Traumjob Flugbegleiterin:
Von wegen nur "Saftschubse"

Diese Menschen retten im Notfall Leben.

von Austrian Airlines © Bild: Austrian Airlines
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© Austrian Airlines Markus Jungmeier

Es gibt drei Assoziationen, die die meisten wohl mit Stewardessen verbinden: Ein gepflegtes Äußeres, Notausgänge und den Begriff "Saftschubse". Abgesehen von den Höhenmetern - was unterscheidet eine/n FlugbegleiterIn von einer/m Kellnerin?

Jungmeier: "Der Service am Gast ist nur ein Teil der umfangreichen Ausbildung unserer Flugbegleiter. Von der restlichen Ausbildung – dem Sicherheitsteil - werden unsere Gäste hoffentlich nie etwas zu sehen bekommen, sie treibt aber so manchen Kursteilnehmer an seine/ihre Grenzen. Eine Hijackingübung (Anm.: simulierte Entführungssituation) mitzuerleben und die damit als Crew verbundene Verantwortung zu spüren ist nur ein Aspekt, den man in der Basisausbildung erlebt. Außerdem bekommen unsere Kursteilnehmer eine Ausbildung in Erste Hilfe, denn wenn in 10000 m Höhe ein medizinischer Notfall eintritt und kein Arzt an Bord ist, der helfen kann, sind unsere FlugbegleiterInnen auch kurzzeitig als Rettungshelfer eingesetzt.

Das Thema Konfliktmanagement ist ebenfalls ein Schwerpunkt in der Ausbildung. In einer engen Röhre auf 10000 Metern Höhe kann es schon mal vorkommen, dass es zu einem Konflikt kommt. Und jeder Konflikt stellt ein potentielles Sicherheitsrisiko dar. Daher ist auch in diesen Situationen Empathie und Courage gefragt. Die FlugbegleiterInnen lernen in der Ausbildung einen entstehenden Konflikt zu erkennen und zu deeskalieren, sodass der Konflikt erst gar nicht entsteht."

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Was lernen Austrian-Flugbegleiter bei ihrer Grundausbildung?

Jungmeier: "Die Ausbildungsdauer bei Austrian Airlines beträgt insgesamt 7 Wochen. Ein Schwerpunkt sind die Sicherheitsstandards inkl. Erste Hilfe sowie Security Themen. Das zweite zentrale Thema in der Basisausbildung ist die Stärkung der Dienstleistungsorientierung. Dies ist für uns als Qualitätscarrier natürlich besonders wichtig. Daher werden die FlugbegleiterInnen in Kommunikationsskills und ihrem Auftreten dem Kunden gegenüber sehr intensiv geschult. Der Umgang mit den unterschiedlichsten, fremden Kulturen wird ebenfalls trainiert."

Wie sieht es mit einer speziellen "Sicherheits-Ausbildung" aus?

Jungmeier: "Ein großer Teil des so genannten 'Flight Safety Trainings' findet im Flugsimulator von Austrian Airlines statt. Mit dem Flugsimulator (Mock up) können sehr viele Situationen simuliert werden , u.a. Notlandungen, Einknicken eines Fahrwerkes und dadurch ausgelöste Schiefstellung sowie verschiedene Gefahrensituationen in der Kabine (z.B.: Rauch/Brand auf der Toilette oder im Handgepäcksfach), etc. Das Training wird mit einem Kurs durchgeführt, der aus 22 angehenden Flugbegleitern besteht. Für jede Simulation wird eine Crew aus dem Kurs ausgewählt. Die anderen Flugbegleiter des Kurses beobachten die Übung und werden gegebenenfalls auch evakuiert."

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Wie viele Menschen leiden in Österreich eigentlich an Flugangst?

Jungmeier: "Rund 25 Prozent aller Erwachsenen sind von Flugangst betroffen. Das Gefühl des Kontrollverlusts, die Veränderung des Luftdrucks in der Kabine oder auch Turbulenzen während des Flugs führen meist dazu, dass die Betroffenen nervös werden oder Flüge zur Gänze meiden. Nichts desto trotz ist das Flugzeug das sicherste Transportmittel weltweit."

Warum haben Menschen Angst vor dem Fliegen? Immerhin gilt das Flugzeug als sicherstes Verkehrsmittel.

Jungmeier: " Grundsätzlich ist wichtig zu wissen, dass Flugangst kein individuelles "Einzelschicksal" ist, unter dem man lebenslänglich leiden muss. Flugangst ist gut in den Griff zu bekommen und mit entsprechender Unterstützung effizient behandelbar. Vor allem die kognitive, gedankliche Komponente spielt eine große Rolle – hierfür ist entsprechende unterstützende Begleitung und Erklärung meist gut wirksam."

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