Urteil noch nicht rechtskräftig

Am Landesgericht Linz wurden die Urteile über vier Jugendliche gesprochen. Die Burschen und Mädchen zwischen 15 und 18, die im Zusammenhang mit den Vorfällen bei einem erlebnispädagogischen "Wüsten-Projekt" in Ägypten angeklagt waren, wurden wegen Mord bzw. versuchten schweren Raub verurteilt.

Urteil noch nicht rechtskräftig

Mit Schuldsprüchen wegen versuchten Mordes und versuchten schweren Raubes endete am frühen Donnerstag Abend im Landesgericht Linz der Prozess gegen vier Jugendliche nach einem umstrittenen "erlebnispädagogischen" Projekt in der Wüste Sinai. Die Angeklagten wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, Teile davon unbedingt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Zwischen 2 Monaten und 1 Jahr unbedingte Haft
Eines der beiden angeklagten Mädchen erhielt zwei Jahre Haft, davon acht Monate unbedingt. Das zweite Mädchen bekam ebenfalls zwei Jahre Haft, davon zwei Monate unbedingt. Der erste der angeklagten Burschen wurde zu drei Jahren Haft verurteilt, davon ein Jahr unbedingt. Der zweite Bursch fasste 30 Monate Haft aus, davon zehn unbedingt. Das Gericht ging davon aus, dass die beiden Burschen die Rädelsführer gewesen seien.

Bei und nach der Urteilsverkündung spielten sich dramatische Szenen ab. Die jungen Angeklagten erlitten zum Teil Weinkrämpfe, fielen sich um den Hals und sprachen sich gegenseitig Mut zu.

Verordnete Psychotherapie
Den Jugendlichen wurden Bewährungshelfer zur Seite gestellt, sie müssen sich außerdem auf gerichtliche Anordnung einer Psychotherapie unterziehen. Erschwerend wertete das Gericht, dass es sich um zwei Verbrechenstatbestände - versuchter Mord und versuchter Raub - gehandelt habe. Außerdem sei eine "heimtückische Vorgangsweise" vorgelegen, sagte die Richterin, weil man auf die Betreuer losgegangen sei, als diese schliefen.

Kritisch merkte die Richterin aber auch an, dass es bei der Vorbereitung und Organisation des Projekts Mängel gegeben habe, auch seien die Betreuer nicht ausreichend qualifiziert gewesen.

Die vier verhaltensauffälligen Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren hatten im Frühjahr 2001 an einem so genannten "erlebnispädagogischen" Projekt in der Wüste Sinai teilgenommen. Sie waren aber offensichtlich mit der falschen Erwartung nach Ägypten gekommen, es handle sich um eine Art "Abenteuer-Urlaub".

Sinai-Reise war kein "Abenteuer-Urlaub"
Tatsächlich wurden die zwei Mädchen und zwei Burschen aber mit erheblichen Strapazen konfrontiert, ihre Lebensmittel waren rationiert. Es sei, so die Betreuer, ein Ziel des Projekts gewesen, dass die Jugendlichen lernen, für sich selbst Verantwortung zu übernehmen und sich beispielsweise auch ihre Lebensmittelvorräte so einzuteilen, dass sie letztlich nicht hungern müssen. Genau das schafften die jungen Leute aber offensichtlich nicht, sie litten Hunger und waren schließlich auch nicht mehr bereit, die Anstrengungen weiter auf sich zu nehmen.

Die Jugendlichen beschlossen, sich der Reisekasse zu bemächtigen und dann zu flüchten, dazu wollten sie ihre insgesamt neun Betreuer - Österreicher und Beduinen - "ausschalten". In der Folge attackierten sie drei Beduinen mit Steinen und verletzten sie. Zu weiteren Vorfällen dieser Art kam es nicht mehr.

Die Anklage hatte die Aktionen der Jugendlichen als versuchten Mord in neun Fällen sowie als versuchten Raub gewertet. Die Jugendlichen selbst erklärten sich für nicht schuldig, auch die Verteidigung hatte argumentiert, die jungen Leute hätten nie eine Tötungsabsicht gehabt.

Die vier Angeklagten meldeten sofort Nichtigkeit und Berufung an, auch der Staatsanwalt kündigte Rechtsmittel an. Die Urteile sind damit noch nicht rechtskräftig.