Im Feuer der Vergessenen

Wie Trump zum Helden der Hoffnungslosen wurde - Geschichten aus Youngstown

Ein Killer als Heiler oder wie Donald Trump zum Held der Hoffnungslosen werden konnte. Geschichten aus Youngstown, einer Stadt, die durch die Hölle ging.

von US-Wahl - Im Feuer der Vergessenen © Bild: News Herrgott Ricardo

Sein Vater schärfte ihm ein, ein Killer zu sein: "Steh auf und greif an, ob du recht hast oder nicht. Ob sie dich verachten oder belächeln, verspotten oder verschmähen. Zeig es ihnen, verdammt noch mal, Donald, und sag niemals sorry." Am Ende hat er genau das getan und sie alle besiegt. Die Clintons und ihre mächtigen Freunde von der Wall Street. Die Gegner in der eigenen Partei, von der Dynastie der Bushs abwärts. Alle großen Zeitungen des Landes im Verbund mit den TV-Sendern und den Umfrageinstituten. Hollywood. Alle Stars und Sänger, die dieses Land aufzubieten hat, von Lady Gaga über Beyoncé und Jay Z bis zu Katy Perry. Gegen ihn waren die Uno, der Papst, ja fast die ganze Welt. Ihnen allen graute vor einem unberechenbaren Egomanen, der im Laufe seines Wahlkampfs alles und jeden beleidigte, Minderheiten ausgrenzte, Frauen verunglimpfte und die demokratische Grundordnung infrage stellte. Er ist ein Lügner und Sexist, ein Schwindler und Hochstapler -und der Mann der Zukunft. Eine Milliarde Dollar hatte Hillary Clinton aufgeboten, um Donald Trump zu besiegen. Und dennoch verloren.

Dieser Text könnte sich darin ergehen, vom Schreibtisch aus nach Ursachen zu suchen, Statistiken zu bemühen, Experten einzuflechten. Am Ende würde er wohl, geschickt zwischen den Zeilen verborgen, zum Schluss gelangen, dass die Hälfte der Amerikaner eher einfach gestrickte Unterbelichtete sind. Doch das wäre zu simpel, zu billig, zu weit weg von der Wirklichkeit. Trumps Sieg ist größer, tiefgehender. Er steht am Beginn einer neuen Weltordnung und am Ende eines Amerika, wie wir es kennen. Mit Folgen für Österreich, Europa und den Rest der Welt. Ist Trump nun der Triumph des Bösen, eine Anomalie im Räderwerk der Demokratie oder Ausdruck einer Zeitenwende?

Highway to Hell

Fahrt in eine Stadt, die uns Antworten liefern soll. Auf das Geschehene und das Kommende. Youngstown, Bundesstaat Ohio, ein Ort, in den Touristen eher selten gelangen. Auf dem Highway ist kaum Verkehr. Erst gleiten abgeerntete Felder am Fenster vorbei, Wälder im Gold des Herbstes, eine Landschaft im Indian Summer. Bis das Bild bricht. "Ende der staatlichen Erhaltung", steht auf der Tafel bei der Abfahrt vom Highway, der sogleich in eine Holperpiste übergeht. Verfallene Villen, bröckelnde Fassaden, Gras, das über Asphalt wächst, Hochhäuser in Art déco, die in den 1940er-Jahren zu wachsen aufhörten. Youngstown glich allem, was Amerika einmal war: Es war reich, aufstrebend, Sinnbild der Stärke, Ausdruck seiner Allmacht. 166.000 Einwohner hatte die Stadt zu ihrer besten Zeit in den Sechzigerjahren.

