Trump und die
neue Weltordnung

Droht mit Trump ein Atomkrieg? Kommt es zum Tauwetter mit Moskau?

Wird sich Donald Trump in der Früh schon vor oder erst nach seinem ersten Tweet der Sicherheitslage der Welt widmen können? Darf man erwarten, dass ihm der Kampf gegen den IS, die Situation im Irak oder Nordkoreas Atomprogramm am Ende doch ein wenig wichtiger sein werden, als noch schnell einem seiner Kritiker in 140 Zeichen auszurichten, was er nicht für ein Versager ist? Und ist es vermessen, darauf zu hoffen, dass sich die Frage von Krieg oder Frieden nicht an der Laune und Tagesverfassung eines cholerischen Multimilliardärs entscheidet?

von
USA - Trump und die
neue Weltordnung

Was klingt, wie der schlechte Vorspann für eine nie gedrehte Staffel von "House of Cards", ist ab kommendem Freitag Wirklichkeit. Unsere Wirklichkeit. Das bis vor wenigen Monaten kaum Vorstellbare nimmt seinen Lauf: Donald Trump wird vor dem Kapitol in der Hauptstadt Washington zum 45. Präsidenten der USA vereidigt werden. Und ab diesem Tag der Anführer der freien westlichen Welt sein, wie es einst pathetisch hieß. Er ist dann Oberbefehlshaber der mächtigsten Streitmacht der Erde. Eineinhalb Millionen Soldaten haben seinem Befehl zu gehorchen. Er wird über den mit Abstand größten Rüstungsetat der Welt in Höhe von 600 Milliarden Dollar im Jahr verfügen. Trump, der zuvor noch nie in seinem Leben ein politisches Amt ausgeübt hat, steigt zur entscheidenden Instanz in einer ohnedies schon aus den Fugen geratenen Welt auf. Dass dabei dem ein oder anderen etwas mulmig zumute ist, scheint, gelinde gesagt, nachvollziehbar.

Was macht Trump mit der Macht? Wie wird er regieren und was heißt das für uns und die Welt? Die ehrlichste Antwort lautet: Wir wissen es nicht. Trump ist ein Bluffer und Täuscher, einer, der sich ständig widerspricht und von dem man auch nach über einem Jahr Wahlkampf kaum weiß, wofür er außenpolitisch steht. Trotzdem soll hier der Versuch unternommen werden, die wichtigsten Schauplätze der Weltpolitik sowie die Krisen-und Konfliktherde dieses Planeten zu beleuchten. Denn trotz aller Unwägbarkeiten treten manche Prioritäten und Zielsetzungen des künftigen US-Präsidenten klar hervor. Sie führen am Ende zu einer Erkenntnis -und die ist gewiss: Die Welt unter US-Präsident Donald Trump wird eine andere werden.

USA

"America first", also Amerika zuerst, ist Trumps vielfach wiederholtes Credo. So wenig er je konkret wurde, so lässt sich doch sagen, dass er Amerikas ohnedies schwächer gewordene Führungsrolle in der westlichen Welt infrage stellt. Er plädiert zwar für ein starkes Militär und will weiter aufrüsten, sich aber aus Konflikten zurückziehen und stellt die Funktion der Nato als transatlantisches Verteidigungsbündnis infrage. Wirtschaftlich setzt er auf Protektionismus, plädiert für massive Steuerkürzungen für Großunternehmen und strebt an, diese mit ihrer Produktion in die USA zurückzuholen. Importe will er mit hohen Zöllen belegen, was Handelskriege zur Folge haben könnte. Sein Kabinett ist eine Mischung aus Ex-Militärs, Milliardären und Lobbyisten der Energieund Finanzindustrie.

MEXIKO

"Wir bauen die Mauer und wer wird für sie bezahlen?" Die Frage war choreografischer Hauptbestandteil einer jeden Trump-Rede, die frenetisch geschriene Antwort "Mexiko!" populistische Massenbelustigung vom Gröbsten. Nun wird Trump liefern müssen und rudert vorsorglich schon zurück. Es müsse nicht mehr überall eine Mauer sein, vielleicht reicht ja auch ein Zaun, und erst einmal komme das Geld dafür aus dem US-Budget, aber er werde sich die Kosten schon noch aus Mexiko erstatten lassen. Veremos, we will see, schau ma mal.

