Was ist das für ein Uni-Leben?

Die fetten Jahre sind vorbei. Universitäten und Studierende massiv unter Druck.

Die Uni hat wieder begonnen, das Spiel zu Semesterbeginn ist das gleiche geblieben: Überfüllte Hörsäle, überfragte Professoren und überlastete Studierende. Aus den „Uni brennt-Studentenprotesten“ wurde „Uni auf Sparflamme“. Zu wenig Geld und zu viele Studierende ist das Grundproblem. Doch was ist die Lösung?

von Uni-Politik - Was ist das für ein Uni-Leben? © Bild: News Deak Marcus E.

„Zu Beginn einer Rede sollte man sich normalerweise für das zahlreiche Erscheinen bedanken. Das ist mir leider nicht möglich. Denn auch ohne Sie gibt es an der Universität bereits zu viele Studierende.“ Mit diesen Worten eröffnete der Studiengangsleiter von Anglistik 2012 die Orientierungslehrveranstaltung an der Uni Graz. Es waren möglicherweise die ersten Worte, die die Erstsemestrigen an der Uni zu hören bekamen. Fakt ist: Er hat Recht. Denn die Zahl der Studierenden ist im Vergleich zu den vorhandenen Mitteln zu hoch. Doch was ist die Lösung? Studiengebühren und Aufnahmetests? Zu kurz gegriffen, meint die ÖH, die Vertretung aller Studierenden gegenüber den Hochschulen und der Politik.

Eliteschmieden für Kinder reicher Eltern?

Auf den ersten Blick wirken Studiengebühren einleuchtend, stammen doch alle Top-Universitäten aus dem angloamerikanischen Raum, wo Studiengebühren in der Höhe von Tausenden Euros der Normalfall sind. Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass diese Unis oft nicht staatlich, sondern privat finanziert werden. Das österreichische Bildungssystem beruht hingegen auf einer Kreislauffinanzierung: Die Steuerbeiträge von Absolventen werden verwendet, um die Ausbildungskosten der nächsten Generation zu tragen. Gebühren bergen außerdem die Gefahr, dass Studieren für viele dann nicht mehr leistbar sein könnte und Unis so zu exklusiven Eliteschmieden für Kinder reicher Eltern mutieren.

7500 Bewerber für 740 Plätze. Willkommen beim Aufnahmetest.

An der Med-Uni Wien haben sich heuer 7500 Bewerber zum Aufnahmetest für 740 Plätze angemeldet. An diesem Beispiel zeigt sich deutlich der Nachteil solcher Aufnahmeregelungen. „ Natürlich werden Zugangsbeschränkungen am Papier bessere Betreuungsverhältnisse schaffen“, sagt die ÖH-Vorsitzende Grabetz, „nur übersehen wir dabei die Menschen, die so vom Studium ausgeschlossen werden und damit ohne gewünschte Ausbildung und Zukunftsperspektive zurück bleiben. Ob uns so ein System wirklich mehr bringt, bleibt anzuzweifeln”. Grabetz verlangt eine Ausfinanzierung der Universitäten, denn nur dann gäbe es genug Absolventen, die wieder in das System einzahlen. Alle anderen Methoden würden sozial wie wirtschaftlich schaden, jungen Menschen den Studienzugang und damit allen die Zukunft verbauen. Die ÖH fordert klar mehr Geld.

„Nur Geld in die Universitäten zu schütten, löst keine Probleme“

Mitterlehner, Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, verlangt eine Effizienzsteigerung an den Hochschulen sowie ein rascheres und ernsthafteres Studium. „Einfach nur mehr Geld in die Universitäten zu schütten, löst keine Probleme, meint Mitterlehner. Laut einer EU-Studie stehen die österreichischen Universitäten finanziell jedoch „unter Druck“, denn obwohl das Uni-Budget in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, konnte es nicht mit dem noch höheren Anstieg an Studierenden mithalten. Auch im Vergleich zu anderen Ländern schneidet Österreich schlecht ab, so steht in der Schweiz und in Deutschland das Zwei- bis Fünffache pro Studienplatz zur Verfügung. Liegt es also wirklich nur an der Ineffizienz der Hochschulen?

