Einer muss gewinnen

In 14 Tagen findet die US-Präsidentenwahl statt. Der Sieger steht so gut wie fest

Der US-Präsidentschaftswahlkampf dauert für die Kandidaten weit über ein Jahr, doch am 8. November geht auch er zu Ende. Wer gewinnen wird, ist zwei Wochen vor der Wahl schon so gut wie klar.

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US-Wahl - Einer muss gewinnen

Was sagen die Umfragen?

Zwei Wochen vor der Wahl liegt Hillary Clinton deutlich vor ihrem Konkurrenten Donald Trump. Laut „RealclearPolitics“, die einen Schnitt aller Umfragen berechnen, liegt Clinton gut fünf Prozent vor Trump. Laut den Statistikgurus von „Fivethirteight“, die für ihren Schnitt nur gut gemachte Umfragen heranziehen, sind es sogar 6,3 Prozent. Auf anderen Statistikseiten ist der Abstand sogar noch höher. Entscheidender als die nationalen Umfragen sind jedoch die Umfragen aus den umkämpften Bundesstaaten. Denn Präsident wird, wer eine Mehrheit der insgesamt 538 Wahlmänner, in den Bundesstaaten, erobert. Jeder Bundesstaat hat unterschiedliche viele Wahlmänner, je nachdem wie viele Menschen dort leben. Hillary Clinton führt kontinuierlich in den Umfragen aller umkämpfter Bundestsstaaten, der sogenannten Swing States. Aber nicht nur dort sondern auch in Bundesstaaten die sonst immer republikanisch wählen wie beispielsweise Arizona liegt sie voran.

Wie sicher ist ein Sieg von Hillary Clinton?

Hillary Clinton hat über den gesamten Wahlkampf einen Vorsprung auf Donald Trump gehabt. Vor dem ersten TV-Duell war dieser zwar fast auf Null zusammengeschmolzen doch nach Trumps schlechter Debattenperformance und den Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen ihn fiel er weit hinter seine Konkurrentin zurück. Davon konnte er sich bisher nicht wieder erholen und die Zeit das noch zu ändern ist beinahe schon abgelaufen. In den USA gibt es zahlreiche große Statistikwebsites die aus den vorhandenen Daten berechnen, wie wahrscheinlich ein Wahlsieg ist. Laut der „New York Times“ liegt die Wahrscheinlichkeit eines Clintonsieges bei 93 Prozent, die "Huffington Post" schätzt die Wahrscheinlichkeit auf 97 Prozent, „Fivethirtyeight“ hingegen „nur“ auf 86 Prozent.

Aber kann man den Umfragen trauen?

Umfragen erreichen die Wähler immer schlechter. Eine große Skepsis gegenüber Umfragen ist deswegen sinnvoll. Allerdings kann man die Verhältnisse in den USA nicht mit Österreich vergleichen. es gibt sehr viele Umfragen und viele davon verlaufen über einen sehr langen Zeitraum. Die gewonnen Daten sind also sehr viel zuverlässiger als bei uns. Dem Statistiker Nate Silver ist es bei den letzten zwei Präsidentschaftswahlen deswegen gelungen den Präsidenten und sogar den Sieger in fast allen Bundesstaaten exakt vorher zusagen. Laut Silver gibt es nur mehr eine Chance wie Trump doch noch Präsident werden kann. Alle Umfragen müssen sich irren. Das ist ziemlich unwahrscheinlich, doch da es möglich ist, schätzt seine Seite „Fivethirtyeight“ die Wahrscheinlichkeit eines Clintonsieges auf „nur“ 86 Prozent.

KannTrump noch gewinnen?