© Video: News

Heute ist sie arm, abgerutscht, angezählt und hat hunderttausend Bewohner weniger. Bruce Springsteen, die große amerikanische Rocklegende, widmete der Stadt einen Song. Er ist rau, dreckig und ehrlich - so wie Youngstown. Springsteen besingt darin Jobs, die dem Teufel gerade recht wären. Sie gab es einst zuhauf in den Stahlwerken der Stadt. Über eine Länge von 25 Meilen zogen sie sich den Mahoning River entlang. Eines neben dem anderen, dicht an dicht, bliesen sie Schmutz in die Luft und pumpten ihr Gift in den Fluss. Stolze Arbeiter gossen in den Hallen den Stahl für Bomben, die auf Hitler-Deutschland niederprasseln sollten. Die Löhne waren gut, zu tun gab es reichlich, Gewerkschafter sorgten im Verbund mit der Demokratischen Partei für ihre Leute. Bis 1977 die ersten Werke schlossen. Quasi über Nacht. In einer Woche wurden 8000 Menschen arbeitslos, in der nächsten 5000 mehr. Die Stellen wurden ausgelagert und außer Landes geschafft, mitsamt den Fabriken nach Mexiko und überall dorthin, wo Arbeit billiger war.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott 1920 wurde in Youngstown eine Mustersiedlung für Arbeiter gebaut. Frank Smith ist ihr letzter Bewohner

Den Arbeitern erklärte es keiner. Man ging lieber dazu über, sie Modernisierungsverlierer zu nennen. Doch welche Moderne ist das, in der ein durchschnittlich talentierter Mensch nur noch wie Ballast für die Begabten wirkt? Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollte Youngstown weitere 50.000 Stellen verlieren. In den USA verschwanden seit 1990 fünf Millionen Jobs für Fabrikarbeiter. Wer es wagte, die Verheißungen der Globalisierung infrage zu stellen, galt als dummer Nichtsnutz, der zu langsam war für den Zug der Zeit, der ohne Rücksicht nach vorn preschte.

Während Ohio von Wahl zu Wahl zwischen Demokraten und Republikanern wechselte, blieb die Region um Youngstown noch lange eine Erbpacht der Partei der Kennedys, Clintons und Obamas. Wen sie auch aufstellten, die Stimmen waren ihnen sicher. Das sollte sich auch nicht ändern, als es nun galt, Hillary Clinton ins Weiße Haus zu hieven. Ein Lokal ist für den Wahlkampf angemietet worden. Dort, an der Market Street, zwischen Burgerketten und Bordellen, Pfandleihern und Kredithaien, also dem, was an Jobs noch übrig ist in Youngstown, liegt das Epizentrum einer raffiniert ausgeklügelten Strategie. Es grüßt einen Jed, ein schlauer Kerl, Diplom von der Eliteuni und eigens aus D.C., der Hauptstadt, eingeflogen. Seit Monaten grübelt er hier über Plänen für den Häuserwahlkampf, verfügt über eine Heerschar an bezahlten und freiwilligen Helfern, die zielgerichtet den Boden für Clinton ebnen sollten. Washington lieferte dafür eigens aufbereitetes Datenmaterial. Teuer gekauft, durch Algorithmen optimiert, sollte es sagen, wer wann wo wie und warum ins Clinton-Lager geholt werden kann.

Im Clinton-Büro ist die Atmosphäre Außenstehenden gegenüber kühl, um nicht zu sagen abweisend. Ein bisschen "geek speak", also durch technische Begriffe angereichertes Gefasel, und dann bitte Abgang. "Ground game is king" - nichts geht ohne Klinkenputzen, sagt ein weiterer, aus Boston abkommandierter Helfer im Solde Clintons. Für ihn ist Ohio sonst eher ein "fly-over country" - also ein Bundesstaat, den man aus dem Flieger betrachtet, während man schnell einmal von New York City ins Silicon Valley jettet. Abgang, nun aber wirklich.

Trump, Held des Rosts

Die Geschichte von Youngstown ist die Erzählung zahlloser Städte im amerikanischen "Rostgürtel". So wird eine alte Industrieregion im Nordosten der USA genannt, die sich von Pennsylvania über Ohio bis nach Michigan und Wisconsin zieht. Kohle, Stahl, Autos. Alles, woraus ein amerikanischer Traum entstand, war hier zu Hause. Und mit ihm die Demokratische Partei, Schutzherrin der Arbeiter, Verfechterin ihrer Interessen. Heute ist der Traum so zerfallen, zerbrochen und zugenagelt wie viele verlassene Häuser in Youngstown. Trumps Kampagnenstrategie bestand von Beginn an darin, sich in diesem Rostgürtel den Sieg zu sichern. Mexiko, eine Mauer, hohe Zölle und viel derbe Kritik an den verhassten und korrumpierten Eliten im fernen Washington, das griff.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott Im "Rust Belt", dem dahinsiechenden Industriegebiet um die großen Seen, gewann Trump die Wahlen

Letztlich würde Trump, der Demagoge mit den einfachen Antworten, all diese Staaten für sich reklamieren und in keiner anderen Region größere Gewinne einfahren. Der Bruch ist so radikal, als würden die Grünen plötzlich Niederösterreich regieren und die ÖVP in Wien eine absolute Mehrheit holen.