»Wir müssen die Effizienz an unseren Hochschulen erhöhen und ein rascheres und ernsthafteres Studium ermöglichen.«

Laut dem Times Uni Ranking, stimmt das so nicht ganz, denn vergleicht man die Uni Wien beispielsweise mit der Uni Zürich so lässt sich zu folgendem Ergebnis kommen: Obwohl das Jahresbudget der Uni Wien dreimal weniger ist und die Anzahl der Studierenden drei Mal so hoch, übertrifft (!) sie die Uni Zürich in zwei Bereichen (International Outlook und Research) und kommt in weiteren zwei (Teaching und Industry Income) nahe an diese heran. An der Effizienz der vorhandenen Mittel kann es folglich nicht liegen.

Die faulen Studenten sind schuld

Mittlerlehner fordert von den Studierenden ein rascheres und ernsthafteres Studium. Doch selbst, wenn der nötige Ernst und Wille in Mindeststudienzeit zu studieren vorhanden ist, ist dies oft schlicht nicht möglich. Wenn man beispielsweise in Pflichtkursen keinen Platz bekommt, da die Raum- oder Lehrkapazitäten nicht gegeben sind. Wenn man erfolglos gegen die Windmühlen der Uni-Bürokratie kämpft. Wenn man in Voraussetzungsketten gefangen ist. Oder, wenn man wie 60 Prozent der „faulen“ Studierenden nebenbei arbeiten gehen muss, um sich sein Studium und Leben zu finanzieren, da alle Beihilfen entweder nicht inflationsangepasst oder spätestens ab einem gewissen Alter ganz gestrichen werden.
Gäbe es eine ausreichende staatliche Finanzierung sowie ein flächendeckendes Stipendiensystem, gäbe es genügend Plätze, Studierende müssten nebenbei nicht arbeiten und es könnte in Mindeststudienzeit studiert werden. Rasch und ernsthaft. Bis es soweit ist, kann man nur hoffen, dass die Sparflamme nicht zur Asche wird.

Was ist das für 1 Uni-Life?

Ziel der ÖH-Kampagne „Was ist das für 1 Uni-Life“ soll sein, aktuelle Probleme im Bildungs- und Hochschulsystem zu thematisieren – ähnlich den Studentenprotesten „Uni brennt“ von 2009.

Kommentare

Michael Schmithausen
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Tja daran sieht man wie das rum Probieren im Bildungsbereich Österreich und der Bevölkerung schadet. Schaut doch ins EU Ausland z.B Rumänien. Die haben keinerlei Hemmungen von Ausländischen Studenten eklatante Studiengebühren zu verlangen. Bestes Beispiel Cluj, eine reine Studenten Hochburg wo die Ausländer bis zu 15 Tsd Euro pro Semester bezahlen. Nur unsere Politiker sind Dumm genug,

Michael Schmithausen
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allen Numerus Clausus Flüchtlingen aus Deutschland, die gleichen Bedingungen wie den Österreichischen Student zu ermögliche. Die Rechnung werden wir bei Med z.B in ein paar Jahren bezahlen weil wir dann wenn all alten Ärzte in Pension gehen keine mehr haben. Aber typisch für Rot Schwarz, nur Reden mit warmer Luft und arbeiten den anderen Überlassen.

Ah so ist das ^^ 'Die Steuerbeiträge von Absolventen werden verwendet, um die Ausbildungskosten der nächsten Generation zu tragen.' Ich wusste gar nicht das die vielen bei uns studierenden AusländerInnen verpflichtet sind den Rest ihres Lebens bei uns Steuern zu zahlen :-) Freut mich natürlich zu lesen ;-)

higgs70

Also ich war nie bedingungsloser Kreisky-Fan, aber unter seiner Regierung wurden die Universitäten geöffnet und es war das letzte Mal,dass Politiker Bildungsfragen wirklich inhaltlich interessiert haben. Die jetzt an den Hebeln sitzenden haben offenbar parteiübergreifend nur einen Wunsch, weniger von allem, weniger Studenten, weniger Fächer weniger Bildung-eine Generation von Hermetikern des Wissens.
Langsam beginne ich jene Mitbürger zu schätzen,die alles, was über lebenstechnische Grundbedürfnisse hinausgeht für überflüssig halten und denen ein Buch eine persönliche Beleidigung ist, denn die nennen die eigene Ignoranz wenigstens nicht Bildungspolitik.

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