GROSSBRITANNIEN

Kurz nach der Wahl beschied Trump der britischen Premierministerin May, sie könne ja durchaus bei ihm vorbeischauen, wenn sie das nächste Mal zufällig in den USA sei. Zu diesem Zeitpunkt hatte Trump gerade gemeinsam mit dem Brexit-Haudegen und Rechtspopulisten Nigel Farage im goldenen Aufzug seines Trump-Towers für Twitter-Selfies posiert. Trump, bei dem nicht auszuschließen ist, dass er Farage noch im Sommer für Großbritanniens Premier hielt, gibt sich nun konzilianter und bezeichnet London als besonderen Verbündeten. Er könnte Theresa May im Ringen um den Brexit noch hilfreich sein.

EUROPÄISCHE UNION

Brüssel droht, zwischen Trumps Moskau-Politik und Londons Brexit-Plänen aufgerieben zu werden. Entscheidend wird sein, wie geschlossen die EU gegenüber Trump auftritt. Die Russland-Sanktionen werden zur ersten Bewährungsprobe. Kippt sie Trump, wird sich zeigen, ob auch die europäische Allianz gegen Moskau zerfällt. Merkt Trump, dass die EU nicht mit einer Stimme spricht, wird er diese in London, Paris und Berlin suchen. Entscheidend bleiben der Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl im Mai und jener der deutschen Bundestagswahl im September.

DEUTSCHLAND

Bevor Trump Präsidentschaftskandidat war, nannte er Deutschlands Kanzlerin Merkel noch "die vermutlich wichtigste Führungsgestalt der Welt". Dann kam die Flüchtlingskrise und mit ihr der Wandel. "Was sie in Deutschland gemacht hat, ist verrückt", sagte Trump und bezichtigte Merkel, "Deutschland zu ruinieren". Merkel wird sich bei der Bundestagswahl im Herbst als letzte Verfechterin der freien Welt und logische Gegenspielerin zu Trump inszenieren. Entsprechend schwer vorstellbar scheint es, dass die beiden zueinanderfinden.

BALTIKUM/POLEN

Nervös blicken die kleinen baltischen Staaten und auch Polen auf Trumps allzu offensives Kuscheln mit Putins Russland. Insbesondere nachdem der künftige US-Präsident mehrmals die Beistandspflicht durch die Nato infrage gestellt hat. Als ihn die "New York Times" fragte, ob er das Baltikum gegen eine russische Invasion verteidigen würde, antwortete er: "Die zahlen ihre Rechnungen nicht."

UKRAINE

Besonders verbittert schaut Kiew auf die Trump-Präsidentschaft. Die Krim quasi verloren, der Ostteil des Landes, der Donbas, faktisch von von Russland unterstützten Separatisten besetzt, schien die Hilfe Washingtons bis dato essenziell. Doch Trump dürfte nicht länger an den Sanktionen gegen Moskau festhalten. Am Ukraine-Konflikt zeigt er wenig Interesse. Wladimir Putin wird daher dort kaum noch auf Widerstände stoßen und Kiew ihm bald allein gegenüberstehen.

TÜRKEI

Erdoğan gibt sich von Trump angetan und hofft auf bessere Beziehungen zu den USA. Unter Obama erreichten diese einen Tiefpunkt, da Ankara die US-Allianz mit den Kurden im Kampf gegen den IS missfällt. Mit Trump glaubt man die Ablehnung des Modells einer liberalen Demokratie zu teilen. Doch macht Trump sein Wahlversprechen wahr und verweigert Muslimen künftig die Einreise, tut sich die erste Sollbruchstelle auf. Zudem haben etliche Scharfmacher im Beraterstab Trumps antiislamische Ressentiments, was Erdoğan kaum gefallen dürfte.

ISRAEL

Mit Obama ging es zuletzt gar nicht mehr, seine Nahostpolitik ist gescheitert, der Draht nach Tel Aviv seit Langem abgerissen. Auch weil Obama bis zuletzt für eine Zwei-Staaten-Lösung plädierte, die im gegenwärtigen Israel illusorisch ist. In Trump hofft man, einen Freund Israels zu finden, der sich weder gegen die umstrittene Siedlungspolitik stellt, noch allzu viele Zugeständnisse gegenüber Palästinensern einfordert. Doch allein Trumps Ansinnen, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, ist Sprengstoff im Pulverfass Nahost.