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Trumps Leute stehen entlang einer Ausfallstraße. Mit amerikanischen Fahnen in der Hand und an die Hüfte gelehnten selbst gebastelten Schildern, die Hillary in den Knast wünschen. "Hupe einmal für Trump", lautet der Aufruf an die Vorbeifahrenden. Und bald ist vor lauter Gedröhne kaum noch zu hören, was eine wie Tracey Winbush über Trump zu sagen hat. Sie ist schwarz, herzlich und gesprächig. Ohne zu zögern, erzählt sie, wie schwer es ihr anfangs fiel, einen wie ihn zu unterstützen. Ja gar als Chefin der örtlichen Republikaner Wahlkampf für Trump zu machen. Eine schwarze Frau als Fan für einen, der in der Presse jeden Tag eine Etage tiefer in den Rassismus abglitt? Dann kam er nach Youngstown, sie lernte ihn kennen, löschte über Nacht Tausende ihrer früheren Tweets und fing an zu glauben, dass Trump nicht nur Amerika, sondern auch Youngstown wieder groß machen würde.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott Tracey Winbush, die Chefin der Republikaner in Youngstown, organisierte den Wahlkampf vor Ort

Und nun steht sie mit den Helfern an der Straße, kriegt keinen Cent und freut sich über jedes Hupen. Denn es macht auch ihre Republikaner wieder groß. Eine Partei der Reichen, die unter ihrem Präsidenten Ronald Reagan in den Achtzigern dem Gedanken anhing, die Steuern für Wohlhabende nur lange und tief genug senken zu müssen. Wenn sich der volle Tisch der Reichen erst biegt, würden schon auch Brotkrümel für die Untersten in der Gesellschaft abfallen, so die Vorstellung. Seither ist die Schere zwischen Arm und Reich in den Staaten ins Groteske abgeglitten. Ein Promille der Bevölkerung besitzt so viel wie neunzig Prozent der anderen.

Verratene Seele Amerikas

Die, die neben Tracey Winbush an der Straße stehen, sind von den Dollarmillionen allerdings meilenweit entfernt. Es sind Stahlarbeiter, Krankenschwestern, Fernfahrer, Polizisten oder Kellnerinnen. Mütter mit Kindern, die zwei oder drei Jobs haben, um irgendwie über die Runden zu kommen. Einfache Männer, die vormittags Päckchen ausliefern, nachmittags an der Tankstelle aushelfen und nachts mit dem Colt das Gelände irgendeiner Firma bewachen. Es ist die in Politikerreden oft beschworene Seele Amerikas. Oder deren verratener Rest. Sie sind nicht die Ärmsten der Armen, aber die Vergessenen einer Zeit, die sie nicht mehr braucht. Ihre Geschichten gleichen einander. Ihre Werte wirken liberalen Eliten wie aus der Zeit gefallen. Gut für einen schnellen Witz. Und besser, um die Nase über sie zu rümpfen. Vertrauensvoll erzählen sie einem Fremden ihre Geschichten, die zu lange keiner mehr hören wollte. Sie handeln von Heimat und Fremdheit, dem Gefühl, die Welt um einen herum nicht mehr zu verstehen, sich nicht mehr aufgehoben und geborgen zu fühlen und nur noch ständig zu kämpfen, um irgendwie nicht zu ertrinken. In einer Stadt, die durch die Hölle ging, die zu den gefährlichsten des Landes zählt, voll von Drogen und Schmutz, aber auch Kraft und Trotz, strengt das mehr an als irgendwo an der Küste, wo Clintons Fans leben.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott Stephanie und Ryan Lewis sind verheiratet. Sie ist für Clinton, er ist "bekennender Chauvinist" und wählt Trump

