Zehntausende trauerten um Terroropfer

Ministerpräsidentin: "Angriff auf Juden ist ein Angriff auf Dänemark - auf uns alle"

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Kopenhagen - Zehntausende trauerten um Terroropfer

"Wir bestehen auf unsere Freiheit. Wir passen aufeinander auf", hieß es weiter. An der Gedenkfeier nahmen rund 40.000 Menschen teil.

Ein Attentäter hatte am Wochenende bei zwei Anschlägen einen Filmemacher und einen Wachmann jüdischen Glaubens getötet. Polizisten erschossen den 22-jährigen Terroristen bei einer versuchten Festnahme.

"Angriff auf uns alle"

Thorning-Schmidt sagte: "Ein Angriff auf die Juden ist ein Angriff auf Dänemark - auf uns alle." Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Kopenhagen, Dan Rosenberg Asmussen, rief Muslime und Juden zu Zusammenhalt auf. "Unsere gemeinsame Herausforderung ist der Extremismus", sagte er bei der Feier nahe des ersten Anschlagsortes.

Die israelische Regierung hatte zuvor mit ihrem Auswanderungsaufruf an die in Europa lebenden Juden deutlichen Widerspruch geerntet. Die Juden hätten ihren Platz in Europa und im Besonderen in Frankreich, sagte etwa Frankreichs Staatspräsident Franois Hollande. "Die Situation in Europa ist nicht so schlimm, das Leben in Europa ist nicht so katastrophal", sagte Dänemarks Chefrabbiner Jair Melchior

Mutmaßliche Komplizen festgenommen

Die Polizei nahm indes zwei mutmaßliche Komplizen des 22-Jährigen fest, die wegen Verdachts der Mithilfe in Untersuchungshaft kamen. Sie sollen dem Attentäter "mit Rat und Tat" geholfen haben, wie die Polizei mitteilte. Medienberichten zufolge besorgten die Männer dem Attentäter Waffen, was die Polizei zunächst nicht bestätigte.

Gewehr aus Armeebeständen

Ein vom Täter verwendetes Gewehr wurde aus Armeebeständen entwendet. Die Waffe sei zusammen mit 43 weiteren Exemplaren vor sechs Jahren bei einem Raubüberfall auf eine Kaserne im Osten der Insel Seeland erbeutet worden, teilte Staatsanwalt Stig Fleischer dem dänischen Sender DR1 mit. Der in Dänemark geborene Attentäter war der Polizei wegen Gewaltdelikten und Verstößen gegen das Waffengesetz bekannt. Hinweise auf ein islamistisches Motiv mehren sich. Der arabischstämmige Todesschütze wollte sich einem Medienbericht zufolge der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien anschließen.

USA sichern volle Unterstützung zu

US-Präsident Barack Obama sicherte der dänischen Regierung nach den Anschlägen die Solidarität der USA zu. Wie das Weiße Haus mitteilte, telefonierte er am Montag mit Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt. Die beiden Politiker seien sich einig darin, gemeinsam Bedrohungen der Meinungsfreiheit sowie Antisemitismus begegnen zu müssen.

Polizisten durchsuchten Wohngebiet

Nach den Terroranschlägen von Kopenhagen haben Polizisten Medienberichten zufolge ein Wohngebiet durchkämmt. Laut dem dänischen Rundfunk durchstreiften in der Nacht zum Dienstag bis zu 50 Beamte den Mjölnerparken im Stadtteil Nörrebro, wo der Attentäter vom Wochenende gewohnt haben soll.

Die Polizei bestätigte dem Sender, dass den Ermittlern ein junger Mann in Tarnkleidung entkommen sei. "Wir suchen nun danach, was er weggeschmissen haben könnte, als er vor uns weggelaufen ist", sagte ein Sprecher. Mehrere Kellerräume seien mit Hunden durchsucht worden. Dass die nächtliche Aktion mit den Terroranschlägen zusammenhänge, bestätigte er nicht.

Verdächtiger Brief gefunden

Nach dem Fund eines verdächtigen Briefs am ersten Terror-Tatort in Kopenhagen haben Sprengstoffexperten das Gelände am Dienstagmorgen untersucht. Mit Hunden fahndeten Ermittler an dem Kulturcafe "Krudttönden" im Stadtteil Österbro nach Spuren. Mehrere Polizeiwagen standen an dem abgesperrten Gelände, wo ein Terrorist am Wochenende einen 55-Jährigen erschossen hatte. "Untersuchung abgeschlossen. Keine Hinweise auf Sprengstoffe", hieß es später.

Der Brief enthalte Botschaften, die in Zusammenhang mit dem Attentat am Samstag stünden, sagte die Polizei der Nachrichtenagentur Ritzau. Es handle sich aber nicht um hasserfüllte Aussagen, hieß es. Angeblich hätten Mitarbeiter des Kulturcafes die Ermittler alarmiert.

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