Umstellungen zum Jahreswechsel 2005: ÖBB-Neu wird aktiv, Buslinien verkauft

Auch Verländerung der Nebenbahnen geplant Tarife angehoben, neue Entschädigungsregeln in Kraft

Die größte Umstellung in ihrer Geschichte bedeutet der Jahreswechsel 2005 für die Österreichischen Bundesbahnen. Per 1. Jänner wird eine neue Struktur schlagend, nach der die ÖBB unter dem Dach einer Holding in vier Aktiengesellschaften (Personenverkehr, Güterverkehr, Infrastruktur Bau und Infrastruktur Betrieb) sowie fünf weitere GmbHs aufgespalten werden. Außerdem müssen die ÖBB nach Vorgaben der Regierung gleich zu Jahresbeginn ein Drittel ihrer Postbus- und Bahnbuslinien privatisieren. Reformen soll es auch bei den Nebenbahnen geben. Sie sollen großteils durch Busse ersetzt oder teilweise an die Bundesländer bzw. auch an Private verkauft werden. Die Ticketpreise für Fernverkehr wurden per 1. Jänner 2005 kräftig erhöht.

Schon mit dem heurigen Fahrplanwechsel, der bereits per 12.12.2004 erfolgt ist, haben die ÖBB in Niederösterreich vier Nebenbahnen eingestellt und durch Busse ersetzt. Stattdessen haben die ÖBB dort, wo sie "neues Marktpotenzial sehen", das Angebot erweitert:

Neue Schnellverbindungen
Noch im heurigen Jahr soll es zumindest vereinzelt Züge geben, die auf der Westbahn zwischen Wien und Salzburg nur noch zweieinhalb Stunden brauchen werden. Schon vor dem Jahreswechsel sind auf der Strecke zwei neue Zugpaare dazugekommen. Einen zusätzlichen Zug gibt es auch auf der Strecke Villach-Wien. Außerdem sind in der Steiermark und in Kärnten auch neue Nahverkehrs-Schnellverbindungen (so genannte "Sprinter") in Betrieb genommen worden. Und in Wien wollen die ÖBB eine neue Schnellbahnverbindung zwischen Leopoldau und Stadlau aufnehmen, die später zum Südbahnhof verlängert werden soll.

Mehr Züge nach Italien, Ungarn und die Slowakei
Erhöht wurde auch die Zahl der Verbindungen ins Ausland. Nach Italien gibt es seit 12. Dezember 14 Zugsverbindungen. Nach Ungarn ist eine neue Verbindung zwischen Wien und Pecs (Fünfkirchen) aufgenommen worden und auch die Verbindung Graz-Budapest wurde verstärkt. Die Zahl der Verbindungen in die Slowakei wurde auf 48 Züge pro Tag erweitert.

Neue Entschädigungregeln
Neu ist auch eine Kundencharta. Bei über 60 Minuten Verspätung im Tagesverkehr bzw. 120 Minuten im Nachtverkehr zahlen die ÖBB demnach 20 Prozent des Fahrpreises zurück. Gültig sind die neuen fixen Entschädigungsregeln nur für Fernzüge, also für IC-, EC- und ICE-Fahrten. Konkret gelten sie für Tickets ab 20 Euro Vollpreis im nationalen Verkehr bzw. ab 50 Euro im internationalen Verkehr. Dafür zahlen die ÖBB auch dann Geld zurück, wenn nicht der Fernverkehrszug selbst, sondern der regionale Anschlusszug oder der Anschlussbus verspätet ist. Verspätungen wegen vorangekündigten Baustellen bzw. wegen Lawinen, Hochwasser oder anderen Naturereignissen sind allerdings ausgenommen. Bei Schnee alleine müssen die ÖBB aber trotzdem zahlen.

Verschmutze WCs: Qualitätsversprechen
Darüber hinaus haben die Bundesbahnen für das neue Jahr ein Qualitätsversprechen abgegeben. Vor allem das Problem "WC im Zug" wollen die ÖBB durch neue WC-Reinigungsvorschriften, Schulungsvideos und durch den Einsatz neuer Chemie bis zum zweiten Quartal 2005 gelöst haben. Auch bei generell verschmutzten Waggons, defekten Klimaanlagen oder schlechter Kundenbetreuung wird es zwar keine fixe Entschädigung, aber dafür Kulanzlösungen ebenfalls mit Gutscheinen geben. Und schließlich soll laut dem neuen ÖBB-Chef Martin Huber auch der Handy-Empfang im Zug verbessert werden.

Ticketpreise schon 2004 angehoben
Zugfahrten mit den ÖBB sind per 1. Jänner wieder teuerer. Nach einer Tariferhöhung im Nahverkehr in der Ostregion vor zwei Monaten haben nun die Bundesbahnen den nächsten Preisschub angekündigt. Die ÖBB erhöhen ihre Ticketpreise für Fahrten im Fernverkehr um durchschnittlich 4,9 Prozent. Je nach gefahrenen Kilometern steigen die Tarife zwischen 3,2 und 9,8 Prozent,. Als Fernverkehr definieren die ÖBB Fahrten über eine "Verbundgrenze" (Region, Anm.) hinaus bis zur österreichischen Staatsgrenze. Fahrten ins Ausland werden nach ÖBB-Angaben nicht erhöht. Wer noch heuer Fernfahrten bucht, zahlt die bisherigen Preise.

Wie die ÖBB auf APA-Anfrage erklärten, steigen die Preise für Fahrten über weite Strecken weniger stark als für Kurzstrecken. Auf eine kräftige Preiserhöhung müssen sich beispielsweise Reisende auf der Strecke Wien-Linz einstellen - hier gilt die höchste Preissteigerungsstufe von 9,8 Prozent. Grund für die Preiserhöhung laut Bundesbahnen: Gestiegene Produktionskosten und die Inflation der vergangenen Jahre. Zuletzt waren die Preise mit Jahresbeginn 2003 angehoben worden. (apa/red)