Einen Haufen Erbärmlicher nannte Clinton die Trump-Wähler noch vor Wochen. Auf die Entschuldigung folgte aber keinerlei Mitleid und schon gar kein Versuch, sie zu verstehen. Die Abscheu, sich ihrer anzunehmen, ist zu groß. Leichter fällt es, sie Fanatiker, Sexisten und Rassisten zu nennen. Das mag auf etliche von ihnen auch zutreffen, doch keiner wurde als solcher geboren. Bis Trump, der "Killer", in die Stadt kam. Er machte Unsägliches sagbar und brachte Dämme zum Brechen. Seither steht im Vorgarten des einen Hauses das Wahlschild für Clinton und beim Nachbarn schon das für Trump.

Zwei Frauen, ein Schicksal

Bei Gaile Hite, einer Frau von 64 Jahren, hat der "Killer" Beute gemacht. Sie ist Krankenschwester und in Youngstown aufgewachsen. Sie hat die Stadt sterben sehen, Drogenverkäufer beim Dealen im verbarrikadierten Haus nebenan beobachten können und sich selbst an einen besseren Ort gewünscht. Sie fürchtet die Zuwanderung, glaubt Europa wegen der vielen Muslime schon dem Untergang nahe und empfindet für Hillary Clinton nur Verachtung. Elitär, abgehoben, zu viel übrig für all die Minderheiten und keinen Bezug zur Realität derer, die sie wählen sollen. Das mag zwar auch auf ihren Helden Trump zutreffen, doch der verbirgt es geschickter, kaschiert es hinter simplen Phrasen und markigen Sprüchen. Gaile kann gar nicht aufhören, ihn zu preisen. Er wirkt wie der Erwecker auf sie, ein Prediger, dem man vieles verzeiht, weil er eine gefühlte Wahrheit in Worte kleidet. Man könnte Gaile Hite nun, wie Clinton es tat, eine Erbärmliche nennen, eine Fanatikerin, eine Rassistin. Sie mit einem der Totschlagworte betiteln, die jede weitere Debatte beenden, sie brandmarken und bloßstellen. Doch diese Gaile Hite hat, wie so viele der neuen Trump-Fans, noch 2008 stolz Obama gewählt, den Mann, der auch für sie damals Hoffnung und Wandel verkörperte.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott Patti Duncan wuchs in einer Zeit auf, als Sexismus, wie Trump ihn lebt, allgegenwärtig war. Sie setzte auf Clinton

Ein paar Blocks weiter wohnt Patti Duncan, eine Frau, nur zwei Jahre älter als Gaile Hite. Auch sie hat einst für Obama gestimmt. In ihrem Vorgarten steht nun aber ein großes Schild für Hillary. Die beiden Frauen teilen ähnliche Biografien, hatten eine Jugend inmitten einer Stadt im Untergang, gefolgt von einer Immobilienkrise, die reihenweise Exekutoren in die Straßen des Viertels spülte. Sie sind Kämpferinnen, haben das Herz auf dem rechten Fleck und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Patti sitzt am frühen Wahlabend noch gefasst in ihrem wohlig eingerichteten Wohnzimmer. Sie hat Wein geöffnet, Snacks vorbereitet und Freundinnen eingeladen. Es soll die Nacht werden, an dem ein ganzes Leben Gerechtigkeit erfährt.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott Patti Duncan verehrt Hillary Clinton. Als sie das Wahlergebnis im TV erfährt, kann sie ihren Augen kaum trauen

