesellschaft anstrebe. Clinton gelang es immer wieder, Trump, der seine Steuererklärung bis heute nicht veröffentlicht hat, als einen kaltherzigen Großunternehmer darzustellen.

Trump antwortete mit dem wiederholten Hinweis, dass Clinton seit 30 Jahren in der Politik sei und die Gesellschaft in dieser Zeit nicht fairer geworden sei. Trump ließ sich immer wieder aus dem Konzept bringen, attackierte Clinton direkt und wirkte dabei wenig präsidentiell. Clinton hingegen gelang es nur selten, ihre Argumente emotional aufzuladen.

Erwartungen über weite Strecken erfüllt

Über weite Strecken erfüllten beide Kandidaten die in sie gesetzten Erwartungen. Clinton war gut vorbereitet und konnte ihre Argumente mit Fakten untermauern. Trump gab den Angreifer, der sich weniger von Fakten als von Emotionen leiten ließ. Clinton hatte ihre stärksten Momente, als es ihr gelang, Trump zu einem Beinahe-Eingeständnis zu bringen, dass er kaum Steuern bezahle. Trump war am stärksten bei den Themen nationale Sicherheit, wo er sich für "Law und Order"-Politik aussprach.

Überraschend war, dass Trump insgesamt sechsmal seine große Zuneigung zu den Minderheiten aussprach. Gruppen, bei denen es für ihn laut allen Umfragen kaum Stimmen zu holen gibt. Überraschend war auch, dass es Clinton gelang, mehr kurze, gewitzte Antworten zu geben, die sich gut über Soziale Netzwerke teilen lassen. Am besten in einem Moment, als sie auf Trumps Klage über den miserablen Zustand der US-Infrastruktur damit antwortete, dass das wohl auch daran liege, dass Trump keine Steuern zahle. Trumps bester Sager bezog sich auf das Versprechen, seine Steuererklärung zu veröffentlichen, falls Clinton die 33.000 E-Mails, die von ihrem Server während ihrer Zeit als Außenministerin gelöscht wurden, veröffentlichen würde. Gleichzeitig war dieses Thema aber auch Trumps größtes Versagen. Denn insgesamt konnte er nur wenige Sekunden über Clintons E-Mail-Skandal, eines seiner wichtigsten Kampagnenthemen, reden.

Kein klarer Sieger

Die Debatte endete ohne klaren Sieger. Clinton gelang es des Öfteren, Trump als ruchlosen Unternehmer darzustellen. Das schadet Trump bei Wählern aus der weißen Unterschicht, Trumps wichtigster Wählergruppe. Clinton war bei den Fakten weit sicherer, doch das wurde vom Publikum ohnehin erwartet, denn sie ist seit Jahrzehnten in der Politik. Wohingegen Trump bisher mit einem eher flexiblen Verhältnis zur Realität auffiel. Bei den Themen nationale Sicherheit und Antiterrorpolitik gelang es ihm, sich als starken Führer der Nation darzustellen. Clinton konnte hier nur wenig entgegnen.

Beide Gruppen bedienten im Wesentlichen ihre Zielgruppen. Wobei Clinton insgesamt etwas gewitzter antwortete und den Vorteil hatte, dass ihre stärksten Momente am Anfang der Debatte waren, wo naturgemäß mehr Personen zuschauen. Insgesamt dürfte das Duell aber keinem der beiden Kandidaten einen so großen Vorteil verschafft haben, dass sich am extrem knappen Rennen zwischen Clinton und Trump etwas Wesentliches ändert. Da Trump jedoch in den Umfragen zurückliegt, schadet es ihm wohl mehr nicht gewonnen zu haben als Hillary Clinton.

Kommentare