Warum Dicke länger leben

Übergewichtige haben höhere Lebenserwartung. Plus: BMI im Fokus der Kritik

Je schlanker, desto besser die Aussicht auf ein langes Leben? Das war einmal. Ein dänisches Forscherteam bestätigte einmal mehr, was in den letzten Jahren immer häufiger diskutiert wird: Ein bisschen Übergewicht ist nicht nur unbedenklich, sondern erhöht sogar die Lebenserwartung.

von Ein Arzt misst den Bauchumfang von einem übergewichtigen Mann © Bild: Shutterstock

In den 1970ern hieß es, ein Body Mass Index (BMI) von 23,7 ginge mit der höchsten Lebenserwartung einher. Rund 20 Jahre später galten 24,6 BMI-Punkte als ideal. Heute muss, wer lange leben will, schon einen BMI von 27 aufweisen, wie "sueddeutsche.de" berichtet. Das Bemerkenswerte daran: Mit 27 BMI-Punkten fällt man bereits in die Gruppe der Übergewichtigen.

Zum besseren Verständnis: Während man mit einem BMI von 18,5 bis 24,9 als normalgewichtig gilt, markiert ein BMI von 25 bis 29,9 die Gruppe der Übergewichtigen. Personen mit einem BMI von 30 oder mehr gelten als adipös, also krankhaft übergewichtig oder - in der Umgangssprache - fettsüchtig.

Menschen mit mittlerem Übergewicht leben also am längsten. Das bestätigten nun auch Forscher der Uniklinik Kopenhagen. Sie werteten drei große Studien mit insgesamt mehr als 120.000 Teilnehmern aus. Die Studien umfassten die Jahre 1976 bis 1978, 1991 bis 1994 und 2003 bis 2013. Dabei stellte sich heraus, dass ein BMI von 27 nicht nur die Lebenserwartung erhöht, sondern auch das Risiko, früher zu sterben, deutlich senkt.

BMI im Fokus der Kritik

Der BMI steht schon länger unter Kritik. Der Vorwurf: Die Formel sei stark vereinfacht. So wird beispielsweise nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden. Warum eine derartige Differenzierung aber notwendig wäre, erklärt Prof. Gerhard Prager, den Leiter der Adipositas-Ambulanz des AKH Wien: "Sportler etwa, die einen hohen Muskelanteil und daher ein höheres Gewicht haben, schneiden beim BMI schlechter ab, ohne dass sie automatisch dicker sein müssen." So würden vor allem aktiven Menschen, ebenso wie Personen, die eine breite Statur haben, zu viele Kilos unterstellt.

Ein weiteres Manko ist laut Prager die Tatsache, dass der Bauchumfang nicht in die Berechnung mit einfließt. Obwohl man seit geraumer Zeit weiß, dass das Bauchfett besonders gefährlich ist. Denn Fett ist nicht gleich Fett. So unterscheidet der Experte zwischen gutem Fett an Hüften, Oberschenkeln und Po und bösem Fett um den Bauch herum. Während Ersteres das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen nicht erhöht, kann Zweiteres schädliche Fettsäuren und andere Stoffe, die Entzündungen hervorrufen können, an den Körper abgeben.

Als alternative Messmethode würde sich daher der "A Body Shape Index", kurz ABSI, anbieten. Er berücksichtigt nicht nur Körpergröße und Gewicht, sondern auch den Bauchumfang. Dieser muss allerdings ganz genau gemessen werden, nämlich knapp oberhalb des Hüftknochens. Zudem verlangt die Interpretation des Wertes einiges an Übung.

Darum leben Dicke länger

Die Tatsache, dass Menschen mit mittlerem Übergewicht eine höhere Lebenserwartung haben, lässt sich aber nicht allein auf die Messmethode zurückführen. Denn ob der BMI nun genau ist oder nicht: Letztlich leben jene, die etwas mehr Kilos auf die Waage bringen, länger. Das liegt Prager zufolge einerseits daran, dass Adipöse medizinisch besser betreut werden, da man sich hier der Krankheitsrisiken bewusster ist. Und nicht zuletzt verfügen Menschen mit mittlerem Übergewicht über Energiereserven, auf die sie im Notfall, also etwa bei einem Herzinfarkt, einer Krebs- oder einer Infektionserkrankung, zurückgreifen können.

Kommentare

annas

ha, na endlich, das ewige herumgetue, wenn man älter wird, ist sowieso mehr am körper besser, ich bin kein arzt, es ist aber so. glaubts mir, alles Gute

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