Der bewegende Fall von
Todeskandidat Richard Glossip

Viele zweifeln an seiner Schuld - seine Hinrichtung wurde jetzt erneut verschoben

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Fakten - Der bewegende Fall von
Todeskandidat Richard Glossip

Die aktuelle Situation

Richard Glossip sitzt derzeit im Oklahoma Staatsgefängnis in McAlester in der Todeszelle. Mary Fallin, Gouverneurin des US-Bundesstaates Oklahoma, hat kurz vor der geplanten Hinrichtung von Glossip einen Aufschub von 37 Tagen bekanntgegeben, wie US-Medien berichten. Während dieser Zeit soll nicht etwa der Fall selbst geprüft werden, sondern ob der tödliche Giftcocktail, der zum Einsatz kommen soll, rechtlich zulässig ist. Neuer Termin für die Hinrichtung ist voraussichtlich der 6. November.

Glossip wäre die erste Person gewesen, die mittels eines neuen, umstrittenen Giftcocktail hingerichtet werden sollte, wie CNN berichtet. Das neuartige Sedativ-Gemisch enthält Kaliumacetat statt dem bisher verwendeten Kaliumchlorid. Ob der Einsatz des neuen Chemikalie zulässig ist, soll nun binnen 37 Tagen geprüft werden. "In letzter Minute sind Fragen über das Hinrichtungsprotokoll und die Chemikalien, die für die tödliche Injektion verwendet werden sollen, aufgetaucht", erklärte Fallin in einer Stellungnahme. Nach Rücksprache mit dem Generalstaatsanwalt und der Gefängnisbehörde habe sie den 37-tägigen Aufschub beschlossen, um diese Fragen rechtlich zu klären.

Die Hintergründe zum Fall

Glossip ist wegen des Mordes am Motelbesitzer Barry Van Treese, seinem damaligen Boss, zum Tode verurteilt worden. Der Motelbesitzer ist am 7. Jänner 1997 erschlagen worden. Kurze Zeit später gestand der zu diesem Zeitpunkt 19-jährige Justin Sneed die Tat. Er war als Gelegenheitsarbeiter ebenfalls für den Motelbesitzer tätig. Sneed gab an, Treese mit einem Baseballschläger getötet zu haben und beschuldigte gleichzeitig Glossip, ihn zu der Tat angestiftet zu haben. Die Aussagen von Sneed sind allerdings widersprüchlich. Sneed erhielt als Gegenleistung für sein Geständnis und die Kooperation mit der Polizei lediglich eine lebenslange Haftstrafe anstatt der Todesstrafe. Glossip hingegen wurde gleich zweimal zum Tode verurteilt: Zum ersten Mal ist er 1998 verurteilt worden, zum zweiten Mal im Jahr 2004 im Zuge der Wiederaufnahme des Verfahrens. Zwingende Beweise, die Glossip mit dem Ort des Verbrechens in Verbindung bringen, gab es in den Verfahren kaum - die Verurteilungen basieren hauptsächlich auf den Aussagen von Sneed.

Der Todeskandidat selbst beteuerte stets seine Unschuld: "Ich versuche sie mit allen Mitteln davon abzuhalten, mich zu töten, weil ich unschuldig bin", sagte er diesen Sommer gegenüber der Nachrichtenseite "The Intercept".

Viele Menschen haben mittlerweile erhebliche Zweifel an der Schuld von Glossip geäußert - allen voran Freunde und Familienmitglieder des 52-Jährigen. Aber auch Prominente wie Schauspielerin Susan Sarandon haben sich bereits dafür eingesetzt, dass ihm die Todesstrafe erspart bleibt.

Glossip und das Ende der Todesstrafe

Der Fall von Glossip ist in den USA auch deshalb so bekannt, weil der Todeskandidat gegen das Todesgift Midazolam geklagt hat. Die Chemikalie hat bei mehreren Hinrichtungen zu einem qualvollen Tod der Verurteilten geführt. So hat 2014 die Hinrichtung des verurteilten Mörders Clayton Lockett für Aufregung gesorgt: Der Mann hat sich 43 Minuten lang im Todeskrampf gekrümmt und gestöhnt, bis er schließlich verstorben ist. Glossips Klage ist sogar vor dem Obersten US-Gerichtshof gelandet, doch im Sommer 2015 hat das Supreme Court den Einsatz von Midazolam für rechtmäßig erklärt. Mittlerweile ist Glossip durch seine Bekanntheit und seinen Einsatz zum Symbol für das mögliche Ende einer Todesstrafe in Oklahoma geworden.

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