Ungedopt zum Ziel: Orange-Boss Michael Krammer tritt kräftig in die Pedale

Bereits mit 16 für Rennrad statt Moped entschieden FORMAT: Er radelte bis zu 400 Kilometer pro Woche

Der frühere Hauptmann der Reserve und jetzige Boss des Telekomanbieters Orange tritt kräftig in die Pedale – im Job und in der Freizeit. Das Radfahren gibt ihm Kraft für neue Ideen.

Ungedopt zum Ziel: Orange-Boss Michael Krammer tritt kräftig in die Pedale © Bild: FORMAT/Claudia Bokmeier

Für Michael Krammer, 48, ist Radfahren die höchste und schwierigste Disziplin bei Sportwettkämpfen. Wenn der Boss des Mobilfunkanbieters Orange neben dem Fußball eine weitere Sportart sponsern würde, dann wäre das selbstverständlich der Radsport. Doch gerade dies hat er jetzt abgelehnt. „Wir hätten die österreichische Radrundfahrt unterstützen können, doch wegen der Dopingskandale lassen wir lieber die Finger davon.“ Die Begründung des Absolventen der Militärakademie (Milak): „Wir können derzeit nur verlieren. Sponsern wir einen Sieger, heißt es hinter vorgehaltener Hand, der wurde beim Dopen nicht erwischt. Deckt man einen Dopingsünder auf, heißt es, das war eh klar.“ Der Radsport ist leider zu einem Ballett der Pharmafirmen geworden, ärgert sich der oberste Orange-Manager.

Rennrad statt Moped
Seiner Euphorie taten die Dopingaffären jedoch keinen Abbruch. Sein erstes heißes Zweirad bekam er mit 16 Jahren. Damals konnte er sich zwischen einem Rennrad und einem Moped entscheiden. Er wählte Ersteres. Dazu muss man anmerken, dass Krammer von seinem Vater stark beeinflusst war. Der war jedes Weekend 150 Kilometer von Wien ins Burgenland gestrampelt, um seine große Liebe zu treffen. Später nahm Krammer senior an Straßenrennen teil. Das gefiel dem Filius. Er eiferte dem Vater nach und bestritt bis zu seinem 20. Lebensjahr ebenfalls Straßenrennen.

Fünfjährige Radpause
Danach kam der große Schnitt. Krammer senior stürzte bei einem Rennen so schwer, dass er halbseitig gelähmt blieb. Ein Schock für die ganze ­Familie. Krammer und sein jüngerer Bruder Peter, der heutige Strabag-Vorstand, beende­ten ihre Amateurkarriere am Rad abrupt.
Es folgte eine fünfjährige Pause. Um nicht ganz aus der Übung zu kommen, absolvierte Krammer in der Zwischenzeit die Militärakademie in Wiener Neustadt. Hier lernte er nicht nur Führen, sondern er legte die Prüfungen zum Radsportlehrwart, Skilehrer und Bergführer ab. Postskriptum: Diese hochaktive Sportkarriere kostete ihn auch seine erste Ehe.

Kein üblicher Werdegang
Alles in allem kein üblicher Werdegang für einen späteren Mobilfunkboss. Doch Krammer sieht das retrospektiv ganz anders: „Für mich war das die beste Entscheidung. Ich hätte erstens viel zu lange studiert, außerdem hätte ich nie eine ­bessere Ausbildung machen können, um Menschen gut zu führen.“ Lange hielt der junge Hauptmann diesen Beruf nicht aus. „Je höher man hinaufkommt, desto mehr nähert man sich dem Beamtentum an“, ­resümierte er. Er rüstete ab und wechselte als Leiter des Bereiches Nothilfe zum ÖAMTC.

Krammer meets Nemsic at ÖAMTC
Dort kreuzte sich sein Weg ­erstmals mit jenem von Boris Nemsic, dem heutigen Boss der Telekom Austria. Beide arbeiteten damals an einem neuen Kommunikationssystem für die 500 Einsatzfahrzeuge des ÖAMTC. 1996 holte man den Reserve-Hauptmann zu max.mobil., dem heutigen T-Mobile. So einfach kann das Leben sein.
Eine schöne Karriere, die der Telekom-Manager machte. Doch je weiter sich Krammer hocharbeitete, er vergaß nie die ­Basics des Führens, die er in der Milak gelernt hatte. Etwa, gutes Vorbild zu sein: „Man kann von seinen Mitarbeitern nichts verlangen, wozu man nicht selbst bereit wäre.“ Versinnbildlicht: „Man kann nicht beim WC-Papier und beim Kaffee sparen und selbst einen Audi A8 bestellen.“ Krammer fährt einen Audi A4.

Bis zu 400 Kilometer pro Woche
Seine Energie und sein smartes Aus­se­hen verdankt Krammer jedoch nach wie vor dem Radfahren. Nach der fünfjährigen Abstinenz wollte er es noch mal ganz genau wissen. Bis zu 400 Kilometer radelte der Manager pro Woche. Die Bewerbe, an denen er teilnahm, hatten es in sich – egal ob am Schneeberg, beim Samson-Rad­marathon oder im Wienerwald, es waren jeweils zwischen 180 und 250 Kilometer zurückzulegen und Höhenunterschiede von bis zu 3.000 Metern zu bezwingen: „Das ist vergleichbar mit ­einer Alpenetappe der Tour de France.“
Heute tritt er noch immer in die Pedale, allerdings muss er nicht mehr „den Schweinehund“ überwinden. „Ich fahre lediglich im unteren Pulsbereich. Und dabei kann ich ganz gut nachdenken, Konzepte erarbeiten und dabei noch Energie tanken.“

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