Die Wahl der ersten Präsidentin. Eine Frau, die die gläserne Decke, die Frauen am Aufstieg hindert, endlich durchstößt. Patti verehrt Hillary, bewundert deren Kraft, sich durch nichts und niemanden unterkriegen zu lassen. Patti, die erst in ihren Dreißigern das College nachholte, später Jus studierte, um danach für die Armen in einer gemeinnützigen Mietervereinigung zu kämpfen, weiß, was auf dem Spiel steht. Sie kann sich noch an Zeiten erinnern, die heute auf ihre Tochter und Enkeltochter fremd wirken mögen. Damals, als Männer einen in der Arbeit ganz selbstverständlich angrapschten, dann schmutzig lachten und wussten, dass die Frauen aus Angst, den Job zu verlieren, schweigen würden. Damals, als Sager, wie sie Trump in seinem berüchtigten Video fallen ließ, nicht einmal ein Kopfschütteln hervorgerufen hätten. Das Damals sollte an diesem Abend im Früher verschwinden. Doch mit jeder Stunde, die verging, mit jedem Sieg, den Trump in einem Bundesstaat einfuhr, der als Bastion Clintons galt, schwand Pattis Hoffnung. So lange, bis sie Schwierigkeiten hatte, die Tränen zu unterdrücken.

© Video: News

Die Nacht der Allmacht

Gaile kann derweil ihren Augen kaum trauen. Gebannt starrt sie auf einen großen Bildschirm, ein paar Straßen weiter, drüben im Trump-Hauptquartier. Rund um sie sitzen weiße Männer mit Cowboyhüten und weiße Frauen mit Jacken aus der Landesfahne. Was im Fernsehen gesprochen wird, ist kaum zu verstehen, da ein Typ, sobald Hillary Clinton am Schirm auftaucht, "Sperrt sie ein!" in ein Megafon brüllt und die Menge das johlend wiederholt. Doch Gaile ist glücklich. Trump steht knapp vor dem Sieg. Seine Saat ist aufgegangen, seine Versprechen haben Niederschlag gefunden, der Brandbeschleuniger, den er vergoss, hat ein riesiges Feuer im ganzen Rostgürtel entfacht.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott Wie das Frauchen, so das Wauwauchen: Diese Youngstownerin wählte Trump. Ihr Hund musste mitmachen

An den Tischen wird schon beratschlagt, was er wohl als Erstes machen wird, sobald er im Jänner ins Weiße Haus einzieht. Gleich mit dem Mauerbau zu Mexiko beginnen oder doch lieber zuvor die verhasste verpflichtende Krankenversicherung, Obamacare genannt, aufheben? Ist es besser, Hillary Clinton vorsorglich einzusperren, oder soll man ihr erst den Prozess machen? Und wie lange wird es dauern, bis die ersten Firmen, die nach Mexiko gingen, kriechend nach Youngstown zurückkehren? Auf jeden Fall ist es bald vorbei mit dem militärischen Wahnsinn in Übersee. Irak, Syrien, Libyen, alles schiefgelaufen, weil der Versager Obama so schwach war. Nun folgt Härte, Stärke, ein Amerika, auf das man wieder stolz sein kann, wie Trump später in seiner Siegesrede sagen wird.

"Die vergessenen Menschen unseres Landes werden nicht länger vergessen bleiben", versprach er auch, als um drei Uhr Früh klar ist, dass er der 45. Präsident Amerikas wird. Gaile hat Tränen in den Augen. Mit der einen Hand wischt sie sich aus dem Gesicht, mit der anderen hält sie ihre Handykamera auf den Fernsehschirm. Der Killer wirkt auf die Menschen im Saal in diesem Moment wie ein Prediger, ein Heiler, wie einer, der Wunden schließen, Narben vergessen lassen soll. Aber löscht er auch den Flächenbrand, den er entfachte? Die Erwartungen an ihn sind so groß wie die leeren Versprechungen, die er abgab. Das vergessene Amerika hat seine Stimme gefunden. In einem, der nicht wie Gaile oder Patti ihr Leben darauf ausrichtet, anderen zu helfen, sondern der sich stets selbst der Nächste war. Nach dem schmutzigsten aller Wahlkämpfe wacht das eine Amerika am Ziel seiner Träume auf, während sich das andere am Anfang eines nicht enden wollenden Albtraums wiederfindet.

US-Wahl in Youngstown
© News/Ricardo Herrgott

Bruce Springsteen, der im Wahlkampf noch für Clinton warb, lässt seinen Youngstown-Song jedenfalls nicht gut enden. Der verratene Arbeiter sieht darin für sich nur noch im Jenseits die Hoffnung auf Arbeit und ein wenig Glück. Im Himmel aber würde er den Job nicht gut hinkriegen: "Ich bete, dass mich der Teufel holt, damit ich an den fauchenden Hochöfen der Hölle stehen kann."