ISLAMISCHER STAAT (IS)

Eines von Trumps Lieblingsthemen im Wahlkampf war, möglichst derb und fäkal ("bomb the sh*** out of ISIS") zu erklären, wie er den IS vernichten würde. Eine konkrete Strategie blieb Trump aber schuldig. Mit dem Desaster, das Obama im Irak hinterlässt, wird die laufende Rückeroberung der irakischen Millionenstadt Mossul zur ersten Bewährungsprobe für Trump. 6000 US-Truppen beteiligen sich am Kampf, zudem werden IS-Stellungen sowohl im Irak als auch in Syrien aus der Luft bombardiert. Wie Trump gedenkt, eines sich territorial auflösenden und damit global noch gefährlicher werdenden IS Herr zu werden, ist vollkommen unklar.

SYRIEN


Die kläglichen und letztlich gescheiterten Versuche Obamas, Syriens Machthaber Assad abzulösen, gehören der Vergangenheit an. Trump plant, die Unterstützung für die wenigen verbliebenen nichtislamistischen Rebellen einzustellen. Damit hat Assad, in Allianz mit seinem Schutzherrn Putin und Iran, freie Hand in Syrien. Scheitert ein dauerhafter Waffenstillstand, drohen ein sich fortsetzendes Gemetzel und weitere Flüchtlingswellen.

RUSSLAND

"Ein smarter Kerl" sei dieser Putin, konnte Trump sein Faible für den Machthaber im Kreml kaum verbergen. "Ein gutes Verhältnis zu Russland ist eine gute Sache", twitterte Trump, "nur Idioten können glauben, dass das schlecht ist!" Nun drangen unbestätigte Informationen an die Öffentlichkeit, wonach Russland kompromittierendes Material über Trump besäße und dieser so erpressbar sei. Dies könnte erklären, weshalb Trump gar so angetan von Putin wirkt. Konfliktpotenzial im Verhältnis zu Moskau ist dennoch gegeben: einerseits, da etliche von Trumps Ministern und Beratern stramme Russland-Gegner sind. Andererseits, falls Trump realisiert, wie "smart" Putin tatsächlich ist.

IRAN

Es sei seine "erste Priorität", das von Obama ausgehandelte Atomabkommen mit Iran auseinanderzunehmen, trompetete Trump im Wahlkampf. Tun dürfte er es trotzdem nicht, da neue Sanktionen gegen das Land kaum Unterstützer außerhalb der USA finden würden und so effektlos blieben. Dennoch befinden sich im Trump-Team etliche Scharfmacher, die für einen härteren Kurs plädieren. Besonders der neue Verteidigungsminister James "Mad Dog" Mattis flirtete einst als General mit einer offenen Konfrontation.

AFGHANISTAN

15 Jahre führen die USA bereits Krieg in Afghanistan, und trotzdem oder gerade deswegen sind die radikalen Taliban erneut auf dem Vormarsch. Der längste Krieg in Amerikas Geschichte dürfte unter Präsident Trump kaum im gegenwärtigen Ausmaß weitergehen. Auch wegen der Kosten: bislang 115 Milliarden US-Dollar. Doch was geschieht, wenn Trump den Rückzug einleitet, ist unklar. Ein den Taliban in die Hände fallendes Land wird sich Washington kaum erlauben können, weitere finanzielle wie militärische Verluste eine Trump-Administration ebenso wenig.

CHINA

"China hat massiv viel Geld und Reichtum in total einseitigem Handel aus den USA geholt, hilft aber nicht bei Nordkorea. Nett!", twitterte Trump erst kürzlich. Schon im Wahlkampf warf er China vor, seine Währung zu manipulieren und die USA so zu schwächen. Kaum gewählt, telefonierte Trump gleich mit Taiwans Führung und brüskierte so Peking und dessen "Ein-China- Politik". Die "Global Times", ein staatsnahes chinesisches Blatt, nannte Trump "in der Außenpolitik so ignorant wie ein Kind, das zu unverantwortlichem Handeln neigt". Wirtschaftlich besteht das Potenzial zu einem Handelskrieg, militärisch ist die Situation im Südchinesischen Meer vor Taiwan gefährlich.

