Der letzte BH aus Österreich

Sinkender Umsatz, steigende Produktionskosten: Wäschehersteller Triumph schließt

Was vor 129 Jahren in einer Scheune in Baden-Württemberg mit sechs Nähmaschinen und sechs Angestellten begann, ist heute eines der größten Unterwäsche-Unternehmen der Welt. Triumph International, im Jahr 1886 vom Korsettmacher Johann Gottfried Spiesshofer und dem Kaufmann Michael Braun gegründet, ist heute mit 49 Tochtergesellschaften in 120 Ländern vertreten. Weltweit machte das Unternehmen 2013 1,8 Milliarden Euro Umsatz.

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Triumph-Schliessung - Der letzte BH aus Österreich

Am meisten Wäsche aus dem Haus Triumph wird in Japan und Deutschland gekauft. In Deutschland ist jeder fünfte BH, der über den Ladentisch geht, von einer der vier Marken aus dem Haus Triumph (Triumph, Sloggi, Mamabel, Trication). Auch China, die skandinavischen Länder, Frankreich und Italien zählen zu den Hauptumsatzmärkten des Unternehmens.

Trotzdem bewegt sich Triumph auf hartem Pflaster: 2011 lag der globale Umsatz noch bei 1,9 Milliarden Euro. Die Österreich-Tochter verzeichnete 2013 einen Umsatzrückgang von 141 auf 132,1 Millionen Euro. Auch die Erlöse fielen in diesem Jahr von 37,5 auf 32,8 Millionen Euro zurück.

© Heinz Stephan Tesarek/News

Deshalb befindet sich das Unternehmen mit Konzernzentrale im schweizerischen Zurzach derzeit in einer Transformationsphase. „Bis Ende 2017 sollen Prozesse angepasst werden, um das Unternehmen agiler und zukunftsfähiger zu machen“, sagt Kay Zumkley, der Geschäftsführer der Österreich-Tochter zu News. Vor dem Hintergrund schrumpfender Märkte, steigender Produktionskosten und global schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen und Wechselkurseffekte solle die globale Lieferkette optimiert werden, heißt es in einer Unternehmensaussendung.

Deshalb schließt Triumph das Nähzentrum im burgenländischen Oberwart mit 210 Arbeitsplätzen. Auch ein Produktionsstandort im ungarischen Dunaújváros mit 412 Arbeitsplätzen wird noch dieses Jahr geschlossen. Diese Entscheidungen haben den Verlust von 170 Arbeitsplätzen in der Österreich-Zentrale in Wiener Neustadt zur Folge. Dort will man sich künftig in einem Kompetenzzentrum für die Marke sloggi auf die Vorproduktion konzentrieren.

Weltweit beschäftigt das Unternehmen 33.000 Mitarbeiter, knapp 15.000 davon arbeiten in der Wäscheproduktion. In Österreich hat Triumph zur Zeit noch 1.060 Mitarbeiter. Nach der Umstrukturierung werden noch 680 Menschen im Unternehmen tätig sein, knapp die Hälfte davon im Verkauf. Näherinnen-Stellen gibt es keine mehr.

In Westeuropa wird nun nur noch bei einem Standort nahe Lissabon produziert. Mittelfristig soll sich die Produktion aber in den Fabriken in Marokko, Indien und Vietnam ausgelagert werden. Der letzte in Österreich produzierte Triumph-BH wurde am Dienstag, 21. Juli, in Oberwart fertig gestellt.

Die Reportage über den letzten Arbeitstag der Näherinnen von Oberwart, lesen Sie im aktuellen News in Ihrem Zeitschriftenhandel oder als E-Paper-Version.

Kommentare

Oberon


Ramsch statt Qualität? Nein, Danke!

Die Lieferkette soll optimiert werden, daher die Auslagerung in Billiglohnländer. Alles klar. Die Lieferkette ist also erst dann optimal, wenn das Produkt quer über den Globus transportiert wird.

Wieder was dazu gelernt. ICH dachte nämlich in einer meiner misstrauischen Anwandlungen, es geht um
Gewinnmaximierung!

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