Bevor es aber so weit ist, erhält Donald Trump noch seine Chance.

© Video: news.at

Kommentare

Henry Knuddi
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1933 versprach der adi für jeden arbeit und wohlstand ...
man baute autobahnen noch und nöcher, man baute eisenbahn aus
man baute industrie aus ...es war für die rüstung ...
dann hatte man den polenkrieg angezettelt,
die folge war dann der westkrieg und der stalin-hiltler-pakt
ja danach kam russland dran und dann kam die wende
übrig blieb ein trümerhaufen in ganz europa

Henry Knuddi
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1945 begann der wiederaufbau mit nachfolgender hochkonjuktur, die dann abflachte und konzerne nach fernost gingen, übrig blieben die arbeitslosen ...
wenn jetzt jemanden verspricht arbeit zu schaffen, dann kann das nur für rüstung sein, weil kein mensch 10 geräte der selbigen art braucht ....
neue industrie wird es kaum geben, weil die banken fast keine kredite vergeben und lieber spekulieren und

Henry Knuddi
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evt. in insolvenz geraten, weils falsch spelkuliert haben oder einfach nur zu gierig waren.
die alten weissheiten werden nicht beachtet. 3er-sache(1x fest, 1x spekulation, 1x reserve) wer mit eigenen kapital spekuliert, kann das steuern, wer mittels kredit das macht, der verliert alles
das gilt für alle
wenn man spekuliert muss man den markt beobachten, wenn man urlaub macht, darf man nicht spek..

naja.. gibt sich ja selber die antwort:die EINEN die geld machen ohne ende, ohne rücksicht auf verluste. und die anderendie übrigbleiben.und dann kommt einer der verspricht das zu ändern. na KLAR würden alle die wählen die so weitermacht wie bisher.ihr abgehobenen journalisten,ihr könnt das natürlich nicht verstehen,kriegt ihr doch monatlich euer gehalt

Die Wahlergebnisse, nicht nur in USA, zeigen doch deutlich die Abdrift von den etablierten erfolgsverwöhnten Parteien zu neuen viel versprechenden Vereinigungen, denen kein Mittel für einen Erfolg zu schlecht ist. Und warum ? Weil man in den, sagen wir alten Parteien, wohl wählen soll, aber keine angemessene Vertretung für die breite Masse erhält. Vor der Wahl HUI ! Nachher PFUI !

manicmonday melden

Was ist das bloß für ein Gejammer? Es gibt tausende "Geisterstädte" in Amerika. Diese Städte wurden gebaut, weil es einst Arbeit für die Menschen gab, egal ob durch Goldrausch oder Eisenbahnbau, was auch immer. Sobald kein Profit mehr zu machen war, wanderten die Menschen ab. Das ist ja bei uns genau so. Die Randgemeinden werden immer kleiner, weil die jungen in die Städte marschieren um einen Job

manicmonday melden

zu bekommen. Das ist doch überall so - eben die Realität - nur wenige bleiben, wenn überhaupt!

"Am Ende würde er wohl, geschickt zwischen den Zeilen verborgen, zum Schluss gelangen, dass die Hälfte der Amerikaner eher einfach gestrickte Unterbelichtete sind."
Das stimmt natürlich nicht - es sind mindestens 90%. und nicht einfach nur unterbelichtet, die dümmste Nation auf diesem Planeten, und nicht nur weil sie Trump gewählt haben. Eine Welt ohne Amis, wie schön wäre die wohl..

RobOtter

Youngstown ist eine dieser typischen Amerikanischen Städte die am Reißbrett geplant wurden. 500km2 reiht sich ein Reihenhaus um das andere rund um ein gerade mal 2 km2 großes Zentrum. Diese Stadt wurde nur gebaut um Arbeiter für die Indurstrie heranzuschaffen.
Ob jetzt die aktuelle Arbeitslosenrate von 7% eine amerikanische Katastrophe darstellt frage ich mich allerdings...

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