NORDKOREA


Der junge Diktator des abgeschotteten Landes sieht die Überlebenschance für sein brutales Regime in Atomwaffen. Nach etlichen Tests droht er nun, über Interkontinentalraketen zu verfügen, die bis in die USA reichen. Die Lage ist brenzlig, da ein erratisch und cholerisch agierender Trump, der fürchtet, schwach zu wirken, unvermutet einen Atomkrieg auslösen könnte.

Kommentare

Elcordes melden

Es ist schon sehr interessant das alle gegen Trump demonstrieren. Warum gehen nicht 2,5 Millionen Menschen demonstrieren das unsere Arbeitsplätze vernichtet werden. Warum gehen nicht Millionen auf die Straße um zu zeigen, dass man nicht ungehindert und ohne Ausweis in ein Land einreist. Warum demonstrieren nicht die Massen wenn der Nikolaus im Kindergarten verboten wird usw. usw.

Elcordes melden

Und man kann sehen wie manipuliert die Menschen werden und wie einfach es ist das zu tun. Wenn einem der Trump nicht passt werden Millionen mobilisiert, links lässt grüßen alles was denen nicht passt versucht man passend zu machen. Es wird Zeit diese Pack in die Schranken zu weisen. Das sind die größten Unruhestifter der Welt, solange alles nach ihrer Pfeife tanzt ist alles paletti.

BigBadWolf melden

Bis jetzt kann man viele Aussagen von Trump unterschreiben.
Die NATO Sesselfurzer sind entbehrlich und die EU-Diktatur ist am Auseinanderbrechen. Merkels Willkommenspolitik ist ein schwerer Fehler. Mit den Sanktionen gegen Russland ruiniert die EU Tausende Arbeitsplätze!

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Mit diesem Bericht bin ich ganz und gar nicht einverstanden, erscheint er mir sehr einseitig. Ich bin sich kein Anhänger von Trump, aber jeder, der außenpolitisch etwas interessiert ist, kann sich nicht den Risiken verschließen, die eine Präsidentin Clinton für uns alle gebracht hätte. Gerade politisch kann man immer verschiedener Meinung sein. Dieser aber sehr einseitig negative Bericht, ......

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wird, meiner persönlichen Meinung nach, der Situation nicht gerecht. Gänzlich außen vor blieb, die Alternative zu berücksichtigen, und diese war eben ausschließlich Hillary Clinton, zudem, aus welchen Gründen dies auch immer geschehen mag, wenn sich USA und Russland annähern, man aufhört die Russen fortlaufend zu provozieren (Nato Osterweiterung, Rakenschutzschilde, der Schwarzmeerhafen, etc. ) ..

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dann kann das für uns alle nur positiv sein. Der Protektionismus mag fragwürdig, vielleicht auch nicht richtig sein, aber zumindest nachvollziehbar. Und wer will ihn dafür kritisieren? China? Unser Mr. Luxembourg-Leaks-Steueroptimierer-man-darf-auch-mal-Lügen-Juncker? Kann dieser Herr (Oberprotekionist) dies wirklich glaubwürdig tun? Ich denke, man soll durchaus Kritik üben, aber die Amerikaner..

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haben eine Entscheidung in einer demokratischen Wahl getroffen, das haben wir als Außenstehende erst recht zu respektieren. Und gerade die politisch Informierten und politischen Meinungsbildner sollten sich durchaus ausgewogen mit dieser Situation auseinander setzen. Wäre eine Hillary echt besser für die Welt gewesen? Ich glaube Nein.

Roland Mösl

Die völlig idiotischen Sanktionen gegen Russland haben der EU am meisten geschadet. Wird Zeit diese aufzuheben.

Es bleibt nun zu hoffen, dass D. Trump auf Islamisten wie R. Erdogan oder die "Rebellen" in Syrien keine Rücksicht nimmt, sondern vor allem auf Israel setzen wird.
Dazu gehört auch, dass er dem Iran wieder den Saft abdreht.

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