Ja, das ist denkbar. Falls sehr viele Wähler Trumpo wählen aber das in den Umfragen nicht angeben. Oder sehr viele Trump-Wähler wählen gehen, während viele Clinton-Wähler zu Hause bleiben. Aber es ist extrem unwahrscheinlich. Laut „Fivethirtyeight“ ist ein Erdrutschsieg von Clinton deutlich wahrscheinlicher als ein knapper Seig von Trump. Denn auch die Trumpwähler wissen, dass es schlecht für ihren Kandidaten steht. Außerdem hat Trump mehrmals geäußert, dass es glaubt, dass die Wahlen manipuliert werden. Beides könnte dazu führen, dass viele seiner Wähler aus Enttäuschung zu Hause bleiben. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass in den zwei Wochen bis zur Wahl sich noch etwas ereignet, was den Wahlkampf völlig verändert. Beispielsweise, dass ein schwerer Terroranschlag stattfindet. In der Geschichte der USA hat freilich noch nie ein Kandidat einen so großen Rückstand wie den Trumps in so kurzer Zeit aufgeholt.

Worum geht es für Clinton noch?

Die Wahl hat Clinton fast schon in der Tasche. Allerdings finden parallel auch Wahlen zum US-Senat und zum Repräsentantenhaus statt. Die Demokraten haben gute Chancen den Senat von den Republikanern zurückzuerobern. In den vergangenen Wochen haben sie deswegen vermehrt Geld in diese Wahlgänge umgeleitet. Denn wenn die Demokraten den Senat erobern, können sie einen Richter ihrer Wahl für die Nachbesetzung am US-Höchstgerichtshof ernennen und so erstmals seitvielen Jahrzehnten wieder die Mehrheit in diesem Richtergremium stellen. Das US-Höchstgericht trifft viele Grundsatzurteile und mit einer linken Mehrheit dort könnte sich im US-Politsystem einiges ändern. Erst seit einigen Jahren ist es US-Firmen erlaubt unbegrenzte Geldmittel in die Wahlkämpfe zu stecken. Das US-Höchstgericht könnte das beispielsweise wieder ändern. Sollte Trump erdrutschartig verlieren, dann könnten die Demokraten auch das Repräsentantenhaus zurückerobern. Nur dann wäre es Hillary Clinton für zumindest zwei Jahre, bis zu den nächsten Kongresswahlen, möglich, ihre politische Agenda auch tatsächlich umzusetzen. Ein Umbau des Gesundheitssystems, höhere Mindestlöhne, höhere Steuern für Reiche, mehr Geld für Infrastruktur, eine Legalisierung vieler illegaler Migranten und ein Gesetz zur Bekämpfung des Klimawandels kämen dann auf die Agenda.

Wer wird die Wahl entscheiden?

Wenn Hillary Clinton gewinnt, dann deshalb weil sie eine überwältigende Mehrheit der Frauen dorthin wählt. Wenn Trump gewinnt dann deshalb, weil ihn weiße Männer in überwältigender Mehrheit wählen.

Wo wird die Wahl entschieden?

Einige Swing States an der Ostküste werden die Wahl voraussichtlich entscheiden. Diese sind Florida, North Carolina, Virginia, Pennsylvania und Ohio. Falls Trump in Florida und Ohio verliert, hat er keine Chance mehr auf die Präsidentschaft.

Könnte auch jemand anderes gewinnen?

Auch das ist denkbar. Im US-Bundesstaat Utah kandidiert der unabhängige Kandidat McMullin. Der Staat ist von der religiösen Gruppe der Mormonen dominiert. Sei sind sehr konservativ, lehnen aber Donald Trump ab. Gut möglich, dass sie statt dessen den unabhängigen McMullin wählen. Rechnerisch wäre es in diesem fall möglich, dass weder Clinton noch Trump eine Mehrheit von 270 Wahlmännern erreichen sondern beide nur auf 269 kommen. In diesem Fall müsste das Repräsentantenhaus über den Präsidenten entscheiden und könnte sich auch für McMullin entscheiden.

Kommentare

Henry Knuddi

und was passiert bei stimmengleichheit?

Roland Mösl

Ist hoffentlich so wie beim Brexit.
Killary ist eine Bedrohung des Weltfriedens.
Sie gehört vor Gericht und nicht ins weiße Haus.

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